Kinderwagen


 

 

 

Wenn Männer sich wundern, warum sie beim Kinderwagenschieben öfter stolpern, dann tun sie das vermutlich zu recht. Sie leiden dann nicht an einem Kinderwagensyndrom oder einer Kinderwagenallergie oder einer Kinderphobie, sondern ihre Beine sind schlichtweg zu lang für den zu kurz konstruierten Kinderwagen..

Die meisten Kinderwagen sind nämlich für die in der Regel kleineren Frauen konstruiert, so dass der Mann und Vater beim Gehen mit den Füßen gegen den Kinderwagen tritt, sobald er nicht aufpasst.

Abhilfe kann man schaffen, wenn man gleich einen Kinderwagen nimmt, der an die verschiedenen Körpermaße von Papa und Mama angepasst werden kann.

 

 

 

Vorwärts gucken oder nach hinten?

Eine Frage stellt sich, welchen Platz das Kind, sobald es gut sitzen kann im Kinderwagen einnehmen sollte? Mit dem Blick nach vorn, ohne direkten Blickkontakt zu der Person, die den Kinderwagen schiebt zu setzen, dass es nur nach vorne und zur Seite schauen kann. In diesem Fall nimmt das Kind wie vor einer Großraumleinwand im Kino sitzend alle Eindrücke aus der Umgebung auf. Eine Vergewisserung bei der Bezugsperson und damit der Herstellung eines Sicherheitsgefühls ist dem Kind nicht möglich. Oder soll man es mit dem Blick nach hinten setzen, so dass es die Person sehen kann, die den Kinderwagen schiebt? 

Wir haben uns über diese Fragen exklusiv bei einer Psychologin kundig gemacht: 

 

Das wichtigste ist: was will das Kind? Wenn es schon im Kinderwagen sitzen kann, kann es einem auch "sagen", was es will. Manche Kinder wollen mehr Kontakt zur Bezugsperson, manche Kinder wollen von Anfang an mehr "alleine" machen...

Bei den ganz kleinen (Neugeborenen), ist eh der Körperkontakt das Allerwichtigste. Die brauchen ganz viel Nähe, da sie fast nur über den Köperkontakt und damit taktile Reize, natürlich auch visuelle (max.30 cm.), olfaktorische und akustische Reize kommunizieren können. All das in möglichst grosser Nähe zur Bezugsperson. Deshalb werden Babybjörn und Tragetuch so empfohlen.

Ich glaube weiterhin, das es da einen großen Spielraum gibt: Da kommt es meiner Meinung nach darauf an, wieviel Kontakt zwischen Bezugsperson und Kind insgesamt besteht und wie die Kontaktqualität ist (Wechsel zwischen Autonomie des Kindes und Bindungssequenzen, verbale Kommunikation mit dem Kind ("gute" Bindungen entstehen, wenn Bezugsperson und Kind viel miteinander reden..) u.s.w.). Es kommt darauf an, wie oft und wie lange man mit dem Kind spazieren geht (ohne Unterbrechung) und wie intensiv der Kontakt vor und nach den Spaziergängen ist.

Ein Kind, dass allein in die Welt schaut, kann sich als autonom erleben, wenn es allerdings nur sich selbst überlassen ist, ist das natürlich auch nicht gut. Dann kommt noch dazu: wie geht es der Bezugsperson? Sind die Spaziergänge notwendige Kontaktpausen, die beiden gut tun? (lieber weniger, dafür aber liebevoller Kontakt) Die Bindungssicherheit hängt sehr stark mit der Qualität des Kontaktes zusammen.

Ich habe auch Mütter erlebt, die ihrem Kind ständig in seine Aktivitäten "fuschten": war es laut, bekam es die Flasche, wollte es zu anderen Kindern, wurde es zurück auf die Decke geholt, griff es daneben, wurde das Spielzeug vor die Nase gestellt... wie kann ein Kind da eigene Stärken entwickeln, wenn es sich nicht ausprobieren darf, auch mal schimpfen und schreien darf, weil etwas, was es will, nicht klappt? Ohne Mama Kontakt zu anderen Kinder herstellen u.s.w.. Dann würde ich sagen, wäre das "allein in die Welt schauen dürfen" ein Segen für das Kind!

Dann ist natürlich noch wichtig, ob während des Spazierengehens überhaupt ein Kontakt hergestellt werden kann. Ich weiß nicht, welche Auswirkungen es hat, wenn eine Mutter/Vater immer nur in die Welt guckt , nie auf ihr/sein Kind, das Kind aber den Kontakt zur Mama/Papa sucht, weil es die Mama/Papa anschauen kann. (Bsp. sie/er rennt zur Kita und muss auf den Verkehr achten, ist noch müde und hat keine Kraft für weiteren Kontakt)?

Für beide Positionen (hin zur Bezugsperson und weg von ihr) gilt: Ist die Bezugsperson in der Lage, während des Spazierengehens, Kontakt aufzunehmen?

Kontakt heißt ja nicht nur Bezugsperson anschauen, sondern auch nonverbale und verbale Kommunikation zwischen Bezugsperson und Kind. Wenn sie/er das kann und ihr/sein Kind sucht den Kontakt, dann ist das wunderbar für beide.

Natürlich ist es für Kinder auch schön zu wissen: ah, ich sehe Mama oder Papa, sie/er ist da, also kann ich mutig in die Welt schauen ... auch ohne große Interaktionen zwischen beiden.

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Die Kinder sind so unterschiedlich, bei einem anderen Kind ist das sicherlich wieder anders, es braucht noch mehr oder weniger Zuwendung, schnellere oder langsamere Wechsel... da muss man sich die Interaktion zwischen Bezugsperson und Kind genau anschauen.

Sie sehen, eine typische Therapeuten-Antwort: alles kann, nichts muss. Ich glaube wirklich, dass für die Einen das Eine und für die Anderen das Andere und für den Rest der Wechsel zwischen beiden Möglichkeiten das Beste ist.

 

 

 


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