Rabenmutter

Rabenmütter


 

 

 

 

Mutter in Hamburg vor Gericht Kinder eine Woche allein gelassen

Zusammen mit ihrem Lebensgefährten wollte sie ein neues Leben beginnen, ihre vier Kinder störten dabei offenbar. Eine 31-jährige Frau soll deshalb ihre Kinder unbeaufsichtigt zurückgelassen haben. Die Mutter bestreitet die Vorwürfe.

Eine 31 Jahre alte Frau soll ihre Kinder im Alter von zwei, vier, zehn und zwölf Jahren in ihrer Hamburger Wohnung unbeaufsichtigt und unversorgt zurückgelassen haben - weil sie ein neues Leben beginnen wollte. Die Staatsanwaltschaft wirft ihr vor, im ersten Halbjahr 2009 ihre Wohnung mit "unbekanntem Ziel" verlassen zu haben, wie es in der Anklageschrift heißt. Die schon zuvor stark vernachlässigten Kinder überließ sie demnach in den vermüllten Zimmern ihrem Schicksal.

Die Mutter bestritt zum Prozessauftakt allerdings die Vorwürfe: Sie habe nicht wie in der Anklage behauptet die Kinder ohne Aufsicht und unversorgt zurückgelassen, um mit ihrem Lebensgefährten ein neues Leben zu beginnen, sagte die Frau vor dem Hamburger Amtsgericht. Ihr Noch-Ehemann habe auf die Kinder aufpassen sollen, Lebensmittel seien ausreichend da gewesen.

Die Kinder hatten vor zwei Jahren jedenfalls Glück: Zusammen mit einem Hund, zwei Kaninchen und einem Meerschweinchen lebten sie rund eine Woche lang allein, bis die Mutter der Angeklagten ihre Enkelkinder entdeckte und sie in sichere Obhut kamen, heißt es in der Anklage.

Der Mutter droht nun eine mehrjährige Haftstrafe oder eine Geldstrafe. Für den Prozess war zunächst nur ein Verhandlungstag angesetzt. Vor dem Urteil sollen noch mindestens fünf Zeugen aussagen, darunter die Mutter der Angeklagten, Polizeibeamte und Mitarbeiter des Jugendamtes.

09.08.2011, 14:41

http://www.sueddeutsche.de/panorama/mutter-in-hamburg-vor-gericht-kinder-eine-woche-allein-gelassen-1.1129642?ns_campaign=plista&ns_mchannel=rss

 

 

 


 

 

Peter Wawerzinek

Der Schrei nach der Mutter

Eine Provokation, ein literarisches Ereignis: Peter Wawerzineks Roman »Rabenliebe«.

Es versteht sich nicht von selbst, dass Mütter ihre Kinder lieben.

Unter Tieren ist die Brutpflege eine Regel, die Ausnahmen kennt. Bei Primaten wurde der Infantizid beobachtet, die Tötung des Nachwuchses.

Manche Naturvölker lassen Gebärende von kundigen Frauen begleiten – nicht allein, um ihnen die Niederkunft zu erleichtern, sondern auch, um sie daran zu hindern, das Neugeborene umzubringen. Die Mutterliebe, Gegenstand zahlloser Mythen und heroischer Erzählungen, ist kein Naturgesetz, sondern ein zivilisatorischer Standard, der verletzt werden kann. Die Nachricht von misshandelten, verhungerten, ermordeten Kindern ereilt uns in regelmäßigen Abständen. Wir neigen dazu, derlei als beklagenswerte Abweichung vom Normalfall zu betrachten. Doch selten ist die Perversion keineswegs.

Von einem perversen Fall, nämlich von seinem eigenen, erzählt der Schriftsteller Peter Wawerzinek in dem Roman Rabenliebe . [Teile daraus hat er kürzlich in Klagenfurt vorgetragen und dafür den Ingeborg-Bachmann-Preis erhalten] – mit Recht, denn dieses 450 Seiten starke Buch ist das zum Himmel schreiende Dokument eines verratenen, verlassenen Kindes, und es würde uns nicht erschüttern, wäre es nicht zugleich ein literarisches Kunstwerk, in dem sich das erlittene Leid zu einer gewaltigen Klage auftürmt. Wir hören das Oratorium einer Muttersuche, das Lied von der Einsamkeit, vom Barmen um Zuwendung. Keine ordentliche Chronologie lesen wir, sondern tauchen ein in die Erinnerungströme, in die Vergangenheitsbilder einer von Grund auf verstörten Seele. Die Sprache wechselt zwischen nüchternem Bericht und träumerischen Fantasien, lyrischem Singen und zorniger Anklage. Die notorischen Meldungen über Kindestötungen und Kindesmissbrauch werden eingeblendet. Geboren 1954 in Rostock, aufgewachsen in Kinderheimen der DDR, erfährt der Junge erst nach und nach seine Geschichte. Er weiß nicht, dass er eine Schwester hat. Man verschweigt ihm, dass seine Mutter noch lebt, dass sie in den Westen abgehauen ist, die beiden Kinder allein in der Wohnung zurückgelassen hat. Gerettet wurden sie, halb verhungert, von aufmerksamen Nachbarn. Am Ende, da ist er schon mehr als fünfzig, findet er die Adresse heraus. Drei Jahre lang quält er sich mit dem Entschluss. »Ich sollte die Fahrt zur Mutter nicht antreten, beschwöre ich mich. Meine Mutterfahrt ist wie eine Expedition ins Ewige Eis. Ich breche auf wie einst Scott zur Antarktis. Ich erreiche den Südpol, wenn ich den Klingelknopf zur Wohnung der Mutter drücke. Ich werde keine stolze Flagge setzen. Ich komme zu spät. Ich erreiche den Mutterpol viel zu früh. Ich werde mich zur Mutter aufmachen und dabei ums Leben kommen.«

