Birgit Uhlworm


 

 

 

 

 

Ich bin dann mal weg

Wie eine allein erziehende Mutter seit Jahren um den Unterhalt für ihre drei Kinder kämpft

MARION KAUFMANN

 

 

KÖNIGS WUSTERHAUSEN Gabriele F. hatte einen Traum. Als junges Mädchen wollte sie heiraten und zwei Kinder kriegen, einen Jungen und ein Mädchen. Sie wollte in ein schönes Haus auf dem Land ziehen, mit Garten und weißem Zaun drumrum und mit ihrem Mann gemeinsam auf der Gartenbank sitzen, während die Kinder auf dem Rasen toben. Von ihrem Traum ist nicht viel geblieben.

Kein Garten, kein weißer Zaun, kein Mann. Die 44-Jährige wohnt in einem Plattenbau in Königs Wusterhausen (Dahme-Spreewald). Einzig das mit den Kindern hat sich erfüllt. Inzwischen hat sie sogar drei, einen Jungen und zwei Mädchen. Jedes von einem anderen Mann. "Das klassische Vater-Mutter-Kind-Schema hat bei mir leider nicht funktioniert", sagt sie.

So wie ihr geht es vielen. 147 200 allein Erziehende leben in Brandenburg, die meisten davon sind Frauen. Viele von ihnen machen dabei eine bittere Erfahrung: Die Väter haben nicht nur kein Interesse an ihren Kindern, sie zahlen auch keinen Unterhalt. Immer öfter muss deshalb das Land in die Bresche springen. Mehr als 28 Millionen Euro Unterhalt hat das Land im Jahr 2006 anstelle der Väter gezahlt. Die Zahl der Kinder in Brandenburg, die wegen zahlungsunfähiger oder -unwilliger Väter Unterhaltsvorschuss bekommen, steigt. 2006 waren es rund 19 400 Kinder, 2005 noch etwa 18 600. "Mehr als die Hälfte der allein Erziehenden, die wir betreuen, bekommt kein oder nur unregelmäßig Geld von den Vätern", sagt Birgit Uhlworm, Geschäftsführerin des Landesverbands der Selbsthilfegruppen Alleinerziehender (Shia) in Königs Wusterhausen. Viele allein Erziehende kämpfen jahrelang um das Geld für ihre Kinder.

So wie Gabriele F. Bei jedem ihrer drei Kinder ist die Lage dabei eine andere. Ihr Ältester ist gerade 18 geworden. Seinen Vater hat er noch nie gesehen. Dabei fing alles so vielversprechend an. Gabriele F. hatte jung geheiratet, mit 24, doch die Ehe ging in die Brüche. Die hübsche Frau mit den dichten dunklen Locken lernte einen anderen Mann kennen – und wurde schwanger. "Mein damaliger Freund hat sich riesig gefreut, wollte das Kind unbedingt", erzählt sie. Doch als der Kleine auf der Welt war, wollte der Erzeuger vom Nachwuchs plötzlich nichts mehr wissen und stritt die Vaterschaft ab. Das Problem: Zum Zeitpunkt der Geburt war sie noch verheiratet, der Sohn galt automatisch als Kind der Ehe. Bis die Vaterschaft bewiesen und der tatsächliche Vater zur Verantwortung gezogen werden konnte, gingen fünf Jahre ins Land. Doch selbst dann war für Gabriele F. der Stress nicht vorbei. "Erst hat er gezahlt, dann wieder nicht, dann unregelmäßig", sagt sie.

Neuer Mann, neues Glück

Beim zweiten Kind sollte alles anders werden. Gabriele F. glaubte fest daran. Neuer Mann, neues Glück. Doch das Glück währte nicht lange. Die Beziehung ging auseinander. Was blieb, war eine gemeinsame, heute 15-jährige Tochter. "Am Anfang gab es keine Probleme", sagt Gabriele F. "Der Vater hat sich gekümmert und uns auch finanziell unterstützt." Bis zu dem Tag, als er arbeitslos wurde. Per Brief teilte er mit, dass er nicht mehr zahlen könne.

Den Fall erlebt Birgit Uhlworm oft. "Viele Väter, die ihren Job verlieren, lehnen sich zurück und denken, sie könnten sich ab sofort vor der Verantwortung drücken", sagt sie. Der Unterhalt für F.s Tochter wurde dem Vater nach langem Hickhack schließlich direkt vom Arbeitslosengeld abgezogen. Doch als der Vater wieder in Lohn und Brot war, blieben die Zahlungen erneut aus. "Beim Jugendamt wurde mir gesagt, man könne mir nur helfen, wenn ich den neuen Arbeitgeber meines Ex-Freundes kenne", erinnert sich Gabriele F. Doch den kannte sie nicht. Durch Zufall erfuhr sie irgendwann, wo ihr Ex inzwischen beschäftigt war. Seitdem bekommt die Tochter wieder Unterhalt.

Doch die Geldprobleme sind nicht alles, sagt Gabriele F. "Kinder haben ein Recht auf ihren Vater", sagt sie. Im Falle ihres Sohnes aber hat der Vater überhaupt keinen Kontakt zum Kind. Er hat weder erlebt, wie er seine ersten Schritte gemacht hat, noch war er bei der Einschulung dabei, noch hat er sich je zum Geburtstag gemeldet. Der Sohn hat das nicht verstanden. Was ist eigentlich mit Papa? Hat er mich nicht lieb? Es sind diese Fragen, die viel mehr belasten als die Sorgen ums Geld.

