Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind
Johanna Haarer: Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind. Lehmanns, München / Berlin 1938 (266.–307. Tausend).
Besprechung auf Wikipedia - siehe unten
Dr. Johanna Haarer: Die Mutter und ihr erstes Kind. Karl Gerber Verlag, München 1956 (787.-796. Tausend)
das taz-dossier 7
Der Junge, der Adolf Hitler nicht einen Tag überleben sollte
VON PHILIPP GESSLER
"Zu jeder Zeit ist das Mutterwerden verglichen worden mit den höchsten Tugenden des Mannes, der in den Tagen schwerster Not mit Einsatz des eigenen Lebens Volk und Heimat verteidigt." (*)
Die Bilder hat Heiko Dahle noch im Kopf, nicht mehr die Einzelheiten: In seiner Erinnerung sieht er seine Mutter mit seinen drei Brüdern im Halbkreis auf dem Rasen sitzen. Es ist ein kleiner Park in Pahlhude bei Pahlen in Schleswig-Holstein, zwischen Heide und Rendsburg gelegen. Die Mutter zückt eine Pistole. Sie feuert zuerst mehrmals auf den Ältesten, Wulf, er ist acht Jahre alt. Dann auf den sechsjährigen Jochen. Als die Mutter auf Heiko zielt, fleht der Fünfjährige sie an, ihn nicht zu töten. Die Mutter stoppt das Morden - aus Mitleid? Oder war es nur eine Ladehemmung, fragt sich Dahle heute. Wulf und Jochen sind noch nicht tot, als sie gehen, das weiß Dahle noch. Danach verschwimmt alles. Die Mutter gibt Heiko und seinem jüngsten Bruder Volker, drei Jahre alt, Morphium. Auch sie nimmt es. Die Dosis für Volker ist tödlich, Heikos Magen wird ausgepumpt, er überlebt. Ebenso wie seine Mutter.
"Das neue Deutschland schätzt die Mutter, zumal die kinderreiche, nach den Worten des Führers als erste Trägerin des Staates."
Dahle sitzt in der kleinen Küche seines Hauses in Eutin, einem schmucken Städtchen mitten in den sanften Hügeln der Holsteinischen Schweiz. Braun gebrannt ist er, wach, drahtig, fast glühend lebendig wirkt der 65-jährige Pensionär. Bis Februar lehrte er noch Sozialpädagogen an der Fachhochschule Bremen das juristische Einmaleins. Nach langem Überlegen erzählt er nun die Geschichte seiner Mutter. Flüssig ist sein Bericht, jedes Wort scheint in seinem Kopf mit den weißen lockigen Haaren hundertmal gekreist zu sein, die Geschichte seiner geliebten Mörderin, die Anfang Mai 1945 ihn und seine drei Brüder umbringen wollte. Aus Angst vor dem Feind, dessen Kanonen schon zu hören waren. Aus Furcht vor der Zukunft nach dem Ende ihres "Dritten Reiches", an dem sie fanatisch hing. Das waren die Gründe. Waren das alle Gründe?
"Auf uns Frauen wartet als unaufschiebbar dringlichste die eine uralte und ewig neue Pflicht: der Familie, dem Volk, der Rasse Kinder zu schenken."
Warum? Diese Frage bohrt in Dahle, seit er das Sterben seiner Brüder, getötet durch die Hand seiner Mutter, miterleben musste. Warum? Wie kommt eine 33-jährige Frau, ausgebildet zur Krankenschwester, dazu, ihre Kinder zu töten, die sie nach der Erinnerung Dahles "abgöttisch geliebt hat". Die Freundinnen und Freunde ihrer Mutter schildern sie als sehr lebendig, humorvoll und kommunikativ. Nur ein schwermütiger Zug sei schon immer um sie gewesen.
Dahle holt ein rotes Fotoalbum aus einem kleinen Bücherschrank, auf den Schwarz-Weiß-Fotos sieht man immer wieder eine strahlende, lachende, ihre Kinder herzende junge Frau. Oft trägt seine Mutter eher ländliche Kleidung, Miederröcke und flache Schuhe. Geprägt wurde sie, erzählt Dahle, wie der Vater von der Jugendbewegung - vielleicht erkläre dies einiges, meint Dahle gleich am Anfang des Gesprächs: die Affinität zum Nationalsozialismus, der viele Ideale der bündischen Jugend aufnahm, der Drang nach dem Natürlichen, Gesunden, dem Völkischen, dem Einfachen.
War der dreifache Mord an ihren Kindern die Frucht eines "ideologischen Idealismus", dem seine Mutter offenbar anhing. Ließ sie sich zu sehr von dieser "wagnerianischen Untergangsstimmung", die die NS-Propaganda am Ende noch schürte, bewegen? War sie sicher, dass Gnade vom Feind nicht zu erwarten sei? "Hat sie so geliebt, dass sie glaubte, sie wäre es ihren Söhnen schuldig, sie umzubringen?", fragt Dahle. Um sie vor Schlimmeren zu bewahren? An die Stimmung vor der Tat erinnert sich Dahle noch: Sie sei süß, melancholisch gewesen.
"Schon in ihrem ersten Kinde aber sehe die rechte deutsche Mutter nicht nur das Wesen, das ihrem Herzen am teuersten ist und für das sie zu jedem Opfer bereit ist, sie erblicke in ihm auch die verbindende Brücke zwischen der Vergangenheit und Zukunft ihrer Familie, ihrer Sippe, ihres Volkes."
Dahles Vater kommt am Abend nach der Bluttat aus Hamburg, wo er eine fliegertechnische Vorschule zur Ausbildung des Bodenpersonals der Luftwaffe führt. Bis auf seine Frau und ihren Sohn Heiko "traf er nur noch Tote an", erzählt Dahle. Sie sagt zu ihrem Mann: "Du hast doch 'ne Pistole - erschieß mich." Dahle hat erst 1983 mit seinem Vater über die Morde gesprochen. Sein Vater durfte seine Frau nie fragen, was genau passiert war, das war tabu. Der Vater holt sich eine Schubkarre und geht zum Park in Pahlhude. Er lädt die Leichen von Jochen und Wulf darauf und fährt sie zum Friedhof von Pahlen. Er hebt zwei Gräber aus. Als alter Mann erzählt er dem Sohn, er habe sich überlegt, sich gleich dort mit seiner Pistole zu erschießen. Er habe es um Heiko willen nicht getan. Die Gräber der Brüder haben keinen Grabstein.
"Auch wenn das Kind auf die Maßnahmen der Mutter mit eigensinnigem Geschrei antwortet, ja gerade dann läßt sie sich nicht irre machen."
Gab es eine Verabredung zwischen seiner Mutter und ihrem Vater, sich am Kriegsende umzubringen - und die Kinder mitzunehmen, fragt sich Dahle. Hat es eine Rolle gespielt, dass Papa kurz zuvor fremdgegangen war? Der Vater zeigt seine Frau nicht an, er bleibt gar bei ihr. Er hätte sie verlassen müssen, sagt Dahle heute. "Wie konnte er mit einer Mörderin leben?", fragt er, "mein armer Vater." Aber er bleibt bei ihr. Nur der engste Kreis der Verwandtschaft erfährt, was wirklich passiert ist. Jeder, auch Heiko, muss die Lüge verbreiten, seine Brüder seien bei einem Bombardement umgekommen. Niemand fragt nach, die Version passt zu den "Wirren des Kriegsendes", meint Dahle.
Kurz nach der Bluttat hat der kleine Heiko Todesangst vor seiner Mutter, erinnert sich Dahle. Doch danach wächst auch wieder Liebe zu ihr. Er kann nicht erklären, warum. Aber die Geschichte ist nach 1945 immer da, unausgesprochen, wie ein schwarzer, stummer Gast der Familie. Dahle erinnert sich, dass er nach dem Krieg eines Tages mit einer beim Spielen zerrissenen Hose nach Hause kommt. Er sinkt auf die Knie, als er seine Mutter sieht, fleht sie an, ihm nichts zu tun. "Um Gottes willen!", sagt sie, "bin ich denn so streng zu dir gewesen?" Einmal lobt sie ihn, weil er Fremden gegenüber erklärt, seine Brüder seien bei einem Bombenangriff ums Leben gekommen. Als er kurz im Frühjahr 1946 von den englischen Besatzern Milchsuppe mit Rosinen bekommt und nach Hause bringt, sagt seine Mutter nur: "Wenn ich das gewusst hätte." Nur diese drei Mal klang das Geschehen vom Mai 1945 zwischen Dahle und seiner Mutter noch einmal an. "Das Lügen war schon eingeübt", sagt er heute.
"Kein Ereignis im Leben der Frau entreißt sie aber auch so sehr ihrem Einzelschicksal und ordnet sie ein in das große Geschehen des Völkerlebens wie dieser Gang an die Front der Mütter unseres Volkes, die den Strom des Lebens, Blut und Erbe unzähliger Ahnen, die Güter des Volkstums und der Heimat, die Schätze der Sprache, Sitte und Kultur weitertragen und auferstehen lassen in einem neuen Geschlecht."