Dennoch macht er sich auf. »Da bist du ja« ist das erste Wort der alten Frau. »Sie redet, als setzten wir eine Unterhaltung fort.« Keine Umarmung, keine Reue, nichts als Stumpfheit. »Es ist nicht genug Boden vorhanden für den beschämten Blick von mir, der sich im Boden vergraben will. Ich betrachte die Mutter und will nicht fassen, dass ich von dieser kalten Frau dort in die Welt geworfen sein soll.« Einige seiner insgesamt acht Halbgeschwister, alle im Westen geboren, lernt er kennen. Auch sie erzählen von Misshandlung und Vernachlässigung. Nach drei Stunden reist er ab. »Die Ausbeute füllt keinen Fingerhut im Vergleich zu den Gedanken, die ich mein Leben lang zu ihr gemacht habe, diesem See an Sehnsucht.« Ein Fiasko also, aber er kommt nicht ums Leben. Er rettet sich, indem er dieses Buch schreibt. Er zieht sich zurück, nimmt Abschied von der Welt da draußen. »Ich und ich. Und ich weiß mitunter nicht, ob es mich gibt, je gab, alles Einbildung von mir ist. Aus dem Spiegel hervor schaut mich niemand an. Ich führe keine Selbstgespräche mehr. Es gibt mein Spiegelbild nicht. Ich schreibe meint: Da ist also das Wesen dem Menschen fremd geworden, ein Ich, das ich nicht bin, und geht sich auch nichts an. Ich möchte mein Thema wie einen Bombengürtel tragen, mich mit ihm in die Luft jagen.« Man sieht: Wawerzinek ist ein um schrille Bilder nicht verlegener Radikalist, und zuweilen treibt er sein Lamento ins schwer Erträgliche.

Dann aber gelingen ihm Passagen von großer, trauriger Schönheit, etwa, wenn der Knabe, der erst spät das Sprechen lernt, vor lauter Einsamkeit mit den Bäumen spricht. »In der Nacht steht der Wald an meinem Bett.

Nächtliche Bäume reden auf mich ein. Wir sind vom Wind Bestäubte, wir haben wie du keinen Vater und keine Mutter nicht. Wir schütteln und wir rütteln uns dir zur Freude. Fledermäuse wohnen in unseren Armen. Wir wollen Freund dir sein.«

Und mit den Vögeln spricht das Kind. »Ich sitze mit Pudelmütze, Fäustlingen, Wintermantel am Fenster, hole mir Rotwangen, Kaltnase, Frostbeulen. Es kostet mich das Dutzend Haferflocken. Es vergehen nur einige Tage. Schon sind wir in Kontakt. Es saß ein schneeweiß Vögelein, auf einem Dornensträuchelein, din don deine, din don don, sag, willst du nicht mein Bote sein…« Und jetzt kommt das Vögelein: »Der Zaunkönig beginnt nervös auf und ab zu hüpfen. Wie soll ich es nur sagen, der Herr. Deutschland ist groß und verwinkelt. Ein Wagnis für den Herrn Sohn, nach seiner Frau Mutter Ausschau zu halten. Sie wissen so gar nix, nehme ich an, der Herr. Mein Zaunkönig schweigt, als müsse er überlegen. Sitzt lange in eingefrorener Pose, ehe er erwacht, mit neuer Kraft ein Lied zu singen beginnt: An einem Fluss, der rauschend schoss, ein armes Mädchen saß, aus ihren blauen Äuglein floss manch Tränchen in das Gras.« So bettet Wawerzinek die Lieder ein, Volkslieder, Kinderverse, die Lieder der jungen Pioniere. Sein Buch ist mehr als nur ein Leidensbericht, es ist reich an unterschiedlichen Sprachhaltungen und literarischen Bezügen, und immer spürt man sein leidenschaftliches, sprachfähiges Temperament.

Da hockt also ein Mann in der Mitte seines Lebens, betrogen um die letzte Mutterhoffnung, und Erinnerungen an die frühen Jahre suchen ihn heim. »Ich habe Angst vor den Erinnerungen und will mich vor ihnen wie vor Leibesübungen drücken. Aber es gibt für mich kein Entfliehen. Die Pfeife schrillt. Die Erinnerungen treten an, vom Hof her rufen sie laut nach mir.« Und er erinnert sich an den Schnee. Immer lag Schnee, wenn etwas Wichtiges geschah. Schnee lag, als er von einer großen schwarzen Limousine, einer russischen Tschaika, abgeholt und ins Kinderheim gebracht wurde. Hinten saß der kleine Junge, vorne schwärmte der Chauffeur von den technischen Daten der Staatskarosse.

Aber jetzt ruft sich der Erzähler zur Ordnung, fällt sich ins Wort und sagt: Dreizehn Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg sei kein vierjähriges Waisenkind von einem Kleinkinderheim ins Vorschulkinderheim chauffiert worden, auch wenn es der Erinnerungsstolz gerne so hätte.

