Findelkind


 

 

 

 

Mutter von Findelkind „Carina“ ermittelt

Heidelberg: Die Kriminalpolizei Heidelberg hat dieser Tage die Mutter des Findelkindes ermittelt, das am Abend des 12.März kurz nach 21.00 Uhr in einem Weidenkorb in der Fehrentzstraße (bei der Lutherkirche) ausgesetzt worden war. Bei den folgenden Medienveröffentlichungen war das Mädchen unter dem Namen „Carina“ bekannt geworden.

Dem Institut für Rechtsmedizin der Universität Heidelberg war es mittels DNA-Analytik gelungen, eine Teilsequenz der Vater-DNA zu ermitteln.

Im Rahmen der Überprüfungen möglicher Väter meldete sich dann anstelle eines für eine Vernehmung vorgeladenen Mannes eine junge Frau aus dem Rhein-Neckar-Kreis bei der Kriminalpolizei und räumte ein, die Mutter des Kindes zu sein.

In ihrer Vernehmung schilderte sie detailliert die Ereignisse von der Schwangerschaft bis zur Geburt. Sie habe das Kind alleine in einem Auto zur Welt gebracht. Da sie bereits Mutter eines Kindes ist und sich mit der neuen Situation völlig überfordert sah, setzte sie das Mädchen in der Fehrentzstraße aus. Ihren Angaben zufolge hatte sie den Ort zuvor beobachtet und deshalb gewählt, weil ihr dort mehrere Fußgänger aufgefallen waren.

Die Angaben der Mutter decken sich weitgehend mit den Ermittlungen der Kriminalpolizei, an der Mutterschaft der jungen Frau bestehen keinerlei Zweifel.

Über den weiteren Verbleib des Kindes, das seit März unter Aufsicht des Jugendamtes in Obhut einer Pflegefamilie untergebracht ist, befindet jetzt das Jugendamt, das in Kontakt mit der Mutter steht.

Die Staatsanwaltschaft wird nach Abschluss aller Ermittlungen entscheiden, wie das gegen die Frau wegen Verdachts der Aussetzung eingeleitete Ermittlungsverfahren weitergeführt wird.

Die Beschuldigte selbst wurde nach ihrer Vernehmung nach Hause entlassen.

 

Mittwoch, 27. Mai 2009

http://www.staheidelberg.de/servlet/PB/menu/1242660/index.html?ROOT=1175715

 

 


 

 

Die Mutter von Findelkind Emilia geht straffrei aus

20.04.2009 21:00 Uhr

Von Roland Ströbele

Neu-Ulm Die Mutter der kleinen Emilia, die ihr Kind in eiskalter Nacht im Bereich hinter der Neu-Ulmer Donauklinik ausgesetzt hat, geht straffrei aus. Gestern hat Walter Henle als zuständiger Staatsanwalt das Verfahren gegen die 18-jährige Frau eingestellt. Ein Tatnachweis der Kindesaussetzung sei nicht zu führen gewesen, sagte gestern der Leitende Oberstaatsanwalt Dr. Johannes Kreuzpointner.

Die junge Mutter hatte ihr erst vier Tage altes Baby in eine Decke gehüllt und um vier Uhr morgens im Bereich des Hintereinganges der an der Donau gelegenen Klinik abgelegt. Unmittelbar danach hatte sie telefonisch die Pförtnerin des Krankenhauses verständigt und auf das Kind aufmerksam gemacht. Kurze Zeit später entdeckten Beamte der Polizeiinspektion Neu-Ulm das Findelkind und brachten es in ärztliche Obhut. Die Tatsache, dass sie das Klinikpersonal verständigt hatte und das dem Kind dadurch nichts passierte, hat der 18-Jährigen nun Ärger mit der Justiz erspart. „Die Frau hatte weder eine schwere Gesundheitsschädigung des Kindes riskiert, noch das Baby der Gefahr des Todes ausgesetzt“, begründete Dr. Kreuzpointner die Einstellung des Verfahrens. Sie hatte das Kind auch so abgelegt war, dass es nicht zu übersehen war. Außer einer leichten Unterkühlung habe das vier Tage alte Mädchen keine Gesundheitsschäden davon getragen.

Der Telefonanruf bei der Klinikpförtnerin war es, der die Neu-Ulmer Kriminalpolizei auf die Spur der Mutter geführt hatte. Die Anrufe, die in der fraglichen Zeit in der Donauklinik eingegangen waren, wurden zurückverfolgt. So stießen die Fahnder relativ schnell auf die junge Mutter. Die Frau hatte, wie sich auch bei der Untersuchung des Säuglings herausgestellt hat, das Kind ohne medizinische Hilfe zur Welt gebracht. Das Kind war nicht fachmännisch abgenabelt.

Emilia ist, seit sie aus der Ulmer Kinderklinik entlassen worden ist, auf Vermittlung des Jugendamtes bei Pflegeeltern im nördlichen Landkreis untergebracht. Das weitere Schicksal des Kindes entscheidet sich in den nächsten Wochen. Noch hat die leibliche Mutter bis Mitte Juni Zeit für die Entscheidung, ob sie ihr Mädchen zur Adoption freigibt. Die Wahrscheinlichkeit ist groß: In einem Schreiben hatte sie bereits angekündigt, dass dies ihr Wunsch sei.

http://www.augsburger-allgemeine.de/Home/Lokales/Neu-Ulm/Lokalnachrichten/Artikel,-Die-Mutter-von-Findelkind-Emilia-geht-straffrei-aus-_arid,1565134_regid,13_puid,2_pageid,4503.html

 

 


 

 

Ulm

Pflegeeltern übernehmen Findelkind

Das Findelkind Emilia ist seit gestern bei ihren Pflegeeltern. Mitarbeiterinnen des Kreisjugendamtes haben das inzwischen elf Tage alte Mädchen zu dem kinderlosen Ehepaar gebracht, das den Säugling adoptieren will, sofern die leibliche Mutter zustimmt.