Im Frühling 1955 begeht Dahles Mutter Selbstmord. Sie bekommt immer im Frühling schwere Depressionen. In der Küche dreht sie das Gas auf. Auch der Suizid wird natürlich in der Öffentlichkeit verschwiegen, erzählt Dahle. Der damals 15-jährige Heiko trauert um seine Mutter - warum, das kann der 65-Jährige nicht erklären. War es eine "Schicksalsgemeinschaft in einer Lebenslüge", überlegt er.
Seine Eltern haben 1947 noch einmal ein Kind bekommen, wieder einen Sohn. Es gibt ein Foto von ihm im roten Fotoalbum. Ein Knabe liest seinen Eltern in einem 50er-Jahre-Wohnzimmer etwas vor. Dahles Mutter ist fast völlig schwarz gekleidet. "Das Projekt", ein neues Kind, "konnte nicht gelingen", sagt Dahle heute. Sein Bruder lebt in den USA, weit weg vom blutigen Deutschland. Er brauchte Jahre, ehe er mit psychotherapeutischer Hilfe das Trauma verarbeitete. Mit 17 erfuhr er davon, Heiko erzählte ihm alles. Zunächst schien er nicht zu begreifen. Eine Freundin der Mutter erklärte ihm ihren Selbstmord, ganz trocken, so: "Das ist ganz klar, die wollte bei ihren Kindern sein."
"Die Mutter aber ist es, in deren Händen die glücklichste Lösung aller ersten kleinen und großen Schwierigkeiten liegt. Sie hat ihr Kind unterm Herzen getragen, sie hat es geboren und genährt, sie muß es mit sanfter, aber fester Hand hineinführen ins Leben."
Dahle selbst hat die Geschichte, deren einziger Augenzeuge er war, erst nach und nach in seiner Familie erzählt. Seine sieben erwachsenen Kinder kennen sie. "Sie sind ja davon betroffen - es ist immer besser, wenn etwas bewusst ist als unbewusst", sagt er in seiner Küche. Es gebe Anhaltspunkte, dass seine Kinder diese Last der Erinnerung dennoch weitertrügen, sagt Dahle, aber wie, das will er nicht sagen. "Das bedrückt mich am meisten an dem ganzen Geschehen."
In ihm selbst sei weder Hass noch Wut über seine Mutter, meint Dahle. Dafür "Trauer reichlich" über seine Brüder. Ihm sei, als passten sie noch heute stets auf ihn auf. Aber auch der Schmerz sei immer da, er habe "einen seelischen Schaden durchs Leben geschleppt", fühle sich "irgendwie behindert". Er habe keine psychosomatischen Störungen davongetragen, sagt Dahle. Alkohol habe ihm den Schmerz nie betäubt. Er fühle sich als "ein Opfer des Krieges. Keiner hasst den Krieg so wie ich".
Trotz allem habe er ein lebensfrohes Naturell. "Ich bin ein Aufgesparter, Überlebender", meint der Mann, der seine Mutter überlebte. Vielleicht sei er wie viele seiner Postkriegsgeneration so in der 68er-Bewegung aufgegangen, weil er in ihr Nähe, Vertrauen und Gemeinschaft gesucht habe, die in seiner Familie fehlte, überlegt er. Vielleicht sei eine Ehe an seiner Geschichte gescheitert. Vielleicht. Nur eines weiß er, etwas darüber zu lesen oder zu sehen, wie Magda Goebbels im Führerbunker ihre Kinder ermordete, das erträgt er nicht. Da blättere er weiter.
Dahle will noch das Foto seiner Mutter mit ihren vier Kindern mitgeben. Der tote Wulf mit einem Ball, der tote Jochen mit einem Segelboot aus Holz, der tote Volker, geschützt in den Händen der lächelnden Mutter. Dahle kriegt das Bild nicht aus dem Fotoalbum. Es klebt zu fest.
(*) Alle Kursivzitate aus: Johanna Haarer, "Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind". München, Berlin 1938, Auflage 111.-130. Tausend
taz Nr. 7658 vom 7.5.2005, Seite 10-11, 349 Zeilen (TAZ-Bericht),
PHILIPP GESSLER
http://www.taz.de/pt/2005/05/07/a0176.nf/text
Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind
Ausschnitt
des Titelblatts, 1940
Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind ist der
Titel eines Erziehungsratgebers zur Säuglingspflege, verfasst von der Ärztin
Johanna Haarer (1900–1988) und 1934 in erster Auflage erschienen. Damit sowie
mit ihren Publikationen Unsere kleinen Kinder und Mutter, erzähl von Adolf
Hitler! verfasste Haarer die bekanntesten Erziehungsbücher in der Zeit des
Nationalsozialismus und prägte die Erziehung dieser Zeit und eine ganze
Generation. Die dieser Generation angehörenden Erwachsenen werden in Deutschland
unter dem Begriff Kriegskinder zusammengefasst.
Nach dem Krieg wurden
Haarers Bücher von den Alliierten verboten. Unter dem Titel Die Mutter und ihr
erstes Kind wurde ihr erfolgreichstes Buch in überarbeiteter Fassung und ohne
Hinweis auf die Erstausgabe später erneut herausgegeben, 1987 in letzter
Auflage. Mit der Frage, wie diese Ratgeber noch heute Einfluss auf die
Kindererziehung nehmen, haben sich zahlreiche Wissenschaftler unterschiedlicher
Disziplinen befasst. Unter ihren Veröffentlichungen hat das Buch von Sigrid
Chamberlain mit dem Titel Adolf Hitler, die deutsche Mutter und ihr erstes Kind
besondere Beachtung gefunden.
Inhaltsverzeichnis
1 Johanna Haarer
1.1 Die Person
1.2 Das Buch
1.3 Spuren in der DDR
1.4 Der Verlag
2 Analysen
3 Rose Ahlheim
3.1
Haarers Buch
3.2 Die Folgen
3.3 Familie Haarer nach dem Krieg
3.4 Die
Haarer-Biografien
4 Anne Kratzer
5 Sigrid Chamberlain
5.1 Adolf Hitler,
die deutsche Mutter und ihr erstes Kind
5.1.1 Die deutsche Mutter und ihr
erstes Kind
5.1.1.1 „Alles was wir tun, tun wir letzten Endes für das Kind“
5.1.1.2 „Jedes Kind ist eine Schlacht“
5.1.1.3 „In der Freiheit fühlen sich
die Menschen leicht verlassen“
5.1.1.4 „Zum Sterben sind die jungen Leute
doch da“
5.1.2 Über den nationalsozialistischen Typus
5.1.3 Konnten
überzeugte Nazis liebevolle Eltern sein?
5.1.4 Anmerkungen zu Adolf Hitler
5.1.5 Nachwort
5.2 Rezensionen
6 Literatur
7 Weblinks
8 Anmerkungen
9 Einzelnachweise
Johanna Haarer
Die Person
→ Hauptartikel: Johanna
Haarer
Nachdem Johanna Haarer (1900–1988) im Alter von 23 Jahren ihr
Staatsexamen als Ärztin abgelegt hatte, war sie in den folgenden zehn Jahren in
ihrem Beruf tätig. Ihre erste Ehe scheiterte. In zweiter Ehe gebar sie 1933
Zwillinge und bekam später drei weitere Kinder. Mit der Geburt der Zwillinge gab
sie ihre ärztliche Tätigkeit auf und begann zu schreiben – Kolumnen und Bücher
zur Säuglingspflege und Kindererziehung. Eine pädagogische Ausbildung besaß sie
nicht. Unter anderem veröffentlichte sie im Völkischen Beobachter. Im Jahr 1937
trat sie der NSDAP bei. 1945 wurde sie inhaftiert und verbrachte ein Jahr in
drei verschiedenen amerikanischen Internierungslagern. 1946 nahm sich ihr
zweiter Mann das Leben.[1] Alle fünf Kinder wurden später „auf irgendeine Weise
psychisch krank“, gab Sigrid Chamberlain an.[2]
Nach dem Krieg erhielt
Haarer keine Erlaubnis, sich als Ärztin in eigener Praxis niederzulassen.[3] Bis
zu ihrem Ruhestand im Jahr 1965 war sie in verschiedenen Gesundheitsämtern in
Bayern tätig. Sie starb 88-jährig. Anna Hutzel, eine ihrer Töchter, teilte in
einem Telefonat mit Susanne Blumesberger von der Universität Wien im November
2000 mit, ein Gespräch über das Dritte Reich sei mit ihrer Mutter „nie möglich“
gewesen. Ihre nationalsozialistische Einstellung habe die Mutter bis zu ihrem
Tod nicht aufgegeben. Innerfamiliäre Konflikte seien „mit Gewalt gelöst“ worden.