Also erzählt er die ganze Geschichte noch einmal, wieder liegt Schnee, aber jetzt sitzt der Junge hinter einem Ledermantelmann auf dem Motorrad. Und 33 Jahre später, als der längst Erwachsene das Heim noch einmal besucht und die Leiterin danach fragt, sagt sie ihm, nie seien Kinder mit einem Motorrad oder gar einer Tschaika gebracht worden, sondern selbstverständlich mit dem Linienbus. Der Erzähler: »Wenn ich mich erinnere, falle ich auf mich herein. Die Erinnerung ist eine Trickbetrügerin.«

So wissen wir also nicht, ob sich jedes Detail der Geschichte genau so abgespielt hat, aber dass sie wahr ist und glaubwürdig und damit eine Erkenntnis über den Einzelfall hinaus gewinnt, das bezeugt der bewegende Roman auf jeder Seite. Diese überaus deutsche Nachkriegsgeschichte erzählt ja auch vom hartnäckigen Fortleben des autoritären Charakters, von jenem Heimleiter etwa, der die Kinder dazu zwingt, den Rasen mit der Schere zu schneiden und die Kieselsteine der Einfassung weiß anzupinseln. Sie erzählt von der deutschen Teilung und von einer fast versuchten Flucht über die Grenze, als Wawerzinek Wachsoldat am Todeszaun war. Und sie gewährt einen tiefen Einblick in den spießigen Muff des Ostens während der Sechziger (der im Westen nicht viel anders war, nur komfortabler), als der Junge endlich in einer Familie landet, nach zwei gescheiterten Adoptionsversuchen. Der neue Vater ist ein zugeknöpfter Mann, die neue Mutter eine kleinkarierte Fanatikerin der Angepasstheit. Ihrer Dressur muss er sich fügen, seine Herkunft ist keiner Rede wert. »In der neuen Familie herrschte Mutterverschweigen. Mir ist ein Dach aus Schweigen über meinem Haupt gezimmert worden. Schweigen deckte mich zur Nacht zu. Schweigen erweckte mich am Morgen. Ich wusch mit dem Wasser und der Seife des Schweigens.« Allein die Großmutter begegnet ihm mit Wärme und Humor.

Fürchterlich und komisch die Schilderung einer abendlichen Orgie, als die Honoratioren der Kleinstadt zu Gast sind, fressen und saufen bis zum Erbrechen, schlüpfrige Witze erzählen und das deutsche Einheitslied Ein Prosit auf die Gemütlichkeit anstimmen, während der Junge im angrenzenden Zimmer den Schlaf sucht. Und dann die ersten Befreiungsversuche, Rockmusik, Jeans, erste Affären und kleine Revolten. Der Erzähler bemüht sich um Gerechtigkeit, schickt dem verstorbenen Adoptionsvater ein gutes Wort hinterher (nicht der Mutter) und schreibt über das Leben in den Heimen: »Ich bin nicht verhungert, musste mich nicht misshandeln und zu Tode schleifen lassen. Der Staat ist mein Kummerflügel. Das Heim ist meine Achselhöhle. Ich komme ohne Vater und Mutter aus. Das Heim ist die annehmbare Alternative zur Familie.« Dass er ohne die Mutter auskomme, ist nur eine flüchtige Illusion.

Das ganze Buch ist ein wahrhaft kindlicher, ein vergeblicher Schrei nach der Mutter, und der ist latent skandalös. Denn natürlich kann man fragen: Warum schreit er nicht nach dem Vater? Wir sind doch gerade dabei, uns in die Einsicht einzuüben, dass der Vater, um der Mutter ihren gleichberechtigten Weg in die Berufswelt zu ebnen, die Rolle der Bezugsperson genauso gut einnehmen kann, wenn er nur will. Wir setzen doch, jedenfalls im öffentlichen Diskurs, alles daran, die Mutter entbehrlich zu machen. Nein, sagt Wawerzinek, die Gebärerin, aus deren Leib das Kind kommt und wohin es nicht selten zurückwill, hat eine ungleich größere symbiotische Bedeutung als der Zeuger. Auf die Mutter kommt alles an. Und gerade deshalb, weil sich die Mutterliebe nicht von selbst versteht, ist sie unersetzlich. Diese Botschaft wird vielen missfallen. Insofern ist Peter Wawerzineks Rabenliebe nicht nur ein literarisches Ereignis, sondern auch eine Provokation.

23.08.2010

http://www.zeit.de/2010/34/L-Wawerzinek?page=all

 

 


 

 

Kinder ausgesetzt

Zum Abschied Pizza

Ein deutsches Paar hat drei Kinder in Italien verlassen. Die Motive für die Tat sind weiterhin rätselhaft. Die deutsche Justiz reagierte umgehend. Sie entzog der Mutter das Sorgerecht.

Von Paul Kreiner, Rom

23.4.2009 0:00 Uhr

„Sie sahen aus wie eine klassische Familie auf Urlaub.“ Ezio Gevroz, Besitzer des Hotels Joli im italienischen Aosta-Tal, hat nicht viel Außergewöhnliches bemerkt an diesen fünf Deutschen, die am vergangenen Samstag bei ihm zwei Zimmer gemietet hatten: die 26-jährige Ina R., der 24-jährigen Sascha S. und drei Kinder, acht Monate, vier und sechs Jahre alt, alle aus Finnentrop im Sauerland.

Aufgefallen ist dem Hotelchef nur, dass die Kinder „trotz der beträchtlichen Kälte bei uns ziemlich leicht bekleidet und durchnässt“ waren, dass die Familie so ganz ohne Gepäck ankam und dass die Kreditkarte der Mutter nicht gedeckt war. „Da telefoniere ich am Montag mit meiner Bank“, beruhigte ihn Ina R., und Gevroz nahm die Familie auf. Seit Sonntag indes herrscht Alarm in Aosta. Ina R. und ihr Lebensgefährte sind verschwunden. Sie waren mit den drei Kindern Pizza essen, gingen kurz vor die Tür, um eine Zigarette zu rauchen. Seither fehlt von ihnen jede Spur. „Verängstigt waren die Kinder gar nicht“, erklärt Pizzeriabesitzer Carmelo Casella, „die glaubten halt, Mama sei auf der Toilette. Die anderen Gäste im Lokal haben dann angefangen, fröhlich mit den Kindern zu spielen; den Kleinen haben wir auch noch gewickelt.“ Nach einer halben Stunde Suche dann holte Casella die Polizei; die Beamten brachten die Kinder in einer betreuten Wohnung unter.