NEU-ULM (rost) Die 18-Jährige war am Donnerstag festgenommen und anschließend zur stationären Behandlung in die Frauenklinik Ulm gebracht worden. Unklar ist nach wie vor, ob sie ihr Kind zur Adoption freigeben will.

Die Freude bei den Pflegeeltern war nach Auskunft des Jugendamtes groß, als die kleine Emilia zu dem Ehepaar gebracht wurde, das nun hofft, dass ihr sehnlichster Kinderwunsch in Erfüllung geht. Die Eheleute sind um die 35 Jahre alt und wohnen im Landkreis Neu-Ulm. Sie haben sich beim Jugendamt als adoptiv-willig registrieren lassen und wurden in Gesprächen und Kursen auf den Tag vorbereitet, auf den sie seit längerem warten.

Wie berichtet, ist Tillmann Lassernig als Chef des Jugendamtes davon überzeugt, dass es die kleine Emilia bei dem ausgesuchten und gut beleumundeten Ehepaar gut haben wird. Ob die beiden das Mädchen behalten dürfen, wird sich in den nächsten Wochen zeigen. Sie haben das Baby zunächst nur als Pflegeeltern bekommen. Dem hat die leibliche Mutter zugestimmt, bevor sie ins Krankenhaus gebracht wurde, berichtet Lassernig.

Nun brauche die 18-Jährige sehr viele Ruhe und Zeit, bis sie sich entscheiden kann, ob sie ihr Kind zur Adoption freigibt. Dies war zwar ihr schriftlich formulierter Wunsch, als sie das Baby in eine Decke gehüllt an der Donauklinik in Neu-Ulm abgelegt hat.

Zu diesem Zeitpunkt aber war sie in einer emotionalen Ausnahmesituation. Lassernig will daher nicht ausschließen, dass die 18-Jährige ihre Ansicht ändert und ihr Kind doch behalten will. "So was kann man nicht zwischen Tür und Angel entscheiden, wir werden ihr zur Seite stehen und sie beraten", kündigte der Jugendamtsleiter an. Ausführlich würden der Frau Wege und Möglichkeiten aufgezeigt, die sich ihr bieten.

Unklar ist, wie lange die junge Frau noch in der Klinik bleiben und behandelt werden muss. Schon beim Fund des Kindes war festgestellt worden, dass sie ihr Baby nicht sachgerecht abgenabelt hat, als sie es ohne medizinische Hilfe heimlich zur Welt brachte.

Ein Geheimnis ist noch, wer Emilias Vater ist. Bislang hat die Mutter den Namen nicht genannt. Sie muss es auch nicht tun. Da sind dem Jugendamt die Hände gebunden "Wir können sie nicht zwingen, uns den Vater zu nennen", sagt Lassernig. Es komme häufiger vor, dass Frauen den Vater ihres Kinder vor dem Jugendamt verheimlichen: "Da bekommen wir manchmal ganz abenteuerliche Geschichten aufgetischt", berichtet er aus seiner Erfahrung.

Ein Findelkind ist für das Jugendamt die absolute Ausnahme. So ein Fall ist Lassernig in seiner 30-jährigen Laufbahn noch nie untergekommen. Adoptionsverfahren sind dagegen keine Seltenheit. Im Jahresdurchschnitt kommen zwei bis drei Frauen ins Jugendamt mit dem Wunsch, ihr Kind zur Adoption freizugeben.

http://www.szon.de/lokales/ulm/stadt/200904040458.html

 

(Erschienen: 04.04.2009)

 

 

Kommentar Väternotruf:

Ein Geheimnis ist noch, wer Emilias Vater ist. Bislang hat die Mutter den Namen nicht genannt. Sie muss es auch nicht tun, denn der deutsche sexistische Staat kriminalisiert zwar Väter, die ohne Zustimmung und Wissen der Mutter ihre Vaterschaft klären wollen, aber schützt umgekehrt Mütter die dem Kind das Recht verweigern über seine Herkunft väterlicherseits informiert zu werden..  

Da sind dem Jugendamt die Hände gebunden "Wir können sie nicht zwingen, uns den Vater zu nennen", sagt Lassernig. Es komme häufiger vor, dass Frauen den Vater ihres Kinder vor dem Jugendamt verheimlichen: "Da bekommen wir manchmal ganz abenteuerliche Geschichten aufgetischt", berichtet er aus seiner Erfahrung. - so heißt es in der Pressemeldung. Allerdings ist dies nicht richtig, denn das elementare Menschenrecht des Kindes auf Kenntnis seiner Abstammung ist höher zu bewerten als der mögliche Wunsch der Mutter, den Vater vor dem Kind zu verheimlichen. Sollte sich das etwa noch nicht bis nach Bayern herumgesprochen haben.

Im übrigen, warum sollen die Steuerzahler Unterhalt für ein Kind zahlen, wenn es einen Vater gibt. Auch von daher gibt es kein Recht der Mutter die Vaterschaft zu verheimlichen.

 


 

 

Polizei findet Mutter des Findelkinds

Der Fall des am Montag vor einer Neu-Ulmer Klinik aufgefundenen Säuglings ist geklärt: Die Polizei hat am Donnerstagmorgen eine junge Frau vorläufig festgenommen.

NEU-ULM (sz) Nach Angaben der Polizei hat die junge Mutter aus dem Großraum Neu-Ulm gestanden, das Kind in der vergangenen Woche in ihrer Wohnung alleine, ohne medizinische Hilfe, zur Welt gebracht zu haben.