Die Kinder hätten unter „der Gefühlskälte“ ihrer Mutter gelitten.[1] Annas
Schwester Gertrud veröffentlichte 2012 und damit knapp 25 Jahre nach dem Tod der
Mutter sowohl deren Autobiografie als auch ihre eigene, in der sie die Angaben
der Schwester bestätigte.[4]
Die Dokumentarfilmerin Gabriele Dinsenbacher
– selbst Jahrgang 1952 und Tochter eines Lehrerehepaares – besuchte Gertrud
Haarer in Italien und ließ die 1942 geborene Tochter aus ihrem Leben erzählen.
Im September 2019 veröffentlichte der Bayerische Rundfunk die Dokumentation auf
seinem YouTube-Kanal.[5] Sie war zuvor in der Reihe Lebenslinien[6] unter dem
Titel Meine deutsche Mutter gesendet worden.[7]
Das Buch
Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind wurde ein Bestseller.
Allein bis Kriegsende waren 690.000 Exemplare verkauft. Die Journalistin Anne
Kratzer schrieb darüber 2018 in der Wochenzeitung Die Zeit:
„‚Das Kind
wird gefüttert, gebadet und trockengelegt, im Übrigen aber vollkommen in Ruhe
gelassen‘, riet damals Johanna Haarer. Sie schilderte detailreich körperliche
Aspekte, ignorierte aber alles Psychische – und warnte geradezu vor ‚äffischer‘
Zuneigung: ‚Die Überschüttung des Kindes mit Zärtlichkeiten, etwa gar von
Dritten, kann verderblich sein und muss auf die Dauer verweichlichen. Eine
gewisse Sparsamkeit in diesen Dingen ist der deutschen Mutter und dem deutschen
Kinde sicherlich angemessen.‘ […] statt in einer ‚läppisch-verballhornten
Kindersprache‘ solle die Mutter ausschließlich in ‚vernünftigem Deutsch‘ mit ihm
sprechen, und wenn es schreie, solle man es schreien lassen. Das kräftige die
Lungen und härte ab.“
– Anne Kratzer: Zeit Online[8]
Sigrid
Chamberlain, die Haarers Erziehungsratgeber einer ausführlichen sozial- und
politikwissenschaftlichen Analyse unterzogen und ihr ein ganzes Buch gewidmet
hat, fasst die Ratschläge Haarers in einem Interview bei Barbara Tambour wie
folgt zusammen:
„Das Kind soll tags wie nachts in einem stillen Raum für
sich sein. Die Trennung von Familie und Kind beginnt gleich nach der Geburt:
Sobald der Säugling gewaschen, gewickelt und angezogen ist, soll er für 24
Stunden allein bleiben. Erst danach soll er der Mutter zum Stillen gebracht
werden. Von der ersten Minute des Lebens an wurde also alles getan, um die
Beziehungsunfähigkeit zu fördern. Alles war verboten, was Beziehung förderte.
Denn das Hauptziel bestand darin, die Beziehung zwischen der Mutter oder den
Eltern und dem Kind gar nicht erst entstehen zu lassen. Diesem Zweck dienen auch
Haarers Forderungen, keine Zeit gemeinsam zu verbringen außer beim Füttern,
Windelwechseln, Anziehen, Baden. Dafür aber waren genaue Zeitspannen vorgegeben.
Das Füttern mit der Flasche sollte keinesfalls länger dauern als zehn Minuten,
das Stillen nicht länger als zwanzig Minuten. Wenn das Kind ›bummelt‹ oder
›trödelt‹, soll das Füttern oder Stillen abgebrochen werden. Essen gibt es erst
wieder bei der nächsten planmäßigen Mahlzeit. Hat das Kind bis dahin Hunger,
geschieht es ihm erstens recht und zweitens lernt es dann, dass es sich beim
nächsten Mal mehr beeilen muss.“
– Sigrid Chamberlain: Publik-Forum[2]
Erwachsene, so Haarer, hätten sich „ruhig über die Fehler und Schwächen der
Kinder lustig machen und sie verspotten dürfen“, ergänzt Chamberlain und erwähnt
Zeitzeugen, die berichteten, wie sie beschämt und bloßgestellt wurden, nicht nur
von den Eltern, sondern auch von Erzieherinnen. Zu den Folgen einer solchen
Erziehung gehören unter vielem Anderen die Schwierigkeit, „liebevoll, einfühlsam
und warmherzig“ mit den eigenen Kindern umzugehen, aber beispielsweise auch, die
eigene „Wohnung schön und gemütlich einzurichten“, so Chamberlain. Hinzu komme
eine große Sehnsucht nach Anerkennung und Zugehörigkeit.
Noch lange nach
dem Krieg wurden viele Kinder von ihrer Mutter nie in den Arm genommen.
Körperlichkeit beschränkte sich auf die Reinlichkeitserziehung, ansonsten war
für Haarer „Hautberührung […] unerwünscht“.[9]
Haarers Ratschläge gaben
sich einen „modernen und wissenschaftlichen Anstrich“ und fanden regen Anklang,
doch sie seien falsch, und das sei, so Kratzer, „schon damals bekannt“ gewesen.
Dessen ungeachtet und weil sie die herrschende Ideologie in die Kinderstuben
trugen, wurden sie von den Nationalsozialisten gefördert und in den sogenannten
Reichsmütterschulungen gelehrt – beispielsweise in der Reichsmütterschule
Wedding. Bis April 1943 hätten bereits drei Millionen Frauen an solchen
Schulungen der NS-Frauenschaft teilgenommen. Auch in Kindergärten und Heimen war
Haarers Ratgeber Grundlage der Erziehung.[8]
Als geradezu „perfide“
bezeichnet Kratzer den Rat Haarers an die Mütter, „die Bedürfnisse ihrer Babys
gezielt zu ignorieren“, weil besonders diese Empfehlung die transgenerationale
Weitergabe befördere: „Wenn eine ganze Generation systematisch dazu erzogen
worden ist, keine Bindungen zu anderen aufzubauen, wie kann sie es dann ihren
Kindern oder Enkelkindern beibringen?“ Kinder, „die verführbar sind, nicht
denken und nicht fühlen“, seien, so der Bindungsforscher Karl Heinz Brisch,
„praktisch für eine Kriegernation“.[8]
Nach 1945 wurde das Buch – „vom
gröbsten Nazijargon bereinigt“, mit etwas verändertem Titel und in anderen
Verlagen – bis 1987 wieder veröffentlicht, jedoch ohne dass in den
Nachkriegsausgaben ein Hinweis auf Titel und Jahr der Erstveröffentlichung
erfolgte. Insgesamt erzielte das Buch eine Auflagenstärke in Millionenhöhe.
Spuren in der DDR
In der 1949 gegründeten DDR wurde Haarers Buch nicht
verlegt. Die Autorin Annette Schlemm, 1961 in der DDR geboren, begab sich im
Jahr 2015 auf Spurensuche, recherchierte in ihrem Bücherbestand und fand ein in
ihrem Geburtsjahr in einem VEB-Verlag herausgegebenes Buch mit dem Titel Kleine
Enzyklopädie. Die Frau. Darin werde betont, dass bei der Säuglingspflege „neben
‚größter Sauberkeit‘ auch ‚Regelmäßigkeit‘ besonders wichtig“ sei. Sie zitiert:
„Schon der Säugling muß erfahren, daß er durch noch so kräftiges Schreien nicht
die Erfüllung seiner Wünsche erzwingen kann“ – und quittiert dieses Zitat mit
der Bemerkung „Johanna Haarer läßt grüßen“. Mit einem weiteren Zitat verweist
sie auf die nicht nur atmosphärische Ähnlichkeit der beiden Erziehungsratgeber:
„Durch die Erziehungsmaßnahmen soll das Kind bei voller Entfaltung seiner
persönlichen Eigenart lernen, daß es sich seiner Umgebung anzupassen hat und daß
das Leben in Gemeinschaft nicht nur Vorteile, sondern auch Pflichten und
Verzichte mit sich bringt, die das Kind nicht widerwillig, sondern freiwillig
und freudig auf sich nehmen muß.“[10]
Der Verlag
Ratgeber im Lehmanns
Verlag
Die Erstveröffentlichung des Haarer-Buches erfolgte bei Julius
Friedrich Lehmann (1864–1935), der seinen Verlag im September 1890 gegründet und
ihm den Firmennamen J. F. Lehmanns gegeben hatte. Dieser Verlag sollte sich zu
einem bedeutenden medizinischen Fachverlag entwickeln – nicht nur, aber auch
wegen seiner anatomischen Atlanten.
