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Entführungen in Japan: Das Kind ist einfach weg

Von Felix Lill

17.06.2019

Immer wieder verlieren Kinder durch Trennung den Kontakt zu einem Elternteil. Sehr häufig geschieht dies in Japan, wo aufgrund von Rechtslücken Entführungen quasi legal sind. Selbst internationale Verträge, die das verbieten sollen, ändern daran wenig.

Papa, jetzt komm!“, ruft der Mann – und ist drauf und dran, die Rutsche hochzuklettern. „Meine Söhne haben das immer gebrüllt, wenn wir hier waren. Und wenn ich oben auf der Rutsche saß, stieß ich mir jedes Mal den Kopf. Aber meinen beiden Prinzen war das egal.“ Björn Echternach steht in eine schwarze Regenjacke gekleidet auf dem Spielplatz am Arnimplatz im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg und muss lachen, als er sich erinnert. Einen Moment später stehen ihm Tränen in den Augen. „Was tut man nicht alles für seine Kinder?“

Björn Echternach muss einiges tun. Zwei Jahre sind vergangen, seit er zum letzten Mal diesen Ort der Kindesfreuden besuchte, der heute wie damals voll ist von kleinen Rasern und hinterherhechelnden Eltern. Noch immer wartet links die Rutsche, rechts die Netzschaukel, dahinter ein Klettergerüst. „Überall haben wir gespielt.“ Und der 41-jährige käme weiterhin jeden Tag hierher, wenn seine Kinder noch hier wären. Björn Echternach steckt ein Kloß im Hals, als er ausspricht, was er sich vor der Trennung von seiner japanischen Frau im Herbst 2014 nicht im Traum vorgestellt hätte: „Ich weiß leider nicht, wann ich Karl und Johann wiedersehen kann. Vor zwei Jahren wurden sie von ihrer Mutter entführt.“

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Im September 2017 entschied das Amtsgericht Nauen in Brandenburg, das bei der Mutter eine „fehlende Bindungstoleranz“ feststellte, auf alleiniges Sorgerecht für den Vater. Doch das Urteil ist von theoretischer Natur. Björn Echternach hat seit fast zwei Jahren nichts von seinen Kindern gehört. Medienanfragen an die Mutter ließen sowohl die japanischen als auch die deutschen Anwälte unbeantwortet.

Eigentlich dürfte es solche Fälle gar nicht geben. Schon 1980 schloss die internationale Gemeinschaft das Haager Kindesentführungsübereinkommen ab, das zumindest den grenzüberschreitenden Kindesentzug verbietet. Auf großen Druck trat 2014 auch Japan dem Vertrag bei. Allerdings sind die diplomatischen Unstimmigkeiten in dieser Sache seitdem eher stärker geworden. Die USA stuften Japan Anfang 2018 schon einmal als „non-compliant“ ein, also als den Haager Vertrag nicht beachtend. Derzeit sind allein in Deutschland sieben Fälle anhängig, bei denen der japanische Elternteil mindestens ein Kind in die Heimat entführt hat. Aus der Schweiz sind es zwei Fälle, aus Frankreich sechs, aus den USA sogar 42. Weltweit sind es 108 Entführungen aus dem Ausland nach Japan, bei denen bisher keine Rückführung gelungen ist.

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Bis auf Weiteres kann der Vater erst ab der Volljährigkeit der beiden Söhne in 15 Jahren und 16 Jahren Kontakt aufnehmen, ohne mit der japanischen Polizei in Konflikt zu geraten. Für die Zwischenzeit hat sich Björn Echternach geschworen, jede Stunde, die er sonst mit seinen Kindern verbracht hätte, in die Interessenvertretung zu stecken. Mit anderen Eltern hat er sich verbündet, den Verein „Japan Child Abduction“ gegründet, der über die Entführungen informiert, Rechtsberatung gibt und bei Regierungen vorstellig wird. „Es ist alles, was wir tun können“, sagt der Vater ohne Söhne. „Aber das müssen wir tun. Japan verletzt die Rechte der Eltern. Aber vor allem die der Kinder.“

https://www.fr.de/panorama/entfuehrungen-japan-immer-mehr-kinder-verlieren-kontakt-elternteil-12493493.html


 


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