Zur Motivation, warum sie das Kind ausgesetzt habe, hat sich die junge Frau bisher nicht geäußert. Das Kind befindet sich nach wie vor in der Obhut des Jugendamtes.

Mutter der kleinen Emilia verhaftet

Der Fall Emilia ist geklärt: Die Polizei kennt seit gestern die Mutter des Säuglings, der am Montag vor einer Neu-Ulmer Klinik aufgefunden worden ist.

NEU-ULM (rost) Beamte der Kriminalpolizei Neu-Ulm haben in den frühen Morgenstunden des gestrigen Donnerstags eine junge Frau aus dem Großraum Neu-Ulm festgenommen. Die noch sehr junge Frau hat ihr Baby ohne fremde Hilfe zur Welt gebracht und schweigt noch zu den Vorwürfen. Sie wurde in ärztliche Obhut gegeben und wird auch vom Jugendamt betreut.

 

Ausgerechnet der Telefonanruf, mit der die junge Frau das Klinikpersonal alarmiert hat, ist ihr zum Verhängnis geworden. Über die gespeicherten Verbindungsdaten ist die Kripo an ihre Handynummer und damit an ihre Adresse gekommen. "Sie war offenkundig mit der Geburt des Kindes und mit der Gesamtsituation überfordert", sagte gestern der Leitende Oberstaatsanwalt Dr. Johannes Kreuzpointner. Er hat keinen Zweifel, dass es sich bei der Festgenommenen um Emilias Mutter handelt. Sie hat nach ärztlichen Aussagen zweifelsfrei in den letzten Tagen ein Kind geboren. Der Nachweis, dass es sich dabei um Emilia gehandelt hat, sei relativ einfach über eine DNA-Probe zu führen.

 

Wie geht es mit Emilia weiter?

Das weitere Schicksal der kleinen Emilia, die im Laufe des heutigen Freitags – wie berichtet – an ihre neuen Eltern übergeben werden sollte, ist nun mit der Festnahme der leiblichen Mutter wieder vollkommen offen. Sicher ist, dass die junge Frau in einem emotionalen Ausnahmezustand war, als sie ihr Baby fünf Tage nach der Geburt in eiskalter Nacht am Hintereingang des Neu-Ulmer Kreiskrankenhaus abgelegt hat und dann verschwunden ist.

Es ist nicht ausgeschlossen, dass sie nun von Gewissensbissen geplagt wird und das Mädchen doch nicht freigeben will. Anderseits war es sie selbst, die Adoptiveltern auf einem handschriftlich verfassten Brief ins Gespräch gebracht hatte weil sie glaubt, dass ihr Kind dort besser aufgehoben sei bei neuen Eltern, "die die finanziellen Mittel und die nötige Liebe haben".

Das Jugendamt hatte auch sehr schnell aus einer Liste mit 17 registrierten adoptionswilligen Ehepaaren im Landkreis ein Geeignetes gefunden und auch schon für den heutigen Freitag die Übergabe des Kindes geplant. Unter Umständen wird aus dieser Adoption nun doch nichts, falls die leibliche Mutter es sich anders überlegt hat. Wird ein Kind nämlich zur Adoption freigegeben, haben die leiblichen Eltern generell acht Wochen ein Widerrufsrecht.

Die jetzt festgestellte Mutter kann aber auch in die Adoption einwilligen. Dann dürfen die Eltern, die vom Jugendamt für die Adoption ausgesucht worden sind, das Kind behalten, auf das sie sich nach Darstellungen des Jugendamtes dem vergangenen Mittwoch so sehr freuen und für das sie schon die Grundausstattung gekauft haben.

Die leibliche Mutter kann sich einigermaßen sicher sein, dass sie straffrei bleiben wird. Es wird wohl schwierig sein, ihr nachzuweisen, dass sie eine Gesundheitsschädigung oder gar den Tod ihres Kindes in Kauf genommen hat, als sie das Kind an der Donauklinik ausgesetzt hat.

Immerhin hatte sie sofort das Klinikpersonal alarmiert und damit sichergestellt, dass ihr Kind so fort in ärztliche Behandlung kommt. Die weiteren Ermittlungen müssen nun ergeben, ob ein Verfahren wegen Kindesaussetzung gegen die junge Frau eingeleitet oder ob der Fall eingestellt wird.

 

(Erschienen: 02.04.2009) http://www.szon.de

 

 


 

 

Emilia hat es ab morgen gut im neuen Zuhause

Die kleine Emilia, die in der Nacht zum vergangenen Montag vor der Donauklink ausgesetzt worden ist, hat sehr wahrscheinlich schon morgen ein neues Zuhause.

 

NEU-ULM (sz) Am Freitag wollen die Adoptiveltern den jetzt acht Tage alten Säugling aus der Kinderklinik in Ulm abholen und nach Hause bringen. Sie haben am Dienstag schon auf Vermittlung des Jugendamtes den Säugling im Hosptial besucht und Gefallen an dem Mädchen gefunden. "Sie freuen sich riesig auf das Kind", sagte gestern Jugendamtschef Tillmann Lassernig, der mit dem kinderlosen Paar gesprochen hat. Bei aller Tragik des Falles sei das Elternpaar ein ausgesprochener "Glücksfall" für das Findelkind.

Von der leiblichen Mutter gibt es noch immer keine Spur, obwohl die Kriminalpolizei Neu-Ulm auf Hochdruck ermittelt. Die Decke und das Kleidchen, das die kleine Emilia anhatte, als Beamte der Polizeiinspektion Neu-Ulm sie im Bereich des Hintereinganges der Klinik entdeckt haben, werden im Landeskriminalamt auf etwaige Spuren untersucht, die zur wahren Mutter führen können.