Mario Heidler, der 2006 im
Historischen Lexikon Bayerns die Verlagsgeschichte nachzeichnete,[11] beschrieb,
wie der Verlag „seit dem Ersten Weltkrieg zunehmend auch wehrwissenschaftliche
sowie rassenkundliche und rassenhygienische Schriften“ herausgab. Seit 1929
förderte Lehmann die NSDAP und verlegte medizinische, völkische und rassistische
Werke, darunter medizinische Ratgeber, welche die von ihm bevorzugte Ideologie
zu verbreiten halfen. Auch hatte er den Verlag der Zeitschrift Münchener
Medizinischen Wochenschrift (MMW) gekauft, die später in MMW – Fortschritte der
Medizin umbenannt und von einer Tochtergesellschaft des Springer Medizin
Verlages herausgegeben wurde. Dieser Neuerwerb festigte seine marktbeherrschende
Stellung.
Friedrich Schwartz leitete nach Lehmanns Tod im Wesentlichen
den Verlag, der im Dritten Reich mehrfach ausgezeichnet und, wie Heidler
schreibt, als „kriegswichtig“ eingestuft wurde. Deshalb musste er, anders als
andere Verlage, seine Tätigkeit nicht einstellen.
Die Alliierten verboten
den Verlag 1945. Das medizinische Programm kaufte 1946 der Verlag Urban &
Schwarzenberg auf. 1950 wurde der Verlag wiederbegründet und setzte seine
Tradition fort – mit seinem Sortiment, aber auch politisch mit seiner Nähe zur
Gesellschaft für freie Publizistik. Im Jahr 1979 wurde der Verlag aufgelöst,
ohne seine frühere Bedeutung wiedererlangt zu haben. Der ursprüngliche
Firmenname hielt sich für eine medizinische Buchhandlung noch bis 1997, als es
zu einer Umbenennung in Lehmanns Fachbuchhandlung und – später – Lehmanns Media
kam.[11]
Analysen
Unter dem Titel Brutstätten der Nation war 1988 von
Ute Benz eine erste kritische Analyse des Haarer-Ratgebers im vierten Band der
Dachauer Hefte publiziert worden,[12] welcher der Medizin im NS-Staat gewidmet
war.
Dreißig Jahre später sprach Rose Ahlheim in einem Interview über die
innerseelischen Folgen der von Haarer vertretenen Pädagogik. Im selben Jahr ging
Anne Kratzer mit ihrem Essay in Zeit Online der Frage nach, warum es zu diesem
andauernden Einfluss kam. Ausführlicher als alle Anderen beschrieb Sigrid
Chamberlain Haarers Ratgeber und die Spätfolgen dieser Erziehung.
Rose
Ahlheim
Unter dem Titel Nazi-Pädagogik und die Folgen: Johanna Haarer’s
langer Schatten wurde im September 2018 ein Interview mit der Kinder- und
Jugendlichenanalytikerin Rose Ahlheim auf YouTube veröffentlicht.[13] Sie ist
Herausgeberin der 2012 erschienenen Autobiografien von Johanna Haarer und ihrer
Tochter Gertrud.[4] Zu Beginn des Interviews, das Sachinformationen ergänzt
durch Anekdoten vermittelt, korrigiert sie einen häufigen Irrtum: Haarer werde
oft für eine Kinderärztin gehalten, sei tatsächlich aber Lungenfachärztin
gewesen.
Haarers Buch
Ahlheim bezeichnet einige Ratschläge Haarers zunächst als
„pfiffig“ und „medizinisch gut begründet“, doch fänden sich „darin verwoben auch
immer wieder Versatzstücke aus der nationalsozialistischen Ideologie“. Sie
greift Empfehlungen Haarers kommentierend auf, teils zitiert sie aus der Auflage
von 1938. Beispielsweise sollten Neugeborene in den ersten 24 Stunden ihres
Lebens nichts zu trinken bekommen. Die Erziehung solle am Tag der Geburt
beginnen und ohne „vernünftigen“ Grund solle eine Mutter sich nicht mit ihrem
Kind befassen. Damit aus dem Kind kein „Haustyrann“ werde, gelte es, frühzeitig
seinen Willen „zu brechen“. Das sei wichtig für die Charakterbildung und die
spätere Lebensführung, so Haarer. Sie sei überzeugt gewesen, dass Kinder sich
dieser Früherziehung später nicht erinnerten und sie ohnehin erst im Alter von
etwa zwei Jahren in der Lage seien, Gefühle zu empfinden. Andererseits aber
traue sie dem Kind schon viel früher ein „Machtbedürfnis“ zu, so Ahlheim.
Adalbert Czerny (1904)
Viele ihrer Ratschläge hatten Vorläufer und eine
durchaus lange Tradition. Manches davon wurde von Kinderärzten, die sich um die
damals hohe Säuglingssterblichkeit sorgten, durchaus zum Schutz der Kinder
vertreten, berichtet Ahlheim. Der erste Kinderarzt in Deutschland sei Adalbert
Czerny gewesen. Er habe an der Berliner Charité einer Vorlesungsreihe den Titel
Der Arzt als Erzieher des Kindes gegeben.
Haarer habe sich aus einfachen
Verhältnissen hochgearbeitet und sei eine der ersten Frauen gewesen, die Medizin
studierten. In der männlich dominierten akademischen Umgebung habe sie es „nicht
leicht“ gehabt. Mit der sogenannten Machtergreifung sei ein Gesetz zur
Bekämpfung der hohen Arbeitslosigkeit erlassen worden, das untersagte, im
öffentlichen Dienst Ehepaare zu beschäftigen. Daraus erklärt sich Ahlheim, dass
Haarer mit der ersten Schwangerschaft ihren Beruf aufgab. Als tatkräftige Frau
habe sie vermutlich Beschäftigung gesucht und deshalb erste kleine Beiträge zur
Säuglingspflege geschrieben. Der Völkische Beobachter habe eine Frauenseite
eingeführt, auf der Haarers Beiträge erschienen. Sie fanden Anklang und so
folgte sie dem Vorschlag, ein Buch zu schreiben.
Ahlheim erwähnt Ute
Benz, Lehrbeauftragte für Kinder- und Jugendpsychotherapie an der Technischen
Universität Berlin[14] und zudem Ehefrau des Antisemitismusforschers und
Historikers Wolfgang Benz. Sie habe 1987 in ihrem Aufsatz Deutsche Superfrau in
der Wochenzeitung Die Zeit auf die historischen Hintergründe dieses noch immer
gern gelesenen Ratgebers aufmerksam gemacht und die Entstehung des Buches für
einen Akt der „Rache“ gehalten, mit der sich Haarer dafür habe rächen wollen,
durch die Geburt ihrer Kinder auf Heim und Herd zurückgeworfen zu sein.[15]
Die Folgen
Empathie als Schlüsselkompetenz
Der zweite Teil des
Interviews widmet sich den Spuren, die eine solche Erziehung hinterlasse und die
in der Regel nicht erinnert würden. Gleichwohl speichere das sogenannte
Körpergedächtnis die „affektiven und gefühlsmäßigen Erinnerungen“. Das Kind sei
angewiesen auf einen Anderen und wenn es allein gelassen werde, habe es Angst.
Die könne sich bis zur „Vernichtungsangst“ steigern. Beruhigen könne sich das
Kind, wenn jemand da sei, der mit ihm spricht. Oft genüge schon ein Blick, der
das Kind die Anwesenheit eines Anderen spüren lasse. Einfühlung in die Panik sei
wichtig: „Ja, das gibt es, aber ich bin da.“ Bleibe das Kind mit seinem Schmerz
und der Angst allein, entwickle sich die Vorstellung von etwas Bösem, das in ihm
sei und es verfolge. Weil die Mutter immer wieder auch das Gute bringe, entstehe
im Kind eine „Parallelität von zwei Zuständen“. Im einen fühle es sich
aufgehoben, behaglich und gewärmt von einer „freundlich gesonnenen Person“, im
anderen spüre es „etwas Kaltes, Feindliches, Schmerzvolles“. Die zunächst eher
diffusen Zustände nähmen mit der Zeit Gestalt an und es entwickle sich so etwas
wie eine innere Figur. Daher komme die Metapher von der guten und der bösen
Mutter, die das Kind in sich trage. Diese müsse das Kind „irgendwann“ zu einer
realen Person verknüpfen, die beide Seiten hat. Gelingt diese Verknüpfung, hat
sich damit die Fähigkeit zur Ambivalenz entwickelt. Weil diese Erfahrungen
diffuser Zustände in einer vorsprachlichen Zeit gespeichert würden, könne sich
daraus später eine Unsicherheit entwickeln, die vielfach bei jungen Müttern zu
beobachten sei. Ohnehin könne man „oft sein Kind wirklich nicht verstehen“ und
dann scheine ein „Rezept“ einfach, das Kind „in einen Raum zu schieben“, in dem
es für sich ist. Dadurch müsse das Kind die Last tragen. Die Mutter aber
entlaste es und sie könne sich dabei auf einen Ratschlag aus berufenem Munde
beziehen. Mütter würden immer wieder von Unsicherheit geplagt, „manche mehr,
manche weniger“, als erwachsene Person jedoch sollte man sich der unbehaglichen
Tatsache, sein Kind mitunter nicht zu verstehen, aussetzen und es nicht dem Kind
anlasten.
