Stieffamilie

Stieffamilien


 

 

Explosion

Briefbombe: Mädchen schwebt in Lebensgefahr

Im Fall des Bombenanschlags, bei dem in Rudow ein Mädchen schwer verletzt wurde, hat die Polizei offenbar eine Spur zum mutmaßlichen Täter: Gefahndet wird nach dem 32-jährigen Stiefbruder der Mutter. Er soll sich von der Familie schlecht behandelt fühlen.

 

Von Tanja Buntrock

27.11.2008

 

Berlin - Einen Tag nach dem Sprengstoffanschlag auf eine Rudower Familie ist nicht klar, ob die zwölfjährige Shalin J. überleben wird. „Ihr Zustand ist sehr kritisch“, hieß es bei der Polizei. Tatverdächtig ist der Stiefbruder der Mutter des Mädchens. Nach dem 32-jährigen Peter J. fahndete die Polizei am Donnerstag noch. Er soll in einer Wohnung in Neukölln gemeldet und bislang wegen Betrugstaten bei der Polizei bekannt sein.

Peter J. fühlte sich benachteiligt

Schon kurz nach der Tat hatten die Ermittler „Familienstreitigkeiten“ als Motiv angegeben. Nach Tagesspiegel-Informationen soll es bereits seit Jahren Probleme zwischen den Familienmitgliedern gegeben haben. Peter J. habe sich „benachteiligt“ gefühlt. Offenbar beneidete er die anderen Verwandten um ihren Lebensstandard. Ob es Streit um ein Erbe gegeben hatte, wollten die Ermittler nicht bestätigen. Der 32-jährige lebt in der Neuköllner Reuterstraße, seine Wohnung war am Donnerstag bereits von der Polizei versigelt. Eine Nachbarin berichtete, dass Peter J. nie unangenehm aufgefallen sei, er sei „ein ruhiger, freundlicher Mann“.

Wie berichtet, war am Mittwoch um 16.20 Uhr im Briefkasten des Wohnhauses im Selgenauer Weg eine Bombe detoniert. Unmittelbar zuvor hatte Shalin J. den Kasten aufgeschlossen, um die Post zu holen. Durch die Explosion sei der Arm des Mädchens völlig zerfetzt worden, berichtete eine Zeugin am Tatort.

Es gab zwei Sprengsätze

Bereits am Morgen hatte der Vater des Mädchens, Magnus J., ein Päckchen auf seinem Autodach gefunden. Er dachte sich zunächst nichts dabei, legte es ins Auto und fuhr zur Arbeit. Am Nachmittag wurde er skeptisch und ging damit zur Polizei. Die Experten stellten fest: Auch in dem Paket hat sich Sprengstoff befunden. Zur etwa gleichen Zeit explodierte der Sprengsatz in Rudow.

(Erschienen im gedruckten Tagesspiegel vom 27.11.2008)

http://www.tagesspiegel.de/berlin/Neukoelln-Briefkasten-Bombe;art270,2670980

 

 

 

Kommentar Väternotruf:

Wie immer in solchen Fällen fragen wir - im Gegensatz zu den Meiden - nach dem lebensgeschichtlichen Hintergrund einer solchen Tat.

Der 32-jährige Peter J. ist Stiefbruder der Mutter des schwer verletzten Mädchens. Die beiden Stiefgeschwister haben also entweder nicht die gleiche Mutter oder nicht den selben Vater. Für gewöhnlich wurde der Vater von der Mutter ausgetauscht und bei der Gelegenheit gleich noch ent-sorgt. In 50 Prozent der Fälle wurde früher der Kontakt zwischen Kind und dem Vater - meist mit staatlicher Beihilfe vereitelt. Das kann auch gut hier der Fall gewesen sein. Erfahren werden wir es wohl nie, denn von offizieller Seite hat keiner ein Interesse daran Licht in das Dunkel zu bringen, zu viel eigener Dreck würde da sichtbar werden.

 

 

 

 


 

 

"Der Einzug der Patchwork-Familie in den juristischen Sprachgebrauch - eine Definition"

Falk Bernau in: "Kritische Justiz", 2006, Heft 3, S. 320-331

 

 

 


 

 

 

"Stieffamilien in Deutschland"

Walter Bien, Angela Hartl, Markus Teubner

 

in: "Deutsches Jugendinstitut - Das Forschungsjahr 2001", S. 87-109

www.dji.de

 

 

 


 

 

 

"Stieffamilie

Hilfe, sie hat ein Kind"

 

Üsé Meyer

in: "taz", 11.2.03

 

 


zurück