Weiter wird versucht, über den handgeschriebenen Brief, der bei dem Säugling gefunden wurde, die Identität der Mutter herauszufinden – bislang allerdings ohne Erfolg. Trotz mehrfacher Aufrufe der Kripo hat sich bislang auch niemand gemeldet, der möglicherweise ein bis vor Kurzem schwangere Frau kennt, die kein Kind hat. "Unsere Ermittlungen gehen in alle Richtungen, haben aber bislang noch nicht den erhofften Erfolg gebracht", sagte ein Polizeisprecher gestern.

Währenddessen bereitet sich das Ehepaar, das beim Jugendamt in Neu-Ulm seit längerem als Adoptivwillig registriert ist, auf die Ankunft von Emilia vor. Dem Paar, das aus dem Großraum Neu-Ulm stammt, ist der Wunsch nach eigenen Kindern versagt geblieben. "Sie wünschen nichts sehnlicher, als dass sie ein Kind bekommen - dieser geht nun in Erfüllung" berichtet Tillmann Lassernig, der mit den Eheleuten am Dienstag im Jugendamt gesprochen hat.

Ob sie die kleine Emilia behalten dürfen, ist allerdings fraglich. Falls sich die leibliche Mutter den Behörden offenbart oder durch die Ermittlungen der Polizei ausfindig gemacht wird, könnte es sein, dass die Adoptiveltern die Kleine wieder hergeben müssen.

 

(Erschienen: 01.04.2009)

http://www.szon.de/lokales/ulm/ulm/200904011874.html

 

 


 

 

 

Presseinformation der Staatsanwaltschaft Oldenburg vom 14.11.2008

 

Findelkind "Johannes" in Schillig; Anklage gegen Mutter wegen Aussetzung erhoben

Gegen die 26jährige Mutter des Findelkindes "Johannes" hat die Staatsanwaltschaft Oldenburg Anklage vor dem Amtsgericht Jever wegen Aussetzung erhoben. Der jungen Kenianerin wird vorgeworfen, am Morgen des 08.08.2007 ihren Sohn unmittelbar nach der Geburt auf dem Gelände der Sankt Nikolai-Kirche in Schillig abgelegt und unversorgt zurückgelassen zu haben.

Der dunkelhäutige, nur in eine weiße Strickjacke gehüllte Säugling war am späten Vormittag desselben Tages entdeckt worden. Er war stark unterkühlt und musste einige Tage im Krankenhaus behandelt werden, ehe er in eine Pflegefamilie gegeben werden konnte. Die Ärzte im Krankenhaus hatten ihm den Namen "Johannes" gegeben.

Die Angeschuldigte war im März 2007 als Au-pair nach Deutschland gekommen und hatte mit ihrer Gastfamilie aus Hessen im August 2007 Urlaub in Schillig gemacht.

Ein Hinweis aus Hessen hatte die Ermittler ca. ein Jahr nach der Tat auf die Spur der Angeschuldigten gebracht, deren Aufenthaltsort zunächst unbekannt war. Die Angeschuldigte meldete sich über einen Verteidiger selbst bei der Staatsanwaltschaft. Sie hat die Tat gestanden.

Dr. Frauke Wilken

Pressesprecherin der Staatsanwaltschaft Oldenburg

 

http://www.staatsanwaltschaften.niedersachsen.de/master/C51433251_N8808793_L20_D0_I3749624

 

 


 

 

 

Findelkind von Pöttmes "Er lag da drin wie das Jesuskind"

Erst ein bis zwei Stunden alt war der Bub, der im schwäbischen Dorf Pöttmes in einer Kirchenkrippe abgelegt wurde. "Wie ein Jesuskind lag er da", sagte der Pfarrer über den leicht unterkühlten, aber ansonsten putzmunteren Säugling. Die Mutter befand sich nach ersten Ermittlungen in einer Zwangslage.

Stand: 03.12.2008

Krippe mit Stroh und Babyhand

Der Bub hatte durch lautes Schreien auf sich aufmerksam gemacht. Pfarrer Thomas Rein von der Kirche Sankt Peter und Paul sagte, er sei kurz nach Mittag in die Kirche zum Beten gegangen und habe den Säugling in der Krippe direkt neben dem Altar entdeckt. Nach den Worten des Pfarrers lag er da "wie ein Jesuskind".

Rein brachte den neugeborenen Buben ins Pfarrhaus, rief den Notarzt und wenig später war der Rettungswagen da. Der nur mit Hemdchen und T-Shirt bekleidete Säugling wurde in eine Klinik gebracht. Abgesehen von einer leichten Unterkühlung ist er wohlauf. Der Polizei im Landkreis Aichach-Friedberg gelang es binnen Stunden, die 38-jährige Mutter ausfindig zu machen. Nach ersten Ermittlungen handelte die Frau aus einer absoluten Zwangslage heraus.

Findelkind soll "Christian" heißen

Ein Polizeisprecher sagte, die Mutter habe ihr Kind bewusst in eine Kirche gebracht in der Hoffnung, dass es dort schnell gefunden und versorgt wird. Zu ihrer Person wollten die Behörden mit Rücksicht auf ihren Gesundheitszustand vorerst keine Angaben machen. Auf Wunsch der Mutter soll das Kind aber "Christian" heißen.

In Obhut einer Pflegefamilie

Nach einem ersten persönlichen Kontakt zwischen der Mutter und dem Jugendamt Aichach-Friedberg wurde vereinbart, dass der Kleine in eine Pflegefamilie aufgenommen wird, wie ein Sprecher des Landratsamts mitteilte. Die nächsten Tage wollen die Ärzte den Säugling aber noch in der Klinik behalten, um alle notwendigen Untersuchungen durchzuführen und gesundheitliche Schäden auszuschließen.