Familie Haarer nach dem Krieg
Im dritten Teil des Interviews
steht die Frage im Raum, wie es in der Familie nach der Zeit des
Nationalsozialismus weiter ging. Das Thema sei ein Tabu von mehreren gewesen,
sagt Ahlheim. Schlimmer noch als der Ratgeber zur Säuglingspflege sei das
Kinderbuch Mutter, erzähl von Adolf Hitler![16] Dass es dieses Buch gab, habe
niemand wissen dürfen. Tochter Gertrud bestätigte später, von diesem Buch erst
nach dem Tod der Mutter erfahren zu haben.[5] Ein weiteres Tabu war der Suizid
des Ehemannes und Vaters. Diskutiert wurde in der Familie nicht. Hitler tauche
in der Biografie von Johanna Haarer lediglich als jemand auf, der ihr ein Ölbild
geschenkt habe, Kunstliebhaber und an Architektur interessiert gewesen sei.
Anders werde er nicht erwähnt.
Angerührt habe Ahlheim, dass Tochter
Gertrud, die sie persönlich kennenlernte und für eine „kluge Frau“ halte, als
Kind eine Schulversagerin gewesen sei. Das führte zuhause zu „Streit, Vorwürfen
und Strafpredigten“. Gertrud habe nicht lernen können und als Erwachsene lange
Zeit eine Schreibblockade gehabt. Ihre Lernstörung in Kindertagen sei der
„einzige Schutz“ gewesen, um sich dagegen zu wehren, dass es so viel gab, was
sie nicht habe wissen dürfen. Oft sei Gertrud in der Schule auf das Buch ihrer
Mutter angesprochen worden und habe sie dann stets „eisern verteidigt“ – mit
derselben Hartnäckigkeit, wie sie auch der Mutter eigen war und mit der sie
zugleich selbst das Lernen verweigerte. Gertrud sei das einzige der fünf Kinder,
die versuchte, sich mit der Mutter auseinanderzusetzen. Die habe ein Gespräch
nicht zugelassen, sich das „Hörgerät rausgerissen“ und sich empört, dass dann
ihr „Leben umsonst“ gewesen wäre. In der Stunde ihres Todes habe die Mutter ihr
etwas gesagt, das jedoch „so intim“ sei, dass sie es für sich behalten wolle.
Als alte Frau sei Johanna Haarer alkohol- und tablettenabhängig gewesen und habe
unter „schweren Ängsten“ gelitten. Gertrud war die Einzige, die ihre Mutter im
Alter habe pflegen können. Ahlheim erzählt, sie habe auch von manch anderen
Familien erfahren, dass sich Kinder, die sich mit der nationalsozialistischen
Vergangenheit ihrer Eltern nicht befassen konnten, sie auch im Alter oft nicht
haben pflegen können.
Die Haarer-Biografien
Das Ende des Interviews
wurde mit der Frage eingeleitet, was sie bewog, sich der Herausgeberschaft
dieser beiden schwierigen Biografien anzunehmen. Das sei „unverhofft“ gekommen.
Ein befreundeter Verleger und Jugendfreund von Gertrud Haarer habe sie um Rat
gefragt. Das Manuskript sei mit über eintausend Seiten zu lang und solche
Biografien in heutiger Zeit zu verlegen, ein heikles Unterfangen. Sie habe es
gelesen, gekürzt, mit einer Einleitung versehen und empfohlen, das Wagnis
einzugehen.
Das Buch hat eine eigene Geschichte. Johanna Haarer war dem
Wunsch ihrer Tochter Gertrud gefolgt und hat im Alter von 87 Jahren ihre
Memoiren aufgeschrieben.[3] Gertrud habe sie, so Ahlheim, digitalisiert und ihre
Erinnerungen dazugegeben.[13]
Bewegt habe Ahlheim, dass es viele
Ratschläge von Haarer zwar „in allen Industrieländern“ gab, doch die „Lockerung“
und die Erkenntnis, dass es auf das „Zwischenmenschliche“ und auf ein „Echo“
ankomme, gab es „in anderen Ländern viel früher als in Westdeutschland“. Dieses
Phänomen bringt sie damit in Verbindung, dass diese Ratschläge hierzulande „zu
eng verzahnt sind mit dem Denken in Herrschen und Beherrschtwerden“, wie es „in
dem nationalsozialistischen Gesellschaftsbild verankert“ sei. Diese Kombination
führe wohl dazu, dass es sich hier „so tief eingebrannt“ habe.
Die
abschließende Frage, wie Ahlheim zu Ratschlägen stehe, die moderne
Erziehungsratgeber verbreiten – wie beispielsweise Jedes Kind kann schlafen
lernen –,[17] beantwortet sie mit der Überzeugung, dass man sein Kind damit wohl
tatsächlich zum Schlafen bringen könne, aber man wisse nicht „um den Preis
welcher Ängste“ oder auch welcher Wut. Das Kind könne im Säuglingsalter noch
keine Phantasien entwickeln und deshalb komme es unter Umständen zu einem „Sturm
von Affekten“ und der bleibe „irgendwo“.
In ihrer Rezension der
Haarer-Biografien bezeichnet die Psychoanalytikerin Sibylle von Eicke Johanna
Haarer als „begabte Autorin“.[18] Sie habe die „frühe Mutter-Kind-Beziehung […]
in ihrer basalen Bedeutung erkannt und mit (politischer) Bedeutung aufgeladen“.
Ihre Erinnerungen habe sie 1933 enden lassen und so geschrieben, „dass nicht das
Geringste von dem durchklingt, was die frühen Texte so wirkungsvoll machte“. Die
nämlich hätten „Hoffnung vermittelt – auf Zukunft, auf Zugehörigkeit und
Geborgenheit in einem großen Volksganzen“. In dem von Ute Benz herausgegebenen
Buch Frauen im Nationalsozialismus habe Benz Haarer „in eine Reihe mit
prominenten NS-Frauen“ gestellt, „die vernetzt und flächendeckend die
‚Frauenfrage‘ im Sinne der herrschenden Ideologie beantworteten“, schrieb von
Eicke.[19] Abschließend zitiert sie Haarers Tochter Gertrud: „Das Leben in
unserem Haus war keine Spazierfahrt.“
Anne Kratzer
Mit der Bemerkung,
noch die Enkel litten an den „zerrütteten Beziehungen“ durch eine „Erziehung,
die gefühlskalte Soldaten“ und Mitläufer habe hervorbringen sollen, leitete die
Psychologin und Journalistin Anne Kratzer 2018 ihre Analyse der Erziehung unter
dem Hakenkreuz ein.[8] Dabei bezieht sie sich bevorzugt auf Ergebnisse der
Bindungsforschung, die in der Bindungstheorie zusammengefasst sind.
Kratzer verweist auf den noch immer aktuellen Bestseller von Annette Kast-Zahn,
den die Verhaltenstherapeutin zusammen mit Hartmut Morgenroth unter dem Titel
Jedes Kind kann schlafen lernen im Jahr 1995 verfasste und das drei Jahre später
bereits in sechster Auflage erschien.[17] Darin werden Ratschläge erteilt, wie
sie aus den Haarer-Büchern bekannt sind. Wenn das Kind nicht schlafen könne,
solle es, auch wenn es weine, nicht hoch- und in den Arm genommen werden.
Andernfalls sei der „unerbittliche Haustyrann […] fertig“, zitiert Kratzer
Haarers Behauptung aus dem Jahr 1934.[8] Doch anders als zu Haarers Zeiten rege
sich heutzutage Widerstand, und das bei weitem nicht nur in akademischen
Kreisen. Die Frauenzeitschrift Brigitte beispielsweise bezeichnete das Buch von
Kast-Zahn als „umstritten“ und erwähnte eine Petition an den Verlag anlässlich
der Neuauflage von 2013 mit der Forderung, es vom Markt zu nehmen – allerdings
bar jeder Erwähnung der historischen Wurzeln derartiger Ratschläge.[20]
Klaus Grossmann, habilitiert in Psychologie und Verhaltensbiologie,[21] machte
darauf aufmerksam, dass die Schädlichkeit einer solchen Erziehung
Psychoanalytikern und Bindungsforschern lange schon bekannt sei, in der
Öffentlichkeit aber „ignoriert“ werde.[8] Mirjam Gebhardt formuliert schärfer:
„Die Kinderfeindlichkeit hat hierzulande Tradition.“[22]
Hartmut Radebold
(2014)
Kratzer benennt zahlreiche, teils krankheitswertige Phänomene, die
Ärzte und Psychologen „mit der antrainierten Bindungs- und Gefühlslosigkeit in
Verbindung“ brächten, doch lasse sich der „Einfluss Haarers höchstens am
klinischen Einzelfall“ nachverfolgen. Dann fänden sich beispielsweise „Ekel vor
dem eigenen Körper, strenge Essensregeln oder Beziehungsunfähigkeit“ als
charakteristische Symptome. Sie erwähnt einen Patienten des Psychoanalytikers
Hartmut Radebold. Die Mutter dieses Patienten hinterließ Aufzeichnungen über die
Entwicklung ihres Sohnes, in denen sie akribisch „Gewicht, Größe oder die
Häufigkeit des Stuhlgangs – aber kein einziges Wort über Gefühle“ notiert habe.