Unterdessen durchsuchten andere Beamte den alten Ford Fiesta, mit dem die Deutschen angereist waren und den sie, als der Tank leer war, kurz nach der Autobahnabfahrt Aosta abgestellt hatten. Was die Polizisten dort fanden – eine Art Tagebuch mit düsteren Zeichnungen –, weckte den Verdacht, die in nicht näher bezeichneten „wirtschaftlichen Schwierigkeiten“ steckende Mutter und ihr Freund, der früher Drogenprobleme gehabt haben soll, könnten sich umgebracht haben. Seit Montag durchkämmen Polizei, Feuerwehrleute, Forstwache und Zivilschutz alle möglichen Wildbäche und Schluchten rund um Aosta.

Sascha S. war nicht der leibliche Vater der drei Kinder. Dieser sitzt seit 2006 in Haft, weil er ein viertes Kind, einen Säugling, zu Tode geschüttelt hatte. So bestätigt es die Staatsanwaltschaft in Siegen.

Was Ina R. und Sascha S. zu ihrer Fahrt nach Italien bewogen hat, das war am Mittwoch noch rätselhaft. Unklar ist auch noch, was sie zwischen ihrer Einreise nach Italien am Dienstag – belegt durch die Tunnelkontrollstellen am Großen Sankt Bernhard – und jenem Samstag getan haben, an dem sie im Hotel Joli auftauchten. Die Polizei hält sich mit Vermutungen zurück und dementiert höchstens einige der üppigen Pressespekulationen als „Fantasie“. Wollte die Mutter etwa, so fragen italienische Zeitungen, die Kinder zur Vermeidung einer womöglich noch schlimmeren Familientragödie gewissermaßen den Behörden „anvertrauen“? Aber warum in Aosta? Nur weil das Benzin dort zu Ende ging? Befanden die fünf sich auf einer fluchtähnlichen Irrfahrt? Oder hatten sie ein konkretes Ziel?

Ziemlich schnell haben italienische und deutsche Polizei die Mutter von Ina R. ausfindig gemacht. Sie holt die Kinder ab. Die deutsche Justiz reagierte umgehend. Sie entzog Ina R. das Sorgerecht.

(Erschienen im gedruckten Tagesspiegel vom 23.04.2009)

http://www.tagesspiegel.de/weltspiegel/Italien-Kinder-Kriminalitaet;art1117,2780131

 

 


 

 

Prozess

Mutter von vier im Stich gelassenen Kindern vor Gericht

Der Fall hatte im Frühjahr 2007 die Öffentlichkeit schockiert: Monatelang hatten vier Kinder im Alter von acht bis zwölf Jahren allein in einer Wohnung gehaust, weil die Mutter ausgezogen war. Nun steht sie vor Gericht.

Joshua war gerade zwölf, als die Mutter zu ihrem neuen Freund zog und der Knabe zum Familienoberhaupt wurde. Joshua kümmerte sich um seine drei kleinen Geschwister, ging einkaufen, machte die Wäsche – so gut er konnte. Nach einem dreiviertel Jahr flog die Sache auf. Die vier Kinder leben jetzt in einer Wohngruppe, ihre 47-jährige Mutter muss sich am Dienstag vor Gericht verantworten, weil sie ihre Fürsorge- und Erziehungspflicht verletzt haben soll.

Der Fall aus Prenzlauer Berg hatte im Frühjahr 2007 die Öffentlichkeit schockiert: Monatelang hausten die Kinder allein in der verwahrlosten Vierzimmerwohnung, zum Schluss ohne elektrisches Licht. Die Mutter kam nach Angaben der Staatsanwaltschaft nur sporadisch vorbei, um ihrem Ältesten etwas Geld in die Hand zu drücken. Ansonsten sei sie für ihre Kinder – damals zwischen acht und zwölf – auch telefonisch nicht erreichbar gewesen.

Die Kinder hielten die Fassade aufrecht, baten niemanden um Hilfe – bis Joshua im April 2007 nicht mehr konnte. Damals wurden die laut Ermittler „erheblich ausgehungerten Kinder“ in die Obhut des Jugendamts genommen. Im vergangenen April ist Gabriele B. das Sorgerecht entzogen worden. Auch der Vater, gebürtiger Mosambikaner, war nach Ansicht der Experten nicht in der Lage, für die Kinder zu sorgen. Er hatte nur ab und zu in der neuen Wohngruppe vorbeigeschaut. (kf)

 

(Erschienen im gedruckten Tagesspiegel vom 10.11.2008)

http://www.tagesspiegel.de/berlin/Prozess-Vernachlaessigung;art270,2657336

 

 


 

 

Wiesbaden, 15.05.2004

"Schluss mit dem Rabenmutterkomplex"

Lautenschläger fordert mehr Akzeptanz für berufstätige Mütter Dank und Anerkennung an Zonta Club Wiesbaden Wiesbaden.