Toter Säugling von Velburg: Noch kein Ergebnisse

Erst vergangenen Freitag war in der Velburger Innenstadt (Landkreis Neumarkt) ein toter Säugling vor einer Arztpraxis gefunden worden. Laut Obduktion wurde das Baby aber lebend geboren. Wer das Kind in die orangefarbene Decke hüllte und vor der Praxis ablegte, ist unklar. Die Kripo Regensburg und die Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth ermitteln und suchen die Mutter sowie Zeugen, die etwas gesehen haben oder sonstige Hinweise geben können.

http://www.br-online.de/aktuell/findelkind-kirche-saeugling-ID1228294962859.xml

 

 

 

Findelkind aus der Weihnachtskrippe kommt zu Pflegeltern

Pöttmes/Augsburg - Das in einer Weihnachtskrippe im schwäbischen Pöttmes abgelegte Findelkind Christian soll vorerst zu Pflegeeltern kommen.

Eine Familie für das Neugeborene sei auf Wunsch der Mutter bereits gefunden, sagte der Sprecher des Landratsamtes Aichach-Friedberg, Wolfgang Müller, am Donnerstag in Aichach. Die 38-Jährige hatte ihr Baby am Dienstag kurz nach der Geburt in der Kirche St. Peter und Paul in die Weihnachtskrippe vor dem Altar gelegt. Der Pfarrer hatte den unterkühlten Buben kurz darauf gefunden. Mutter und Sohn sind beide im Krankenhaus. Der Frau gehe es den Umständen entsprechend, sagte Müller. Das Baby, das auf der Neugeborenen-Intensivstation liegt, sei wohlauf. Wie lange der kleine Christian bei den Pflegeeltern bleiben wird, ist noch unklar. Seine Unterbringung in der Familie müsse nicht endgültig sein, sagte Müller. Dies hänge auch davon ab, ob die Mutter ihr Kind zu sich nehmen wolle und ob sie dazu in der Lage sei, den Kleinen zu versorgen. Nach Angaben des Kreisjugendamts-Leiters Eberhard Krug ist es aber vorrangiges Ziel der Behörde, die Frau und ihren Sohn wieder zusammen zu bringen. Ob die Frau bereits Kontakt zu ihrem Sohn aufgenommen hat, konnte Müller nicht sagen. Am Mittwoch hätten Vertreter des Kreisjugendamtes mit ihr gesprochen. Nach ersten Ermittlungen der Kriminalpolizei war die im Landkreis wohnende Frau in einer persönlichen Zwangslage, in der sie keinen Ausweg mehr sah. "Sie hat ihr Kind bewusst in eine Kirche gebracht, weil sie hoffte, dass es dort schnell gefunden und versorgt wird", sagte ein Polizeisprecher. In Pöttmes hatte das Kind in der Krippe gut drei Wochen vor dem Heiligen Abend für Aufregung gesorgt. "Als ich das Neugeborene darin liegen sah - das war ein bisschen wie Weihnachten", beschrieb der Pfarrer Thomas Rein seine Gefühle. "Es war einerseits ein wunderbares und besonderes Erlebnis. Aber die große Not, die dahinter steht, macht natürlich auch sehr traurig."

04.12.2008

Dpa

http://www.ovb-online.de/news/bayern/Bayern;art5811,1297176

 

 

 

Kommentar Väternotruf:

Da können einem ja gleich Tränen der Rührung kommen. So kurz vor Weihnachten und da erscheint uns das Jesuskind, in Gestalt eines ausgesetzten neugeborenen Jungen. Von einer Straftat will hier niemand sprechen, dabei hat die Mutter sich hier ganz klar in strafrechtlich relevanter Weise (Verletzung der Fürsorge- und Aufsichtspflicht) verhalten. Wäre das Kind gestorben, wenn es nicht rechtszeitig gefunden worden wäre, käme noch der Straftatbestand der fahrlässigen Tötung hinzu. Das ist nun alles kein Grund zur Rührung, sondern zur zügigen Ermittlung und gegebenenfalls der Anklage durch die Strafverfolgungsbehörden. Man darf aber sicher sein, dass hier nicht viel passieren wird, denn wer hat denn schon in Deutschland jemals erlebt dass einer Mutter, die von sich behauptet in einer Zwangslage gewesen zu sein, die es rechtfertigen würde, das eigene Kind auszusetzen. die Justiz zu nahe gerückt wäre. Im Schleswig-Holsteinischen Dary bringt eine Mutter gar ihre fünf Kinder um und darf sich im Anschluss in einer vom Steuerzahler finanzierten Psychiatrischen Klinik als bedauernswertes Opfer bemitleiden lassen.

 

 


 

 

 

 

 

Neue Runde im Michael L. (24) am Dienstag vor dem Gericht.

Foto: Pusch

 

Köln- Sorgerechts-Streit geht weiter

Kampf um Simon Sonnenschein

Leiblicher Vater: „Ich liebe ihn. Er soll bei mir leben.“ Das Gezerre um das kleine Würmchen, das die eigene Mutter verstoßen hat, setzt sich fort.

Von HENDRIK PUSCH

 

Simon Sonnenschein kurz nach seiner Geburt.

Foto: dpa

 

Von der Mutter in der Kälte abgelegt, nur durch das Miauen eines Katers gerettet. Das Schicksal von Simon Sonnenschein berührte ganz Köln.

Das Findelkind kam zu Pflegeeltern, die ihn adoptieren wollen. Doch auch Simons leiblicher Vater kämpft um das Sorgerecht. Am Dienstag stritten die Parteien erneut vor dem Familiengericht.

Es ist das Gezerre um ein kleines Würmchen, das die eigene Mutter am Gründonnerstag vor zwei Jahren verstoßen hat.