Im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung untersuchte die
Soziologin und Psychoanalytikerin Ilka Quindeau von 2009 bis 2013 die Generation
der Kriegskinder. Sie musste, so Kratzer, das Forschungsdesign ändern, weil in
den Interviews nicht nur – dem Forschungsziel entsprechend – die Spätfolgen von
Bombenangriffen und Flucht zur Sprache kamen, sondern auch derart häufig
familiäre Erfahrungen mitgeteilt wurden, dass sie nicht hätten vernachlässigt
werden können. Für diesen Teil der Forschungsergebnisse sei „ein Muster
auffällig starker Loyalität mit den Eltern“ festzustellen gewesen. Darüber
hinaus finde, so Quindeau, „nirgendwo sonst in Europa“ ein derart intensiver
Diskurs über die Kriegskindheit statt wie in Deutschland, obwohl es Zerstörung
und die damit einhergehenden Erfahrungen auch andernorts gab.[8]
Um zu
verstehen, warum Mütter überhaupt solche Ratschläge befolgen, zieht Kratzer
Radebold zu Rate. Für den Erfolg von Haarers Büchern erinnert er an zwei
Gruppen. Eine sei „besonders stark mit dem NS-Regime identifiziert“ gewesen und
eine zweite würde von jungen Frauen gestellt, die nicht selten aufgrund des
Ersten Weltkrieges selbst aus zerrütteten Familien kamen und denen deshalb die
Erfahrung einer „guten Beziehung“ gefehlt habe. Wer „allein, überfordert und
verunsichert“ war, könne „besonders anfällig für Haarers Erziehungspropaganda“
gewesen sein. Zudem wird an die schon lange zuvor strenge Erziehung erinnert,
welche die preußischen Tugenden hervorbringen sollte.
Bindungsforscher
unterscheiden und beschreiben vier Bindungstypen des Kindes, darunter sicher und
unsicher gebundene Kinder. Die einen können auf eine haltgebende Erfahrung
zuverlässiger Beziehungen zu den Eltern zurückgreifen, die anderen können das
nicht. Für ihre Forschungen verwenden sie unter anderem den sogenannten
Fremde-Situations-Test. Nimmt dabei ein kleines Kind zur Kenntnis, wenn die
Elternfigur den Raum verlässt und das Kind für kurze Zeit einer Trennung
aussetzt, ist es irritiert oder weint, kann sich aber recht bald wieder
beruhigen, gilt es als „sicher gebunden“. Ganz anders verhalten sich unsicher
gebundene Kinder, die entweder gar nicht reagieren oder aber weinen und sich
dann nicht mehr beruhigen können. Im Verlauf seiner interkulturellen Forschungen
entdeckte Grossman, dass in Deutschland das Ausbleiben irgendeiner Reaktion des
Kindes auf die Trennung als positives Zeichen wünschenswerter Unabhängigkeit
interpretiert wurde. Das war in anderen, ebenfalls westlichen Ländern nicht der
Fall.
Grossmann, ehemaliger Lehrstuhlinhaber[23] an der Universität
Regensburg und seit 2003 emeritiert, und seine Frau Karin hatten 1974 eine
Längsschnittstudie über die Bindungsentwicklung von Kindern auf den Weg
gebracht,[24] an der sich über die Jahre zahlreiche Forscherinnen und Forscher
beteiligten.[25] Von den vielen Veröffentlichungen, die diese Studie zu ihren
Ergebnissen und darauf aufbauenden Beratungskonzepten und Vorschlägen für
geeignete therapeutische Interventionen hervorbrachte, findet sich ein kleiner
Teil von Grossmann und seiner Frau in einem Tagungsband aus dem Jahr 1988 unter
dem Titel Die Bedeutung der frühen Mutter-Kind Beziehung.[26] Sie fanden heraus,
dass in 80 Prozent der Fälle das Bindungsverhalten der Kinder dem der Eltern
entsprach. Die Weitergabe von Bindungsverhalten über Generationen hinweg konnte,
so Kratzer, in einer Metaanalyse aus dem Jahr 2016 durch ein Forscherteam um
Marije Verhage von der Universität Amsterdam bestätigt werden.[8] Wie die
Weitergabe geschieht, ist noch weitgehend unbekannt, doch biologische Faktoren
scheinen an diesen Prozessen ebenfalls beteiligt zu sein.[27]
Sigrid
Chamberlain
Sigrid Chamberlain ist eine 1941 geborene Soziologin und
Politikwissenschaftlerin.[28] Bekannt wurde sie durch das von ihr verfasste Buch
Adolf Hitler, die deutsche Mutter und ihr erstes Kind. Es handelt sich um ein
anthropologisches Sachbuch, das 1997 in erster und 2016 in sechster Auflage
erschien.[Anm. 1]
Chamberlain, deren Eltern überzeugte
Nationalsozialisten waren, habe sich, so Barbara Tambour in ihrem Interview,
„einen Großteil ihres Lebens mit dem Thema Erziehung“ befasst.[2] Dabei kam sie
u. a. zu folgender Erkenntnis:
„Ein Kind, das vom Beginn seines Lebens an
einer nationalsozialistischen Erziehung unterworfen wird, wächst auf mit einer
tiefen und immer ungestillten Sehnsucht nach Verbundensein, was es nie
kennengelernt hat. Diese immer virulente Sehnsucht nach etwas Unbekanntem macht
es anfällig für Hörigkeitsverhältnisse und symbiotische Verstrickungen; es ist
prädestiniert dafür, den angeblich magischen oder hypnotisierenden Augen eines
Menschen zu erliegen, der vorgibt, es zu verstehen und ihm verspricht, es in
einer größeren Gemeinschaft, zum Beispiel der Volksgemeinschaft, aufgehen zu
lassen.“
– Sigrid Chamberlain: Jahrbuch für Psychohistorische
Forschung[29]
Chamberlain arbeitete unter anderem in Kinderheimen und
Obdachlosensiedlungen. Sie ist verheiratet, hat drei inzwischen erwachsene
Kinder – darunter ein Pflegekind – und lebt in Frankfurt am Main.[2]
Adolf
Hitler, die deutsche Mutter und ihr erstes Kind
Chamberlains Buch befasst
sich mit den Erziehungsmethoden im Nationalsozialismus und der frühen
Nachkriegszeit. Es werden nicht nur die seinerzeit angestrebten Ziele, sondern
auch sowohl die unmittelbaren als auch die Spätfolgen dieser Erziehung
beschrieben, die prägend für die in dieser Zeit geborenen Kinder waren.
Chamberlain bezieht sich im Wesentlichen auf die beiden Erziehungsratgeber von
Haarer, zieht aber gelegentlich auch das Kinderbuch heran, um ihre Thesen zu
belegen. Ihr Buch reiht sich in eine große Zahl wissenschaftlicher und
populärwissenschaftlicher Veröffentlichungen ein, die sich insbesondere seit den
1990er Jahren aus je verschiedenen Blickwinkeln mit dem innerseelischen Erbe der
nationalsozialistischen Diktatur befassen. Es sei an der Zeit, so der
Klappentext, sich mit der Tatsache auseinanderzusetzen, „dass der Großteil der
im Dritten Reich und in den Nachkriegsjahren Geborenen ins Leben entlassen wurde
mit frühen nationalsozialistischen Prägungen, ohne sich jemals dieser Tatsache
und ihrer möglichen Folgen bewusst geworden zu sein“.