Die Hessische Sozialministerin Silke Lautenschläger hat kritisiert, dass erwerbstätige Mütter in Deutschland gesellschaftlich nicht ausreichend akzeptiert würden. "Es muss endlich Schluss mit dem Rabenmutterkomplex sein", forderte sie heute beim Festakt "50 Jahre Zonta Club Wiesbaden". Es müsse sich endlich die Erkenntnis durchsetzen, dass eine Frau einem Beruf nachgehen und gleichzeitig eine gute Mutter sein könne.

Viele junge Frauen von heute wollten Beruf und Familie kombinieren. In Deutschland werde die Vereinbarkeit von Familie und Beruf immer noch nur als Aufgabe der Frau verstanden, kritisierte die Ministerin. Die Alltagsorganisation bleibe an ihnen hängen. Es fehle an Rahmenbedingungen wie der Kinderbetreuung und der partnerschaftlichen Aufteilung der Familienarbeit. "Dies sind Barrieren bei der Umsetzung des Kinderwunsches, der zweifelsohne besteht. 40 Prozent der Frauen und Männer der Geburtsjahrgänge nach 1965 sind kinderlos", gab Silke Lautenschläger zu bedenken. In europäischen Nachbarländern, die über ein ausgebautes System flexibler Kinderbetreuung verfügten, steige dagegen die Geburtenrate - auch mit zunehmender Bildung und gehobener Berufsposition. "Aus dem Kinderwunsch muss auch in Deutschland Kinderwirklichkeit werden." Die Hessische Landesregierung schaffe konsequent die Rahmenbedingungen, damit für Frauen das von ihnen angestrebte Berufsleben nicht jäh zu Ende sei, wenn sie sich für Kinder entscheiden. Eine besondere Chance sei der Aufbau eines flächendeckenden Netzes der Tagespflege, den Hessen voranbringe. Die Betreuung durch Tagesmütter sei familienähnlich. Die Erwerbstätigkeit von Frauen liege in Hessen mit 65,3 Prozent über dem deutschen und auch über dem europäischen Durchschnitt. Kernpunkt der politischen Anstrengungen sei der Ausbau der Kinderbetreuungsmöglichkeiten, insbesondere für Kleinst- und Schulkinder. In der "Offensive für Kinderbetreuung" stelle das Land im Jahr 2004 für diesen Zweck 10,5 Millionen Euro zur Verfügung. Ministerin Lautenschläger würdigte die Arbeit und das Engagement des Zonta Clubs Wiesbaden, der mit konkreten und lebensnahen Hilfestellungen seit nunmehr 50 Jahren dazu beitrage, Frauen den Einstieg ins Erwerbsleben zu erleichtern und ihnen bei Ausbildung und Berufstätigkeit Chancengleichheit zu verschaffen.

Pressemeldung vom 15.05.2004 verantwortlich i.S.d.P.: Petra Müller-Klepper, Hessisches Sozialministerium, Pressestelle, Dostojewskistaße 4, 65187 Wiesbaden. Telefon: (0611) 8 17 - 34 08 , Fax: (0611) 8 90 84 - 66.

E-mail: presse@hsm.hessen.de

 

 

 

 

 


 

 

Report zum Thema "Rabenmütter"

 

-----Ursprüngliche Nachricht-----

Von: Katharina Zapletal [mailto:kzapletal@hbv.de]

Gesendet: Mittwoch, 3. März 2004 15:15

An: info@vaeternotruf.de

Betreff: Anfrage für einen Artikel

 

 

Hallo,

ich bin Redakteurin und arbeite in einer Entwicklungsredaktion des Heinrich Bauer Verlages. Das heißt, wir arbeiten an einem neuen Heft, das in den nächsten Monaten auf den Markt kommen soll.

Derzeit recherchiere ich für einen Report zum Thema "Rabenmütter". In letzter Zeit gab es mehrere Fälle – aktuell zum Beispiel die "Big Brother"-Kandidatin, die ihren Sohn für ein Jahr bei ihren Schwiegereltern zurücklässt – die für Schlagzeilen und Empörung sorgten.

Ich würde für den Report gern mit einem Vater sprechen, der samt Kindern allein gelassen wurde und der Lust hat, uns seine Geschichte zu erzählen. Der Artikel soll auf keinen Fall reißerisch sein sondern einfach zeigen, wie eine Familie ihren Weg meistert, die von der Mutter verlassen wurde.

Weil wir noch nicht auf dem Markt sind, wird der Artikel zunächst keiner großen Öffentlichkeit präsentiert, sondern für kleine Testleserrunden etc. verwendet. Sollten wir den Artikel im Laufe des Jahres regulär veröffentlichen, würde ich mich selbstverständlich vorher noch einmal melden.

Es wäre klasse, wenn Sie mir bei diesem Anliegen helfen könnten.

Sie erreichen mich unter 040 3019 4239 oder per Mail.

 

Vielen Dank für Ihre Mühe und herzliche Grüße aus Hamburg

Katharina Zapletal

 

 

 

 


 

Wie das Leben so spielt

Eines Tages offenbarte es sich, das die Mutter ( Fr. M.) meiner Kinder aus der gemeinsamen Wohnung ausziehen wollte um das Leben richtig zu geniesen ( wörtlich v. Fr.M. ) und um nichts zu verpassen. Soweit so gut. Beide Kinder ( 13 und 16 Jahre alt ) wurden befragt bei wem sie in Zukunft leben möchten. Beide wollten und wollen beim Vater leben und nicht mit der Mutter. Meine Tochter begründete dies damit, das sie von Ihrer Mutter immer in meiner Abwesenheit geschlagen wird und sie auch Angst vor ihrer Mutter hat. ( mein Fehler war, das nicht unterbinden zu können bzw. mich nicht eher von Fr. M. trennen zu müssen ).