In Höhenhaus lag das Neugeborene auf einer Fußmatte, die Nabelschnur notdürftig abgeklemmt. Der kleine Körper war schon auf 33 Grad abgekühlt. In der Klinik tauften die Schwestern den Jungen auf „Simon Sonnenschein.“

Simons Mutter wurde gefunden. Michaela A. (31) wurde für ihre Tat im Dezember 2006 zu 18 Monaten Knast auf Bewährung verurteilt. Die Medienberichte haben Michael L. (24) auf den Plan gerufen. Er ist Simons leiblicher Vater, wusste nichts von Michaelas Schwangerschaft.

„Ich liebe meinen Sohn, er soll bei mir leben“, sagte er am Dienstag dem EXPRESS. Michael kämpft seit zwei Jahren um das Sorgerecht, konnte bisher verhindern, dass die Pflegeeltern Simon adoptieren.

Das Aufenthaltsbestimmungsrecht liegt beim Jugendamt, die leibliche Mutter besitzt derzeit noch das Sorgerecht. Um Simon hat sie sich nicht mehr bemüht.

Michael L. klagte vor dem Familiengericht, am Dienstag gab es einen weiteren Termin. Die Richterin stellte dem Vater hierbei in Aussicht, Simon alle sechs Wochen besuchen zu können. Für ein paar Stunden, in Begleitung des Jugendamts.

„Das ist eine absolute Enttäuschung“, sagte Michael. Anfangs hatte er Simon noch alle 14 Tage sehen können. L.’s Anwältin Veronika Otten: „Das Jugendamt will, dass Simon adoptiert wird, dann hätte mein Mandant gar keine Rechte mehr.“

Die Behörde argumentiert, dass Simon feste Bezugspersonen und stabile Familienverhältnisse brauche. Michael, derzeit Hartz-IV-Empfänger, glaubt, für Simon ein guter Vater sein zu können. Der Rechtsstreit geht weiter.

02.12.2008

http://www.express.de/nachrichten/region/koeln/kampf-um-simon-sonnenschein_artikel_1225959958803.html

 

 

 


 

 

 

Eltern des ausgesetzten Babys ermittelt

Die Eltern des am Sonntag im Westend-Krankenhaus abgegebenen Neugeborenen wurden jetzt ermittelt. Hinweise aus der Bevölkerung führten die Polizei zu einem 53-jährigen Mann, der einräumte, der Vater zu sein. Seine 40-jährige Lebensgefährtin stellte sich als die Kindsmutter heraus. Sie wurde in ihrer Charlottenburger Wohnung angetroffen und zur Behandlung zu einem Arzt gebracht. Die Eltern gaben laut Polizei an, sich nach der Geburt in einer Ausnahmesituation befunden zu haben. Der Säugling verbleibt zunächst im Krankenhaus. Nach dem bisherigen Ermittlungsstand sei kein strafrechtlich relevantes Verhalten der Eltern erkennbar, sagte ein Sprecher. Der zunächst nicht identifizierte Mann hatte am Sonntagmittag das nur wenige Stunden alte Mädchen auf der Neugeborenenstation abgegeben und das Gebäude wieder verlassen. Dabei wurde er von einer Videokamera gefilmt. Bei dem Baby wurde eine Infektion mit dem sogenannten Kindbettfieber festgestellt. Es wird mit Antibiotika behandelt. ddp

(Erschienen im gedruckten Tagesspiegel vom 06.11.2008)

 

http://www.tagesspiegel.de/berlin/;art270,2654281

 

 

 

 

Neugeborenes im Krankenhaus abgegeben

 

Berlin (ddp-bln) Ein unbekannter Mann hat am Sonntagmittag ein neugeborenes Baby im Westend-Krankenhaus in Charlottenburg abgegeben.

Berlin (ddp-bln). Ein unbekannter Mann hat am Sonntagmittag ein neugeborenes Baby im Westend-Krankenhaus in Charlottenburg abgegeben. Das erst wenige Stunden alte Mädchen sei in Handtücher eingewickelt gewesen und von dem Mann in einer Sporttasche zur Säuglingsstation gebracht worden, teilte ein Polizeisprecher am Montag mit.

Bei dem Baby sei eine Infektion mit dem sogenannten Kindbettfieber festgestellt worden. Derzeit werde es mit Antibiotika behandelt. Zudem bestünde die Gefahr, dass auch die Mutter infiziert sei. Sie müsse sich dringend in ärztliche Behandlung begeben, sagte der Sprecher weiter.

Der unbekannte Mann, der von einer Videokamera gefilmt wurde, ist 50 bis 55 Jahre alt, etwa 1,75 Meter groß, von kräftiger Gestalt und hat einen grauen Vollbart und einen dunklen Haarkranz. Bekleidet war er den Angaben zufolge mit einer hellen Jeans und einer dunklen Lederjacke. Er soll mit einem älteren, dunkelgrauen Fahrzeug der Marke «Mercedes Benz» mit Berliner Kennzeichen vorgefahren sein. Die Polizei bittet um Hinweise unter der Telefonnummer 4664-912 555 oder bei jeder anderen Polizeidienststelle. Zudem sucht die Polizei Hinweise auf eine Frau, die schwanger war und jetzt kein Kind hat.

ddp/prb/jgu

03.11.2008

 

http://www.ad-hoc-news.de/Neugeborenes-im-Krankenhaus-abgegeben--/de/Politik/19814517

 

 

 

 

Fahndung

Polizei sucht Mutter eines Neugeborenen

 

Von Michael Behrendt und Peter Oldenburger 3. November 2008

Ein Mann hat am Sonntag im Krankenhaus Westend ein neugeborenes Baby abgegeben. Er machte bei der Abgabe, widersprüchliche Angaben über die Herkunft und verschwand. Das kleine Mädchen war unterkühlt und hatte Kindbettfieber. Ärzte fürchten nun um die Mutter – Kindbettfieber kann zum Tode führen.

