Müllschlucker


 

 

 

Ermittlungen

Totes Baby: Frau stellt sich nach 19 Jahren

19 Jahre nach dem Fund einer Babyleiche in Frankfurt (Oder) hat sich die mutmaßliche Mutter den Behörden gestellt. Nur bedingt freiwillig, denn die heute 36-Jährige gehörte zu den Frauen, die in nächster Zeit eine Speichelprobe für ein DNA-Screening hätte abgeben müssen.

Von Sandra Dassler

28.10.2009

 

Frankfurt (Oder) - Die Frankfurter Staatsanwaltschaft hatte vor einiger Zeit die Ermittlungen zu einem Fall wiederaufgenommen, der viele Menschen in der Oderstadt erschüttert hatte:

Am Morgen des 3. September 1990 hofft der Hausmeister eines 16-Geschossers noch, dass in der Müllanlage nur eine Puppe liegt. Schnell stellt sich jedoch heraus, dass es ein toter Säugling ist. Das kleine Mädchen, stellen Ermittler fest, ist aus dem achten oder neunten Stock über den Müllschlucker „entsorgt“ worden. Laut Obduktion wurde es Opfer eines Gewaltverbrechens. Die Polizei überprüft alle infrage kommenden Bewohnerinnen des Wohngebietes, bittet die Bevölkerung um Mithilfe – vergeblich. Das Kind wird beerdigt, der Fall bleibt ungelöst.

„Unsere Ermittler nehmen sich immer wieder die ungelösten Fälle vor“, sagt der Sprecher der Frankfurter Staatsanwaltschaft, Michael Neff: „Hier hat man, weil die Technik so weit fortgeschritten ist, die Exhumierung der Babyleiche angeordnet, um DNA-Material zu gewinnen. Das Amtsgericht Frankfurt hat dann ein sogenanntes DNA-Screening mittels Speichelprobe für die einstigen Bewohnerinnen des Hochhauses angeordnet.

Als erste Frauen in Frankfurt getestet wurden, erfuhr die mutmaßliche Mutter, die in den alten Bundesländern lebt, durch eine Bekannte davon. Und meldete sich – noch bevor sie ihre Aufforderung zum Test erhalten hatte. Die Frau habe sich eingelassen, sagt Staatsanwalt Neff, will aber keine weiteren Aussagen machen, um die Ermittlungen nicht zu gefährden. Zudem sei unklar, wie der Fall juristisch zu bewerten sei. Eventuell greife noch DDR-Recht, eine mögliche Straftat könnte auch verjährt sein. Noch sei nicht einmal sicher, ob die damals 17-Jährige wirklich die Mutter ist, das DNA-Testergebnis steht noch aus.

(Erschienen im gedruckten Tagesspiegel vom 28.10.2009)

http://www.tagesspiegel.de/berlin/Brandenburg-Babyleiche-DNA-Screening-Frankfurt-Oder-;art128,2934573

 

 

 

 

 


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