Der Sozialwirt und
Journalist Jan Feddersen schrieb in der Berliner Tageszeitung taz im Mai 2005
anlässlich des Muttertages unter dem Titel Ungemütlicher Tag:
„Chamberlain hat über den Mutterkult eine erhellende Arbeit geschrieben. […]
Ihre Arbeit ist insofern besonders verdienstvoll, als sie das Bild der Frau
unter und im Nationalsozialismus nicht eingeengt verstanden wissen will als
Führergläubige, BDM-Mädel oder Kriegerwitwe, die ihre bis dahin gültigen
Lebensromane notgedrungen mit dem 8. Mai 1945 beenden mussten. Der Blick der
Autorin eröffnet vor allem eine Perspektive auf das, was heute – beispielsweise
neulich in einem Journal der Zeit – so lapidar wie falsch als Stunde null gilt,
vor allem aber auf die Jahre danach.“
– Jan Feddersen: Die
Tageszeitung[9]
Er zitierte Radebold: „Mit dem Ende des Krieges war der
Krieg nicht zu Ende.“ Dass die „Moral des Nationalsozialismus“ ihre Geltung
behielt, belege Chamberlains Studie „deprimierend mächtig“. Haarers Bücher
bezeichnete er als „fast obszöne Ratgeberliteratur – eine mit dem Gestus des
Vernünftigen, Modernen formulierte Anleitung zur Kaltherzigkeit und zur
Beziehungsarmut“.[9][Anm. 2]
Auf der Internetplattform Zukunft braucht
Erinnerung schrieb Katharina Schäfer im März 2006: Was Chamberlain zutage
förderte, „räumt auf mit der Legende, es habe in Deutschland ein familiäres
Abseits von Auschwitz gegeben“.[30]
Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind
Das Buch umfasst in seiner Erstausgabe insgesamt 297 teils bebilderte
Seiten. Ein gesonderter Abschnitt enthält 75 Anmerkungen, das
Literaturverzeichnis 200, fast ausnahmslos wissenschaftliche Quellen. Die ersten
vier Kapitel titelt Chamberlain mit Haarer-Zitaten (S. 15–174). Es schließen
sich Betrachtungen über den „nationalsozialistischen Typus“ an (S. 175–184), der
„Versuch einer Auseinandersetzung“ über die Frage, ob „überzeugte Nazis
‚liebevolle‘ Eltern sein“ konnten (S. 185–192), einige „Anmerkungen zu Adolf
Hitler“ (S. 193–204) und schließlich ein Nachwort von Gregor Dill (S. 205–208).
Adolf Hitler (um 1890)
Mit ihren ersten Zeilen in der Einleitung zitiert
Chamberlain Adolf Hitler:
„Er (der Staat, d.V.) hat seine
Erziehungsarbeit so einzuteilen, dass die jungen Körper schon in ihrer frühesten
Kindheit zweckentsprechend behandelt werden und die notwendige Stählung für das
Leben erhalten.“
– Adolf Hitler: Mein Kampf[31]
Wenig später tritt
sie, wie in ihrem Buch mehrfach, einer Legendenbildung entgegen: der Annahme,
dass „Hitler ein einzelner war“ und der allgegenwärtigen Verleugnung nach 1945,
dass der Nationalsozialismus der „Befindlichkeit vieler Menschen entsprach“.[32]
Trotz der Jahre, die ins Land gingen, seien Haarers Bücher „noch kaum
wirklich kritisch analysiert“ worden,[33] obwohl vereinzelt durchaus die
propagierten Erziehungspraktiken in den Blick genommen wurden. Dies sei jedoch
meist im Rahmen psychoanalytischer Erwägungen geschehen. Beispielsweise zitiert
sie den Psychoanalytiker Lutz Rosenkötter aus dem Jahr 1979: „Von besonderer
pathogener Bedeutung ist die Identifizierung von Müttern mit einer
Weltanschauung der Härte und Unnachsichtigkeit gegenüber Schwachen.“[34]
Für die Recherche zu ihrem Buch suchte Chamberlain per Zeitungsannonce Kinder
von Funktionärinnen und überzeugten Nationalsozialistinnen. Es sei schwer
gewesen, Anzeigen zu platzieren. Ablehnungen wurden zum Teil damit begründet,
dass es sich bei ihrem Thema „um ein viel zu heißes Eisen […] handele“.[35]
Bei ihren theoretischen Erwägungen bedient sich Chamberlain bevorzugt der
Ergebnisse der Säuglings- und Kleinkindforschung und der Erkenntnisse, die in
der Bindungstheorie zusammengefasst werden. Sie ergänzt mit Ausschnitten aus den
Fallgeschichten ihrer Interviews und veranschaulicht damit die Ergebnisse der
Forscher an Einzelfällen.
Chamberlain räumt ein, parteilich zu sein. Auch
mangele es ihrem Buch an „Ausgewogenheit und Vollständigkeit“. Sie wolle zu
Thesen finden und dazu beitragen, eines Teils dessen gewahr zu werden, „was an
Zerstörerischem über Jahrzehnte hinweg untergründig und unbewußt weitergegeben
wurde“.[36]
„Alles was wir tun, tun wir letzten Endes für das Kind“
In
ihrem ersten Kapitel, das umfangreicher als alle anderen ist, entfaltet
Chamberlain die Haltung, mit der Mütter ihren Kindern nach Haarer zu begegnen
hätten, um das Ziel bedingungslosen Gehorsams zu erreichen. Das Kind solle
seiner Unvollkommenheit entkommen und sich dem nationalsozialistischen Ideal der
Vollkommenheit annähern.
Vier Kinder solle eine Mutter bekommen und bei
der Wahl des Ehemannes auf „das gesunde Erbgut“ achten. Ein „rassebewusstes
Ehepaar“ entsprach dem Ideal.[37] Einen Wert an sich vermochte Haarer einem Kind
nicht beizumessen. Die Mutter „schenkte es dem Führer“.[38] Weil die Kinder
keine Wertschätzung als Person erfuhren und nach dem Krieg „durch ihre bloße
Existenz“ an die beschämende Vergangenheit erinnerten, hätten nicht wenige von
ihnen ein drängendes Gefühl entwickelt, „sich permanent entschuldigen zu
müssen“, ohne zu wissen, wofür.[39] Kinder, die zur Anpassung nicht bereit
waren, wurden in Heimerziehung gegeben – auch nach dem Krieg und dann fast immer
in die Hände desselben Personals wie zuvor.
Die Empfehlung Haarers,
Mutter und Kind nach der Geburt für 24 Stunden zu trennen, habe für beide
gravierende Folgen. Das Neugeborene, taktiler Reize dringend bedürftig, laufe
Gefahr zu sterben. Der Saugreflex, etwa 20 Minuten nach der Geburt am stärksten
ausgeprägt, lasse nach, wenn das Baby nicht gesäugt werde und so könne es
Schwierigkeiten bei der Nahrungsaufnahme entwickeln. Darüber hinaus hätten
Säuglingsforscher herausgefunden, dass sich ein Neugeborenes etwa eine Stunde
nach der Geburt für die Dauer von etwa einer Stunde in einem besonderen Zustand
der „ruhigen Aufmerksamkeit“ befinde, in dem es Kontakt zur Mutter aufnehme, um
danach in einen tiefen Schlaf von etwa drei bis vier Stunden zu fallen. Werde
diese – einer Prägung ähnlichen – Phase nicht genutzt, bleibe das für die
Beziehung zwischen Mutter und Kind nicht ohne Folgen. Bei der Mutter fördere
frühes Anlegen die Milchbildung. Darüber hinaus habe sich gezeigt, dass Mütter,
die nach der Geburt vom Kind getrennt wurden, später wenig einfühlsam auf das
Kind reagierten.[40]
Haarers Anleitung, wie der Säugling zu tragen sei –
nämlich möglichst körperfern –, ziele auf die Absicht, den sowohl für die
körperliche wie auch die seelische Entwicklung so wichtigen Körperkontakt
zwischen Mutter und Kind weitestgehend zu unterbinden. Für die Mutter sei er
„lästig“, für das Kind „schädlich“.[41] Dieser Überzeugung Haarers stellt
Chamberlain die Erkenntnisse des Bindungsforschers Daniel Stern gegenüber, der
allgemein auf die lebenswichtige Funktion des Körperkontaktes hinwies und im
Besonderen mitteilte, dass direkter Bauchkontakt ein beunruhigtes Kind am besten
beruhigen und trösten könne.[42] Umarmungen, die Haarer ablehne, weil sie der
Verweichlichung dienten, würden, so Stern, für das Baby „die Welt begrenzen“, es
auch seiner eigenen Grenzen immer wieder versichern, ihm Halt und Orientierung
geben und es als Person konstituieren. Was Haarer dem Kind vorenthalte, bereite
laut Chamberlain „einen Typus vor, der aufgrund der eigenen unsicheren Grenzen
und des immer fragmentarisch gebliebenen Selbst nie den Anderen, gar den
Fremden, neben sich wird bestehen lassen können“.
Weinen sei „das
wichtigste Signal“, das ein Baby aussenden könne. Es werde von Haarer
ausschließlich als „Geschrei“ entwertet, das – vorausgesetzt, es lägen keine
„Pflegefehler“ der Mutter vor – nur dem „Zeitvertreib“ oder einem „Kräftemessen“
diene, dem keinesfalls nachzugeben sei, weil sich das Kind andernfalls zu einem
Tyrannen entwickle. Dass ein Baby schreien könnte, weil es „vielleicht
beunruhigt, erschreckt, verstört, einsam, traurig oder trostbedürftig“ sei,
finde bei Haarer mit keinem Wort Erwähnung.[43] Da das Kind in solchen Fällen
allein gelassen werden solle, werde es von Anbeginn seines Lebens einer
„Todesangst“ ausgesetzt,[44] wie der Schweizer Familientherapeut Franz Renggli
in seinem Buch Angst und Geborgenheit beschrieben habe.[45]
Zu den
Techniken, mit denen das Kind zu einem Menschen erzogen werden solle, das sich
später ohne Störung in den Volkskörper eingliedert, gehörten spezifische
Anweisungen zur Verweigerung von Beziehung und Kommunikation. In diesem
Zusammenhang handelt Chamberlain die Themen Blickkontakt, Sprechen, Gesten und
den Geruch des Babys ab.