Die Polizei sucht mit Hochdruck nach einem Unbekannten und einer kranken Frau, die am Sonntag ein Baby entbunden haben muss. Das kleine Mädchen war am Sonntag von einem etwa 50 bis 55 Jahre alten Mann im Klinikum Westend in Charlottenburg abgegeben worden, der danach verschwand. Eine Untersuchung des Säuglings ergab, dass das Baby durch Erreger des sogenannten Kindbettfiebers infiziert ist. Die Ärzte befürchten, dass auch die Mutter erkrankt ist. Sie wird dringend aufgerufen, sich in ärztliche Behandlung zu geben.

Der Unbekannte war Sonntagmittag gegen 12.30 Uhr erschienen und fragte nach einer Babyklappe. In einer Sporttasche liegt in Handtücher gehüllt ein erst eine Stunde altes Mädchen. Der Mann gibt an, das Baby aus den Händen einer Nachbarin gerettet zu haben, die sich das Leben nehmen wolle. Der Unbekannte wird in die Säuglingsstation geschickt. Dort erzählt er plötzlich, er habe das Säugling ausgesetzt in der Tasche gefunden. Als der Mann verschwindet, wird er von einer Überwachungskamera gefilmt. Die Polizei beschreibt den Mann als etwa 1,75 Meter groß, von kräftiger Statur. Er hat einen dunklen Haarkranz und grauen Vollbart. Er trug helle Jeans und eine dunkle Lederjacke. Das Auto des Gesuchten soll ein dunkelgrauer Mercedes älteren Baujahrs mit Berliner Kennzeichen sein. Die Kripo fragt, wer kann Hinweise zu dem unbekannten Zeugen und der Mutter geben? Wer kennt die Sporttasche und die Tücher? Wer kann Angaben zu Frauen machen, die schwanger waren, nun aber kein Kind vorweisen können? Hinweise nimmt die Kripo unter Tel:4664-912555 entgegen.

Das Kindbett- oder auch Wochenbettfieber ist eine Infektionskrankheit, deren Verlauf unbehandelt lebensbedrohlich ist. Zu typischen Symptomen zählen neben erhöhter Temperatur unter anderem Druckschmerzen im Unterleib und manchmal Blutungen. Ohne eine wirksame Behandlung mit Antibiotika droht innerhalb weniger Wochen eine Sepsis, die zum Tod führen kann.

 

http://www.welt.de/berlin/article2668668/Polizei-sucht-Mutter-eines-Neugeborenen.html

 

 


 

 

 

Spurensuche in eigener Sache

Mario Kempf, das Poltringer Findelkind, will im 23. Lebensjahr seine Eltern finden

POLTRINGEN. Wo Ammerbuch liegt, weiß er nur vage. In Tübingen war er noch nie. Dennoch verbindet Mario Kempf viel mit der Region: Er ist das Poltringer Findelkind. Am 8. November 1984 fand ihn die Poltringer Familie Tenner/Uhland um 4.30 Uhr auf der Treppe ihres Hauses. Ein Klingeln an der Tür hatte sie geweckt. Vermutlich wollte die unbekannte Mutter, dass ihr Baby gefunden wird. Mario Kempf, inzwischen Student in München, sucht nun nach Spuren seiner Eltern.

Ich beschäftige mich noch nicht sehr lange intensiv mit meiner Herkunft. Aber vielleicht musste ich dazu auch einfach erst alt genug werden“, erklärt Mario Kempf, warum er sich nun knapp 23 Jahre nach seiner Geburt in Tübingen gemeldet hat. Der heutige Student des Fachs „Business Administration“ ist bei Adoptiv-Eltern im Großraum München aufgewachsen. „Bei meinen jetzigen Eltern habe ich es wahrscheinlich viel besser, als ich es bei meiner leiblichen Mutter hätte haben können“, vermutet Kempf.

Keine Vorwürfe an die Eltern

Trotzdem würde er die Mutter, die ihn vor knapp 23 Jahren „vermutlich aus Not“ in Poltringen abgelegt hat, gerne kennenlernen. „Ich würde gar nicht auf die Idee kommen, ihr Vorwürfe zu machen“, sagt er. Mario Kempf hadert nicht mit seinem Schicksal als Findelkind. Bei seinen Adoptiveltern hat es ihm nie an etwas gefehlt. Er besuchte Privatschulen und studiert nun auch an einer privaten Hochschule in München.

Dort, im internationalen Wirtschafts-Ambiente (Studiensprache ist Englisch), fällt Mario Kempf weniger auf, als er in Poltringen oder einem anderen Dorf der Region aufgefallen wäre. „Ich bin schwarz, aber nicht ganz. Man vermutet, dass ich eine weiße Mutter oder einen weißen Vater habe“, sagt er. Ein hinzugezogener Münchner Spezialist kam außerdem zum Ergebnis, dass der andere Elternteil aus Nordafrika stammen könnte.

Vermutlich ist seine schwarze Hautfarbe auch ein nicht unwensentlicher Grund dafür, dass er im November 1984 in einen grauen Plastikmüllsack gewickelt auf eine Treppenstufe in der Poltringer Hauptstraße 95 gelegt wurde. Die Ermittler der Polizei gingen seinerzeit zwar noch davon aus, dass das gefundene Baby möglicherweise „südeuropäischer Abstammung“ sein könnte, gesucht wurde aber auch damals schon nach einer „Kindesaussetzerin“, die in einem „streng religiös-moralischen Milieu“ verwurzelt sein könnte. Darauf deutete auch der Zustand des Baby-Nabels hin. Das Kind wurde wahrscheinlich ohne ärztliche Hilfe zur Welt gebracht.

