Väter in der Geschichte


 

 

 

"Das tägliche Gebet

Ein Überblick über die neuere historische Forschung zu Männlichkeit und Vaterschaft" (Teil I)

 

Till van Rahden

in "Frankfurter Rundschau", 7.8.01, s. 20

 

"Macht und Zärtlichkeit

Ein Überblick über die neuere historische Forschung zu Männlichkeit und Vaterschaft" (Teil II)

in "Frankfurter Rundschau", 14.8.01, S. 20

 

"William Ewart Gladstone, zwischen 1868 und 1894 viermal britischer Premierminister, hatte sieben eigene und zwölf Pflegekinder. Dass er einer vielköpfigen Familie vorstand, spielte für sein öffentliches Ansehen eine wichtige Rolle und mag z seinem politischen Erfolg beigetragen haben. So ehrgeizig Gladstone seine politische Karriere verfolgte, so gewissenhaft führte er sein Tagebuch. Neben den zahllosen einträgen zum politischen Leben verlieren sich die wenigen Bemerkungen über die Familie. Kurz: Gladstones Leben als viktorianischer Bürger scheinen das vertraute Bild der polarisierten Geschlechtscharaktere und des bürgerlichen Vaters als autoritär-distanzierter Familienpatriarch zu bestätigen. 

Um so  bemerkenswerter sind jene Tagebuch-Passagen, die Auskunft über sein Gefühlsleben geben. Anfang März 1850 etwa notierte Gladstone, wie froh er darüber sei, wieder nach London zu ziehen, da er nun seine kranke, viereinhalbjährige Tochter in den Händen der besten Ärzte wisse. Seit Ende März jedoch verschlechterte sich ihr Zustand infolge einer Gehirnhautentzündung. Zunächst berichtete er nur über die <liebevolle und unerschütterliche Fürsorge> seiner Frau Catherine, doch bald beteiligte sich auch der Vater an der Pflege der kranken Tochter Jessy. Nacht für Nacht wechselten sich Gladstone und seine Frau bei der Krankenwache ab.

Am 2. April notierte er. Jessy habe sich in der Nacht <unruhig hin und her geworfen, gestöhnt und geschrien, zumeist in C.(atherine)s Armen, ansonsten in meinen>.

...

Vielleicht liegt die größte Herausforderung für eine Geschichte der Vaterschaft darin, der Gleichzeitigkeit von individuellen und strukturellen Gewalt- und Machtverhältnissen einerseits und emotionaler Nähe und Zärtlichkeit andererseits gerecht zu werden. Gladstone jedenfalls begleitete drei Tage nach dem Tod seiner Tochter Jessy in den Morgenstunden des 9. April ihre sterblichen Überreste auf das väterliche Landgut in Kincardineshire. Er habe die Vorhänge der Kutsche geschlossen , liest man in seinem Tagebuch, <um ganz allein zu sein mit dem Gedanken an sie, die mir unablässig, zuzuwinken und zu sagen schien: Komm, Papa komm."

 


 

Vaterschaft im Wandel

 

Stephan Barth, 1997

 

 

 


 

"Wie Bonanza so auch Tony Blair. Unruhe an der Windelfront: Den Vätern eine Gasse."

Dieter Bartetzko in "Frankfurter Allgemeine Zeitung", 31.5.00

über die Domäne der Mütter: Kindererziehung, bei der Väter nur als Helfer und Statisten der Mutter vorgesehen sind. Ein Rückblick in eine jahrtausendalte Geschichte. Bekanntestes Beispiel Joseph, der Vater Jesus (ohne Geschlechtsakt), nichtssagend und unwichtig im Hintergrund stehend.
Ausnahmen bestätigen die Regel: Im antiken Pompeji fand man eine Marmorgruppe mit Seilenos, dem Begleiter des Dionysos, der einen Säugling behutsam hält und ihm beruhigend zulächelt.


 

Väter als Täter

"Verfügungen der Polizei bestimmten, dass <alle unehelichen Schwangeren gemeinen Bürger- und Bauernstandes in das Institut zu sistieren seien> und <eine unehelich Schwangere, die einen unbekannten Täter angebe, mit der für diesen Fall geordneten vier wöchentlichen Zuchthausstrafe verschont werden solle, wenn sie sich freiwillig ins Entbindungsheim begebe>."

So geschehen im 18. Jahrhundert.

aus: "Von Wehemüttern zu Hebammen. Zur Kulturgeschichte eines markanten Frauenberufes: Vor 200 Jahren begannen Ärzte, den Hebammen zu misstrauen. bis vor 40 Jahren kamen trotzdem die meisten Kinder mit Hebammenhilfe zu Hause zur Welt."

Marita Metz-Becker in: "Deutsche Hebammen Zeitschrift" 10/2000, S. 589-591

 


 

 

Vaterschaft im Nationalsozialismus

Friedrich Heinze (1934 oder 1935?) mit seiner Tochter Katrin, geboren am 16.7.1932

 

 


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