Mütter in Haft


 

 

Mutter-Kind-Knast: Kusch eröffnet neue Justizvollzugsanstalt

Justizsenator Roger Kusch (CDU) hat gestern das Frauenvollzugshaus in Glasmoor eröffnet, in dem zuvor die Justizvollzugsanstalt untergebracht war. Mit den Umbaumaßnahmen in Glasmoor hat die Justizbehörde die Kapazitäten auf 46 Einzelhaftplätze ausgebaut. Bereits am kommenden Montag werden elf Frauen von Hahnöfersand nach Glasmoor umziehen. Kusch lobt den Umbau, der größtenteils in Eigenregie der JVA erfolgte: "Das neue Frauenhaus ist ein weiterer Baustein unseres Konzeptes für einen leistungsfähigen Strafvollzug in Hamburg", sagt Senator Kusch.

 

Durch die neuen "Mutter-Kind-Plätze" haben Inhaftierte die Möglichkeit, ihr Kind bei sich zu behalten. Der Nachwuchs schläft und lebt im eigenen Zimmer mit Durchgang zu "Mamas Zelle".

 

"Wir freuen uns auf die Herausforderungen mit ausschließlich weiblichen Insassen", so Strafvollzugsbeamte Karin Jaap. Die Inhaftierten werden in Glasmoor zur Entlassung vorbereiten. Die Frauen arbeiten in der Hofkolonne, der Küche oder im Vertrieb. nip

Artikel erschienen am Fre, 21. Oktober 2005

http://www.welt.de/data/2005/10/21/791755.html

 

 

 


 

Pressemitteilungen

Duesseldorf, 26.Nov.2001

Justizminister Dieckmann nahm Projektbericht "Foerderung der Mutter-Kind-Beziehung waehrend der Haft" entgegen - Familienministerin Fischer: Projekt ist innovative Familienbildung

Das Justizministerium teilt mit:

Bei seinem Besuch des NRW-Justizvollzugskrankenhauses in Froendenberg hat

NRW-Justizminister Jochen Dieckmann am Montag (26.11.2001) den ersten Projektbericht "Foerderung der Mutter-Kind-Beziehung waehrend der Haft" entgegengenommen.

Das Projekt betreute Mutter-Kind-Paare und deren Geschwisterkinder aus der Mutter-Kind-Einrichtung beim Justizvollzugskrankenhaus Froendenberg, die in Pflegefamilien oder Heimen leben sowie weibliche Gefangene aus dem offenen Vollzug und ihre ausserhalb des Vollzuges untergebrachten Kinder.

Ziel des Projekts ist die Verbesserung der Mutter-Kind-Beziehung, insbesondere zu den ausserhalb des Justizvollzuges lebenden Kindern. Der Familienzusammenhalt und die Zukunftsfaehigkeit der Familienstrukturen sollen mit der Zielsetzung "Familie leben lernen" gefoerdert werden.

Projektschwerpunkte waren daher die Staerkung der Bindung zwischen Mutter und Kind/Kindern, die Verbesserung der Familienstruktur, die Aufarbeitung familiaerer Defizite, die Aufarbeitung von Eltern-Kind-Konflikten und die Staerkung der Kommunikationsfaehigkeit zwischen Mutter und Kind.

Im Rahmen des Projekts, das nach Ueberzeugung von Familienministerin Birgit Fischer ein gutes Beispiel innovativer Familienbildung darstellt, sind sechs Muetter und sechzehn Kinder in einer Familienbildungsstaette zusammengefuehrt worden. Es gab sieben Begegnungen in der Zeit von Maerz bis September 2001. Die Wuensche der inhaftierten Muetter, zu ihren Kindern eine gute Beziehung zurueck zu gewinnen und die seelische Situation der Kinder zu verbessern, ihre eigene Persoenlichkeit als Frau und Mutter zu staerken, haben sich erfuellt.

Das Projekt, das unter Federfuehrung des Justizministeriums des Landes NRW und in Zusammenarbeit mit dem Ministerium fuer Frauen, Jugend, Familie und Gesundheit sowie dem Evangelischen Buero NRW und dem Evangelischen Familienbildungswerk Westfalen und Lippe e. V. als Projekttraeger durchgefuehrt wurde, hat sich bereits in seiner ersten Phase bewaehrt. Dabei ist deutlich geworden:

Familienzusammenhalt und Zukunftsfaehigkeit der Familienstrukturen koennen mit dem Ziel "Familie leben lernen" nachhaltig gefoerdert werden.