Von Amts wegen Benjamin

Als Mario Kempf gefunden wurde, war er zwischen sechs und 24 Stunden alt, wog 3000 Gramm und Maß 50 Zentimeter. „Es hat Sturm geläutet, und als mein Schwiegersohn vor die Tür trat, hätte er fast das Kind gestoßen“, erinnert sich Hilde Uhland. Die heute 83-jährige Frau war 1984 noch TAGBLATT-Austrägerin in Poltringen und als es um 4.30 Uhr lang anhaltend klingelte, auch schon unterwegs.

Zusammen mit ihrer Tochter Marie-Luise Tenner und deren Mann Klaus-Peter wohnt Hilde Uhland noch heute in dem abseits des Dorfes gelegenen Reihenhaus (gegenüber vom Poltringer Steinbruch), vor dem das Findelkind lag. „Das war jemand, der ganz genau gewusst hat, was er tut. Jemand dem klar war, dass wir schon früh am Morgen wach sind“, ist Uhland überzeugt. Die Familie hätte das Kind damals eigentlich „gerne behalten“. Aber das, so ließ das Jugendamt wissen, komme nicht in Frage. Uhland: „Wir durften das Bübchen nicht mal in der Klinik besuchen.“ Immerhin einen Strampelanzug konnte die Finderfamilie dort hinterlassen.

Das Kreisjugendamt gab das Findelkind nach einigen Tagen in eine Pflegefamilie. Den Namen „Benjamin Jung“ hatte die Behörde dem Baby zwischenzeitlich verpasst. Das durfte aber niemand wissen. „Das war dann eine ziemliche Heimlichtuerei“, erinnert sich Irene Sailer. Die Verwaltungsangestellte auf dem Poltringer Rathaus hatte den Übergangsnamen zwar standesamtlich eingetragen, durfte eigenen Aussagen zufolge aber niemand sagen, dass das Findelkind nun Benjamin hieß. „Das war schon eine Aufregung damals in Poltringen“, sagt sie. Gut ein Jahr ermittelte die Polizei erfolglos, dann wurde die Akte geschlossen. Das Poltringer Findelkind war zur Adoption freigegeben worden.

Inzwischen sind die Ermittlungs-Unterlagen vernichtet: „Wir haben nichts mehr“, sagt Tübingens Polizeisprecher Ewald Raidt. Nur die Akten zu Kapitalverbrechen werden bei der Polizei über Jahrzehnte hinweg archiviert.

 

 

23. Okt 2007, 10:00

http://anonymegeburt.siteboard.eu/f6t293-spurensuche-in-eigener-sache.html

 

 


 

 

 

 

Zahl der toten Findelkinder steigt

Das Kinderhilfswerk terre des hommes schlägt Alarm: Die Zahl der ausgesetzten Neugeborenen, die tot gefunden werden, nehme weiter zu. Die so genannten Babyklappen, die genau dies verhindern sollten, seien also keine Lösung und sollten ebenso wie die anonyme Geburt verboten werden, forderte die Organisation am 12. März in Osnabrück – und fachte die schwelende Diskussion über die „Babyklappen“ wieder an. Diese Einrichtungen seien rechtswidrig, weil sie den Rechten des Kindes etwa auf Kenntnis seiner Herkunft entgegenstünden. „Die Zahl jährlich ausgesetzter und getöteter Säuglinge ist seit der Einführung dieser Einrichtungen im Jahr 2000 eindeutig nicht zurückgegangen. Alles deutet vielmehr darauf hin, dass Mütter, die ihre Kinder töten, vom Angebot der Babyklappe und der anonymen Geburt überhaupt nicht erreicht werden“, sagte der terre-des-hommes-Adoptionsfachmann, Bernd Wacker. Es ist sich sicher: Würden die bestehenden Angebote des deutschen Jugendhilfesystems ausgebaut und mehr Frauen über diese Möglichkeiten informiert, „würde sich die Debatte um den scheinbaren Bedarf an Babyklappen ebenso schnell erübrigen wie die Notwendigkeit einer gesetzlichen Regelung anonymer Geburt.“ Mit seiner ablehnenden Haltung steht Wacker nicht alleine da. Zu Beginn des Monats hatte der Präsident des Kinderschutzbundes, Heinz Hilgers, scharfe Kritik an den Babyklappen geübt, in denen Frauen ihre Kinder anonym und straffrei abgeben können. Auch in Kirchenkreisen ist man nicht zuletzt angesichts der Statistiken skeptisch. Nach Informationen von terre des hommes wurden im vergangenen Jahr 42 ausgesetzte Neugeborene gefunden, nur zwölf überlebten. Im Jahr 2002 seien es 20 tote Neugeborene gewesen, im Jahr davor 17. Offizielle Statistiken gibt es nicht.

Quelle: dpa/Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 13.3.2004

 

 


 

 

 

"Bettelkinder

Im 17. und 18. Jahrhundert setzten in Deutschland viele Mütter ihre Kinder aus. Die meisten Waisen starben. Die Gerichte verhängten die Todesstrafe. Was waren das für Frauen, die so etwas taten? Hatten sie ein Schicksal wie das Gretchen im <Faust>? Goethe war als Geheimrat mit einem Fall in Berührung gekommen und entwickelte um 1780 das Gretchenmotiv. In Hamburg half von 1701 bis 1714 eine Art Babyklappe in der Tür des Waisenhauses."

ausführlich in: "Deutsche Hebammen Zeitschrift 9/2000; S. 486-488

www.staudeverlag.de

 

 

 


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