Mein Sohn begründete es damit, das ich ein vielfaches an Zeit mit ihm verbringen würde, trotz meines oft 12-stündigen Arbeitstages, und der damaligen Halbtagstätigkeit seine Mutter. Darüber hinaus bekam er mit, wie seine Mutter ihn unbedingt bei sich haben wollte ,damit sie kein Unterhalt zahlen brauche. Auf meinem Hinweis das ich keinen Unterhalt von ihr haben möchte, meinte sie lapidar, Zitat: "dann kannst Du ihn auch behalten".

Darauf hin verkaufte ich mein Auto um die Laufenden Verbindlichkeiten der Familie zu begleichen, damit beide schuldenfrei ein neues Leben beginnen können. Das zweite Auto bekam Fr. M. und alle persönlichen Sachen. Darüberhinaus wurde ihr von mir angeboten alles aus der Wohnung mitzunehmen, was sie begehrt außer den Sachen und Möbeln der Kinder. Was sie weitesgehend ablehnte.

Was ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste, ist das sie die beiden Sparbücher der Kinder ( Namentlich genannt ) nicht nur mitgenommen hatte sondern auch die insgesamt rund 8000,-DM abgehoben hatte. Diese Sparbücher waren Eigentum der Kinder und das Erbe ihrer verstorbenen Großmutter. Die Mutter ist bis zu heutigen Tag nicht gewillt, ihren Kindern das Geld wiederzugeben.

Ich beantragte das Sorgerecht für beide Kinder und bekam es auch relativ schnell vom Familiengericht zugesprochen.

Im Intresse der Kinder beantragte ich beim Jugendamt eine Beistandsschaft, das sich um den Kindesunterhalt seitdem bemüht.

 

Eine gemeinsame Veranlagung bei der Steuererklärung 2000, die wir beide noch wollten und auch unterschrieben hatten, folgte kurz bevor diese rechtswirksam wurde, ein Antrag ihrerseits auf getrennte Veranlagung. Im Jahr 2000 lebten wir noch gemeinsam, hatten ein gemeinsames Konto worüber das gesamte Familienbudget gehändelt wurde. Mein Ganztagsgehalt wurde mit der günstigen Steuerklasse 3 und ihr halbtagsgehalt mit der ungünstigen Steuerklasse 5 versteuert. Damit partizipierten wir beide von der gesamten Steuerersparnis, weil wir ein gemeinsames, beide gleichermaßen Verfügungsberechtigt, Konto hatten. Durch die, von Ihr, beantragten getrennten Veranlagung erschlich sie sich ein nachträgliches Guthaben von rund 6500,- DM und ich durfte dem Finanzamt eine nachträgliche Steuerschuld von rund 4500,-DM überweisen. Lt. Steuergesetz ist das zwar rechtlich in Ordnung, nur geht das Gesetz davon aus, das bei Verheirateten beide von dem gemeinsamen Steuerplus partizipieren.

Nach Anwältlicher Meinung könnte ich zivilrechtlich dagegen vorgehen, aber man räumte mir nicht viel Chancen ein.

 

Unter fadenscheinigen Begründungen einer Familienanwältin aus Greven ( Fr. ...) wird nach wie vor versucht Unterhaltszahlungen an die Kinder zu verhindern, z.B. werden über 440,- DM / 225,-Euro für eine Pkw-Nutzung veranschlagt, obwohl mit öffentl.Verkehrsmitteln zur Arbeit gefahren werden kann.

Nachdem dies und viele andere Ausflüchte nicht griffen und die Klage bevorstand ist die Mutter jetzt arbeitslos.

Auch wurde von der Anwältin bewusst eine falsche Aussage an das Jugendamt gemacht, indem gesagt wurde, die beiden Kinder hätten ihre Sparbücher bzw. das ursprüngliche Guthaben von rund 8000,-DM / 4000,-Euro zurückerhalten. Weder ist das Geld auf die Sparbücher eingezahlt worden noch den Kindern bar ausgezahlt worden.

Diese Anwältin "bedroht" mich z.Zt. mit rechtlich Schritten gegen mich vorzugehen wenn ich nicht binnen 7 Tage die Geburtsurkunden meiner beiden Kinder an sie aushändige. Nur kann sie diese beim zuständigen Standesamt jederzeit anfordern.

Darüberhinaus sind diese Eigentum der Kinder. Und Kopien gibt es keine, aus verständlichen Gründen.

 

Die Mutter hat es geschafft innerhalb von 9 Monaten sich einmal mit den Kinder zu verabreden, abgesehen von dem Tag vor Gericht wegen des Sorgerechts.

 

Leider ist die Scheidung noch nicht vollzogen, sodas wir uns mit Sicherheit noch auf einige negative Überraschungen "freuen" dürfen.

 

Das ist ein kurzer Abriss unserer Geschichte von Franziska,Florian und Vater Jens

 

Vielleicht hat jemand ähnliche Erfahrungen bereits hinter sich, um uns den einen oder anderen Ratschlag bzw. Hinweis zu geben.

 

 

Alles Gute Jens und Co.