Beim dritten Kind, dachte Gabriele F., müsste sie sich keine Sorgen mehr machen. Diesmal sah alles nach Happy End aus. Ihr neuer Freund wollte eine Familie. Gabriele F. wurde schwanger. Ein Wunschkind. Die Familie zog in ein Häuschen im Grünen, so wie es sich Gabriele F. immer erträumt hatte. "Er war ein liebevoller Vater", sagt sie. Er habe sich sehr um die gemeinsame Tochter und die beiden größeren Kinder gekümmert. Doch als die Kleine eineinhalb Jahre alt war, trennten sich die Eltern. "Im gegenseitigen Einvernehmen", wie sie sagt. Am Anfang habe der Vater seine Tochter noch regelmäßig besucht. Dann kam er immer seltener. Irgendwann gar nicht mehr. "Von einem Tag auf den anderen hat das Interesse vollkommen aufgehört", sagt sie. "Er wollte nichts mehr von uns wissen." Unter der Adresse, die sie von ihm hatte, war niemand mehr zu erreichen. Die Tochter ist inzwischen elf Jahre alt. Sie kann sich an ihren Vater nicht mehr erinnern. Bezahlt hat er für sie bisher keinen einzigen Cent. Seit acht Jahren versucht Gabriele F. ihren Ex ausfindig zu machen – ohne Erfolg. Acht Jahre lang hat das Land Unterhaltsvorschuss gezahlt, doch dann war laut Gesetz auch damit Schluss.

"Das Geld ist immer knapp bei uns", sagt Gabriele F. Ihren Job als Sekretärin hatte sie wegen der Kinder aufgegeben – und später als allein erziehende Mutter von drei Kindern keine Arbeit mehr gefunden. Die Familie lebt von Hartz IV, Kindergeld und dem Unterhalt der beiden Väter, der mal kommt und mal nicht. "Wir leben von einem Tag auf den anderen", sagt Gabriele F. Sie weiß nie genau, wann wie viel auf dem Konto sein wird. Aber garantiert fehlt das Geld immer dann, wenn eines der Kinder neue Schuhe braucht. "Erklären Sie dann mal einem Kind, warum was an welchem Tag nicht geht", sagt sie. "Ich hätte meinen Kindern wirklich eine unbeschwertere Kindheit gewünscht."

Das Land wird das Geld, das es vorgestreckt hat, wahrscheinlich nicht wiedersehen. Die Chance, dass der Vater des jüngsten Kindes irgendwann ausfindig gemacht wird, ist gar nicht so schlecht. "Irgendwann haben wir sie alle", sagt Heiko Plinsch, Sachgebietsleiter des Jugendamtes Dahme-Spreewald. Doch meist nutzt das nicht viel. "Die Einkommenssituation der Schuldner ist oft sehr schlecht", sagt er. Dementsprechend gering ist die Rückholquote. Lediglich 13 Prozent des Unterhaltsvorschusses können im Landesschnitt wieder eingetrieben werden. Von den 28 468 000 Euro Unterhaltsvorschuss im Jahr 2006 hat das Land gerade mal 19 400 Euro wiedergesehen. Hinzu kommt, dass die Jugendämter oft mit den Suchaufträgen überlastet sind, weil das Personal fehlt. "Das ist ein Problem", gibt Plinsch zu. "Oft bleibt den allein Erziehenden dann gar nichts anderes übrig, als parallel selbst zu ermitteln", sagt Birgit Uhlworm.

Abschätzige Blicke im Supermarkt

Doch das kostet Kraft, die die Eltern eigentlich für den Alltag brauchen. "Es ist verdammt schwer, alles allein auf die Reihe zu kriegen. Zumal man von der Gesellschaft als allein Erziehende nicht akzeptiert wird", sagt Gabriele F. Sie kennt sie zur Genüge, die abschätzigen Blicke, wenn die Kleinen an der Supermarktkasse quengeln oder man das Kind fünf Minuten zu spät aus der Kita holt. Und dann auch noch jedes Kind von einem anderen – "da ist man bei vielen unten durch", sagt sie. Wenn es One-Night-Stands gewesen wären, könnte sie das vielleicht sogar verstehen. Aber alle ihre Ex-Männer hätten zunächst den treu sorgenden Familienvater gemimt, sich Kinder gewünscht. Und sich dann, als es ernst wurde, aus dem Staub gemacht.

"Nach solchen Erfahrungen wird man vorsichtig", sagt Gabriele F. Seit über zehn Jahren ist sie nun Single. Was bleibt ist ein schwacher Trost: Es sind nicht nur die Männer, auf die oft kein Verlass ist. "Auch Mütter, die ihre Familien verlassen, kümmern sich oft nicht um ihre Kinder", sagt Birgit Uhlworm.

 

 

16.07.2007

 

www.maerkischeallgemeine.de/cms/beitrag/10975594/62249/0

 

 

 

Kommentar Väternotruf:

Tja, so ist det mit die Männer in Berlin-Brandenburg. Haste nich jesehen, sind se auch schon weg. Benutzen arme unschuldige Frauen als Wichsvorlage und scheren sich nicht um die Folgen, so sindse eben, die Kerle. Sollte man alle kastrieren, dann gäbe es weniger Elend auf die Welt.

Am besten mal jleich mit die männlichen Politiker im Bundestag anfangen. Die wichsen eh den janzen Tach nur rum, haben von tuten und blasen keene Ahnung und blasen sich trotzdem auf. Auf die Pfeifen und Erdnuckel können wir verzichten.

Frauen an die Macht, macht nichts. Bald jibts ja och die neue Clowntechnik, da braucht man das bissel Sperma von die Kerle eh nicht mehr. Die männlichen Föten können dann gleich abgetrieben werden. Sind eh bloss potentielle Kinderschänder, Gewalttäter und flüchtige Zahlväter.

 

 

 

 


zurück