Kinder inhaftierter Muetter befinden sich unverschuldet in einer aussergewoehnlich schwierigen Lebenslage. 

Entwicklungsperspektiven fuer Kinder in ihren Familien koennen verbessert und dadurch die Rechte des Kindes gestaerkt werden.

Selbstvertrauen und Zuversicht der Muetter werden gestaerkt. Sie bilden die Basis fuer bessere Eigenverantwortung und gestaerkte Erziehungsfaehigkeit. Die Foerderung der Mutter-Kind-Beziehung im Strafvollzug ist unverzichtbarer Teil der Resozialisierung.

Chancen fuer Familienbildung, bisher bildungsungewohnte Teilnehmerkreise zu erreichen, werden verbessert.

Familienbildung und Strafvollzug leisten durch derartige Kooperationsmassnahmen einen Beitrag zur Kriminalpraevention. Die gewonnen Erkenntnisse sind so aufschlussreich, das eine Fortsetzung des Projekts in den Jahren 2002 und 2003 geplant ist.

Hintergrund fuer das Projekt

Da inhaftierte Muetter und ihre Kinder laengstens bis zur Schulpflicht des Kindes gemeinsam untergebracht werden duerfen, leben die aelteren Kinder von inhaftierten Muettern haeufig in Pflegefamilien oder Heimen. Die Besuchskontakte zwischen den Muettern und diesen Kindern koennen oft nur schwerlich wahrgenommen werden. Dies fuehrt zu einer Entfremdung und Distanz zwischen Mutter und Kind. Schwere Stoerungen in der Beziehung sind nicht auszuschliessen.

Die haeufig allein erziehenden Muetter sollen durch dieses Projekt waehrend der Zeit ihrer Inhaftierung in ihrer Persoenlichkeit stabilisiert und in ihrer Aufgabe als Mutter und Versorgerin - insbesondere mit Blick auf die Zeit nach der Entlassung - gestaerkt werden. Den Mutter-Kind-Paaren sollte deshalb ein Rahmen geboten werden, der ihren spaeteren haeuslichen Gegebenheiten des Zusammenlebens nahe kommt und ihnen Schutz und Intimitaet ermoeglicht. Die Kinder inhaftierter Muetter befinden sich unverschuldet in einer aussergewoehnlich schwierigen Lebenslage. Es ist bekannt, wie wichtig guenstige Bedingungen in der Kindheit und Jugend sind, um spaeter nicht einen destruktiven Aggressions- oder Gewaltweg einzuschlagen. Mit diesem Projekt soll moeglichst fruehzeitig solchen Entwicklungen entgegengewirkt werden.

Das Zusammenleben von Mutter und Kind innerhalb des Projekts hat die Wahrnehmung der Muetter fuer das Verhalten der Kinder und ihrer seelischen Befindlichkeit geschaerft. Das gegenseitige Erleben von Naehe und Distanz, von Intimitaet und Alltag, von Gefuehlen und Gespraechen hat das innere Band zwischen Mutter und Kind gestaerkt. So war es auch moeglich, dass die Muetter mit den Kindern ueber das Thema Haft und Schuld sprechen konnten.

Die Familie waechst wieder zusammen, Kinder finden zu ihren Muettern, Muetter zu ihren Kindern.

Die emotionale Bindung zwischen Muettern und Kindern wird wiederentdeckt und intensiviert. Abwehrstrategien loesen sich zu Gunsten groessere Naehe auf. Ausdrucksformen von Gefuehlen werden gewagt. Alltag und Normalitaet finden statt und erlauben Kindern wie Muettern, zur Ruhe zu kommen.

Gemeinsame Aktivitaeten und Erlebnisse foerdern Stolz und Achtung fuereinander.

Das Vertrauen der Kinder in die Welt der Erwachsenen waechst. Psychische Rueckzugstendenzen bei den Kindern koennen bemerkt und angesprochen und moeglicherweise Gewaltentwicklungen verhindert werden. Das Projekt bietet die aussergewoehnlich gute Chance, Aufmerksamkeit der Muetter fuer die wahren Themen und Beduerfnisse ihrer Kinder zu wecken.

Bei Nachfragen wenden Sie sich bitte an die Pressestelle des Justizministeriums, Telefon 0211 8792 255 oder 464.

 

 

Kommentar Väternotruf:

Bleibt zu wünschen, dass auch die vielen tausend Väter, die sich in Deutschland in Haft befinden, die Möglichkeit bekommen, mit ihren Kindern einen lebendigen Kontakt halten zu können.

26.11.2001

 

 


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