18.03.2002

 

Post an Jens bitte über webmaster@vaeternotruf.de

 

 


 

 

Frauen, die ihre Familien verlassen

 

Hallo,

was ihr jetzt so alles für den anfang wissen wollt, das kann ich nur mal erraten daher schreib ich mal so ein paar stichpunkte auf und fals es nicht aus reichen sollte oder mehr intresse habt,dann schreibt mir einfach und schick euch mal "12 Bänder" archiv meine gescheiterten ehe, den streit mit den kids und das hin und mit meiner frau und was sie jetzt soll alle noch mit den kids und mir anstellt.

zur zeit lebe ich allein mit meinen beiden töchtern c. 3,6 jahre und j. 2,6 jahre in berlin ... alleine. noch bin ich verheiratet und falls es mal die anwältin meiner frau schafft einen vernünftigen scheidungsantrag zustellen, sie hat es jetzt zum dritten mal versucht ,hat mir das familiengericht mitgeteilt gerade vor ein paar tagen, dann werde ich auch eines tages mal geschieden.

die mutter meiner kinder ist jetzt mehr oder weniger so ca.2 jahre immer mal wieder hier bei mir oder bei ihren neuen beziehungen auf hältig. mal hat sie beide kinder mit genommen, mal nur ein aber meistens ist sie ohne gegangen. meistens auch ohne ciao und ohne nachricht, einfach weg. am anfang habe ich noch nicht viel unternommen aber mehr oder weniger im letzten jahr habe ich mich dann an das jugendamt und an das familiengericht gewandt und dort meistens selbständig versucht einiges für meine kinder zu klären damit meine frau sie nicht immer aus ihrer umgebung einfach so heraus nehmen kann.

meine frau hat mich mit zig anzeigen beworfen und schafft es bis heute noch irgend welche sachen aus zugraben um mir das leben schwer zu machen. mit ihrem neuen freund hat sie nur ein hobby, "du gehst in den knast" dann kriegen wir die kinder, mich damit in aktion zuhalten.

nun bin ich auch nun mal kein kind von traurigkeit und habe auch schon 3jahre meines kleine leben im gefängniss verbrachte aber das war weit vor meinen kindern,vor meiner ehe, was mir aber bis heute als rattenschwanz immer hinter her hängt. daher hat meine frau die hoffnung das ich in den knast geht und damit, ich , das problem entsorgt bin. wegen jeden falschen parken, wegen jeder bösen sms oder brief, fange ich mir eine anzeige an.Nacht werde ich von sturmklingel geweckt, die kinder schlafen, steckt das SEK vor der tür und meint sie müssten ohne hausdurchsuchungsbefehl eine durchsuchung durch führen wegen unerlaubten waffenbesitz, nacht um 2 uhr. wissen aber nicht mal das ich 2 kinder habe und weiss ich nicht noch alles für geschichten.

meine frau habe ich zig mal von ihren sogenannten neuen freunden ab holen müssen weil sie mal betrogen, mal beklaut, mal geschlagen oder auch im bordell gearbeitet hat und sie mich dann immer anruft und mir wieder was vor heult und ich dummer weise immer wieder den fehler mache und sie ein gesammelt habe. im jahr 2001 alleine 5 mal düsseldorf und zurück.

ich könnte jetzt noch stundenlang so weiter erzählen und das ist dann noch nicht mal die spitze vom eisberg was so ein vater durch macht, alleine mit zwei kleinen töchtern. geschweige den von meinen neuen beziehungen zu frauen, was sie denn dazu sagen das ich 2 kids habe und was dann immer so daraus wird, auch eine geschichte wert ;-))

kurz zu mir ich bin selber 35 jahre, meine frau ist 24....bin durch meine lage arbeitslos, würde aber gerne arbeiten. werde viel von meinen schwiegereltern unterstützt, die zu ihrer tochter deshalb den kontakt abgebrochen haben. ansonsten handwerker und ich habe alles meiner frau angeboten was ging damit sie den kinder als mutter erhalten bleibt aber das sie es vor gezogen hat wegen einer neuen beziehung nach nähe düsseldorf zu ziehen, sind mir 600km zu ungewiss und durch ihren lebenswandel den sie bisher an den tag gelegt hat, kann ich das meinen kindern nicht zu muten. viele gespräche liefen auch über das jugendamt aber trotz zusagen meiner frau, hat sie nie etwas davon eingehalten.

meine berufliche laufbahn, auf deutsch gesagt, kann ich an den nagel hängen, werde wohl mehr oder weniger in ein soziales abseits gedrängt, dank meiner frau.

Es ist zwar alles nicht einfach aber meine süssen kids gebe ich wegen einen job oder einen neuen partner nie auf.

ok...also, falls ihr noch mehr aus unseren leben wissen wollt, dann meldet euch mal und ansonsten sind wir auch im internet vertreten unter http:...

oder www....

liebe grüsse an den rest der welt

a.

 

Namen und Anschrift des Vaters liegt dem Väternotruf vor.  8.02.2002

 

 


 

 

 

Mutterlust und Mutterfrust vom 13. Mai 2001

Rabenmütter gibt es nicht

 

 

Jeder Mensch hat seine eigene Vorstellung von der idealen Mutter, aber auch von einer Rabenmutter. Wer das Sorgerecht dem Vater überlässt, sein Kind womöglich sogar zur Adoption freigibt, der muss doch herzlos und verlassen sein von jeglichem Mutterinstinkt. Aber ist eine Frau, die sich nicht in der Lage sieht, ihr Kind großzuziehen, die fühlt, dass es woanders eine bessere Zukunft und mehr Geborgenheit hat, wirklich zwangsläufig eine Rabenmutter? Ganz bestimmt nicht.

 

Als Rabenmutter wird man abgestempelt

 

Carolin Helm

Zur Rabenmutter wird man in unserer Gesellschaft schnell gemacht: Es genügt schon, wenn eine Frau kurz nach der Geburt wieder arbeiten geht, ihr Nachwuchs von fremden Personen betreut wird oder sie es gar zulässt, dass die Kinder gar nicht bei ihr leben. Wie etwa bei Carolin Helm. Sie ist geschieden, hat zwei Kinder, Sara und Julian. Doch der 14-jährige Julian wohnt seit einem Jahr nicht bei ihr sondern bei seinem Vater. Es war sein Wunsch, dorthin zu ziehen, und die Mutter hielt ihn nicht davon ab. Aber gemischte Gefühle hatte Carolin Helm schon, als ihr Sohn dann wirklich weg war. Und jeder hat sie gefragt, wie sie das nur tun konnte, es müsse ihr doch schlecht gehen. Und Carolin fand es auch schwer, am Anfang. Aber dann hat sie gemerkt, dass es nicht nur Schattenseiten gibt. Ein paar Monate später konnte sie es auch genießen, frei zu sein, nicht immer an die Kinder denken zu müssen.

Lieben heißt auch loslassen

Freunde und Bekannte reagierten befremdet, als sie hörten, dass sie ihren Sohn dem Ex-Mann überließ. Offen fiel das Wort Rabenmutter nicht, indirekt schon: "Irgendwie kam immer so die Meinung heraus: 'Ich könnte das nicht'. Ich habe das Gefühl gehabt, ich muss mich verteidigen, weil ich eine Rabenmutter bin. Ich bin aber keine Rabenmutter, sondern ich liebe meinen Sohn sehr", sagt Carolin Helm. Für sie heißt lieben auch loslassen. Die 17-jährige Tochter Sara wohnt noch zu Hause. Alle drei sehen sich zwar nur an Wochenenden und in den Ferien, aber Julians altes Kinderzimmer ist natürlich noch da. Auch wenn Carolin Helm inzwischen nur die Besuchsmama ist, das Verhältnis zu ihrem Sohn, sagt sie, sei gut. Sara wurde unehelich geboren. Mit Julians Vater war Carolin Helm nur fünf Jahre verheiratet. Die 45-Jährige weiß, wie hart der Alltag einer allein erziehenden Mutter ist. Daher, sagt sie, hat sie auch Verständnis für eine Frau, die Adoption als einzige Lösung sieht: "Ich kann mir vorstellen, dass jemand, der keine Stütze in der Gesellschaft oder Familie hat oder keine Liebe erfahren hat, lieber seine Kinder in gute Hände gibt."

 

Adoption als einzige Lösung

 

 

Sigrid Gust

Sigrid Gust war vor sieben Jahren in so einer Situation. Sie musste bereits allein für ein Kind sorgen, den Tod ihres Mannes verkraften und hatte massive gesundheitliche und finanzielle Probleme. Als sie später, obwohl inzwischen offiziell unfruchtbar, noch mal schwanger wurde und wieder alleine dastand, entschied sie sich dafür, das Kind zur Adoption freizugeben, aber nicht anonym, sondern offen, nach ihren Vorstellungen. Sie wollte regelmäßigen Kontakt zu ihrem Kind, ihm auf ihre Art entgegenkommen können. Ihm etwas zum Geburtstag schenken, es besuchen. Und sie hat es geschafft: Sie hat regelmäßigen Kontakt zur Adoptivfamilie, besucht sie und wird von ihnen besucht.

Trotzdem galt die 38-Jährige für ihre Umgebung nach ihrer Entscheidung, das Kind nach der Geburt zu fremden Eltern zu geben, als Rabenmutter. Die meisten ihrer Freunde und selbst Mitarbeiterinnen von Beratungsstellen, so schien es ihr, hätten eine Abtreibung eher akzeptiert als eine Adoption. Ihre damals beste Freundin war entsetzt, dass sie das Kind nicht abtreiben lassen wollte. Sie hat Sigrids Entscheidung nicht akzeptiert und die Freundin fallen lassen.

 

"Ich wäre eine wunderbare Mutter"

 

Sigrid besucht ihren Sohn

Die Adoptionseltern lernte Sigrid schon vor der Geburt ihres Sohnes kennen. Sie waren sogar bei der Entbindung dabei. Dennoch ist es Sigrid Gust nicht leicht gefallen, ihr Baby herzugeben: "Direkt nach der Geburt habe ich die ganze Nacht geweint. Aber ich habe gewusst, es geht nur so. Dieses Weinen bedeutete, dass ich jetzt etwas für immer verloren habe. Aber das war dann nicht so. Ich kann das Kind nicht besitzen, aber ich kann dem Kind auf meine Weise Liebe geben." Manuel ist inzwischen sechseinhalb Jahre alt und lebt etwa 140 Kilometer entfernt in einer Familie mit drei ebenfalls adoptierten Geschwistern. Sigrid Gust sieht Manuel alle sechs bis zehn Wochen. Sie sagt, sie habe das Gefühl, dass er mit der Situation gut umgehen könne. Er weiß, dass er adoptiert wurde. Schuldgefühle hat sie keine mehr: "Ich habe schon das Gefühl gehabt, keine richtige Mutter zu sein. Das liegt aber auch an meiner Geschichte. Ich wäre bestimmt eine wunderbare Mutter, wenn ich die Bedingungen dafür gehabt hätte."

Laut Wörterbuch sind Rabenmütter einfach herzlose Frauen. Doch wenn man genauer nachfragt, sind es oft Mütter, die verantwortlicher mit ihren Kindern umgehen, als es auf den ersten Blick scheint.

Ein Beitrag von Nina Kupfer, bearbeitet für ZDF.online

 

 

http://www.zdf.de/ratgeber/monalisa/archiv/45819/index.html

 

 


zurück