Die Augen seien dem Baby „das Fenster zur Seele
der Mutter“, schreibt Chamberlain, sich auf Stern beziehend, der die
mütterlichen Augen als den „wahren Lebensfunken“ bezeichnete.[46] Der Blick der
Mutter werde für das Kind zu einem Spiegel, ohne den es sich nicht als Person
wahrnehmen und zu gutem Selbstwertgefühl finden könne. Stern nenne es die
„Expertenschaft“ des Kindes, mit der es schon zu Beginn seines Lebens lerne,
anderer Menschen „Gefühle und Absichten zu entziffern“. Haarer dagegen habe aus
den Augen der Mutter etwas Bedrohliches gemacht, das kontrollieren und lenken
solle und damit der Unterwerfung diene.[47] Werde der Blickkontakt verweigert,
stürze das Kind in Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit. Der Psychoanalytiker
Arno Gruen habe berichtet, dass „bei Säuglingen, die dem plötzlichen Kindstod
erlagen, der ‚Augentanz‘ zwischen Mutter und Kind als der grundlegende Akt des
Austausches zwischen ihnen und in der Folge die Selbstvergewisserung des Kindes
nicht gelungen“ sei.[46]
Kriegskinder in Haynrode
Die Stimme der
Mutter sei dem Neugeborenen eine „Vorliebe“ und ihm schon aus dem Mutterleib
bekannt. Kindersprache, von Haarer abgelehnt und verhöhnt, bringe ein „weiches
Sprechen“ hervor und werde von Eltern „normalerweise ganz intuitiv“ verwendet.
Stern gehe davon aus, dass der „Evolutionsprozeß das elterliche Verhalten so
geprägt“ habe, dass „es sich den auditiven Vorlieben des Kindes“ anpasse.[48]
Nur wenn sich die Mutter auf die Hörbedürfnisse des Kindes einstelle – Eva
Jaeggi spricht in diesem Zusammenhang von dem „Resonanzbegehren“[49] des Kindes
–, rege sie zum Dialog an und dann antworte das Baby auch – mit „Gurrlauten“,
Gebärden und Gesichtsausdruck. Auf diese Weise, so Stern, beginne das Kind das
„Prinzip von Rede und Gegenrede“ als „fundamentale Regel“ für ein Gespräch zu
erlernen. Das aber, sagt Chamberlain, solle ein nach Haarer erzogenes Kind gar
nicht lernen, es habe nichts zu sagen, sondern auf Befehl mit Gehorsam zu
reagieren. Es solle seine Mutter auch nicht mit dem Kosewort Mama ansprechen,
sondern Mutter zu ihr sagen. Da Sprechen Einfluss auf den Bewegungsablauf des
Menschen nehme, bewege sich das Baby im Rahmen der Nachahmung im einen Fall
„weich, rund und fließend“, im anderen Fall „stramm und zackig“.[50] Der
fehlende Dialog zwischen den Kriegskindern und ihren Eltern sei nicht allein in
dieser Spracherziehung begründet, habe aber, davon ist Chamberlain überzeugt,
dazu beigetragen.[51]
Der Reinlichkeitserziehung habe Haarer in ihrem
Buch mehr Platz eingeräumt als jedem anderen Thema. Reinlichkeitsgebote würden
zwar rational mit Hygiene und Gesundheit des Babys begründet, Chamberlain geht
jedoch davon aus, dass Haarer sich vor dem „von Natur aus unreinlich[en]“ Baby
ekle.[52] Das sei fatal, weil das Baby spüre, dass der Ekel ihm gelte. Haarer
„kann Kinder nicht riechen“, behauptet Chamberlain und dafür ließen sich
zahlreiche Beispiele finden, u. a. in der kategorischen, aber falschen
Behauptung, ein „richtig gepflegtes Kind riecht nicht“.[53] Das Baby seinerseits
erkenne die Mutter an ihrem Geruch bereits am fünften Lebenstag. Für das Windeln
ebenso wie später für die Gewöhnung an den Topf fordere Haarer, wie immer, feste
Zeiten. Eine Sitzung solle „nicht länger als zehn Minuten“ dauern. Auch hier
triumphiere, so Chamberlain, „die Macht des Stärkeren“.[54]
Der
Kulturtheoretiker Klaus Theweleit habe in diesem Zusammenhang von einer
„Trockenlegungsmühle“ gesprochen, die dazu führe, das dort, „wo andere Menschen
ihre Haut haben“, einem unter diesen Umständen behandelten Kind „ein Panzer
wachsen“ würde.[55] Theweleit hatte in seinem mehr als tausend Seiten
umfassenden, zweibändigen Werk Männerphantasien ausführlich die Charakteristika
eines „faschistischen Typ[s]“ beschrieben.
Weil auch die Angst vor
Ungeziefer – speziell Läuse – und Geschlechtskrankheiten von Haarer systematisch
geschürt und ein Vorkommen als „persönliches Versagen“ gewertet wurde,[56] sei
sowohl der eigene Körper als auch der anderer Menschen den Kindern und später
oft auch den so beeinflussten Erwachsenen fremd und potentiell bedrohlich
geblieben. Ein gesundes und unbefangenes Körpergefühl habe sich auf diese Weise
oft nicht entwickeln können.
Schließlich widmet sich Chamberlain den
Forderungen Haarers im Zusammenhang mit dem Essen und dem Bewegungsdrang des
kleinen Kindes. Auch dabei stünden für Haarer nicht der Säugling und seine
Bedürfnisse im Mittelpunkt, sondern die Mutter und ihr Erziehungsauftrag. Wie
andere Themen werden auch diese bevorzugt unter Aspekten von Pünktlichkeit und
Regelmäßigkeit abgehandelt, erneut mit strengen Zeitvorgaben.
Ein
Stillvorgang habe nicht länger als 20 Minuten, eine Fütterung mit Flasche nicht
länger als 10 Minuten zu dauern.[57] Wenn Haarer über das Stillen schreibe,
ändere sich teilweise ihre Sprache und werde geradezu „pathetisch“. Doch wenn
das Kind nicht ordentlich esse und Schwierigkeiten bereite, gelte es, den
„Widerstand zu brechen“.[57] Dann solle es hungern. Essen verkomme unter Haarer
zu einem „Machtmittel“ und werde dazu benutzt, das Kind zu unterwerfen.[58]
Stern dagegen beschreibe Hunger als eine „überwältigende Erfahrung“, die für das
Kind alles ändere und es in einen chaotischen Zustand versetze.[59] Lernt das
Kind, sich anzupassen, verliere sein „innerer Kompaß“ zunehmend seine
richtungweisende Funktion, so dass es Gefahr läuft, als erwachsener Mensch
anfällig für Manipulationen zu werden.[60]
Wenn das Kind zu krabbeln und
später zu laufen beginne, sei es nach Haarer im Ställchen gut aufgehoben, das am
besten weit weg und so aufgestellt werde, dass das Kind die Mutter nicht störe.
Es könne auf diese Weise unbesorgt auch für längere Zeit allein gelassen werden.
Diese Empfehlungen ließen völlig außer Acht, dass nicht nur der Bewegungsdrang
des Kindes eingeschränkt, sondern es zugleich an wichtigen Entwicklungsschritten
gehindert werde. Mit dem Zugewinn der Fähigkeit einer selbständigen Fortbewegung
sei das Kind in die Lage versetzt, sich nach eigenem Belieben von der Mutter zu
entfernen oder sich ihr wieder anzunähern. Seine Neugier helfe, die Mutter los
zu lassen und seine Umgebung zu erkunden. Das setze eine sichere Bindung voraus
und das Vertrauen, die Mutter an dem Ort wieder vorzufinden, an dem es sie
verließ. Unter diesen Bedingungen könnten sich nach und nach Selbstvertrauen und
Selbstsicherheit entwickeln.[61] Daran gehindert und erneut mit „lange[n] Zeiten
des Alleinseins“ der „mütterlichen Willkür“ ausgesetzt, werde das Kind auf
Gefühle der Verlorenheit zurückgeworfen. In der Folge seien „scheinbar so
vernünftige[…], anspruchslose“ und doch „in Wahrheit zutiefst resignierte
Kinder“ zu beobachten. Sie seien besser geeignet für die Integration in
Organisationen, „in denen Eigeninitiative und Selbständigkeit nicht gefragt“
seien.
Da Haarers Erziehungsratgeber die Absicht verfolgte, Kinder
tauglich für das System und zugleich untauglich für persönliche Beziehungen zu
machen, schließt Chamberlain einen Exkurs in die Unterschiede von Kameradschaft
und Freundschaft an.[Anm. 3]
„Freunde stehen in einer direkten Beziehung
zueinander. Kameraden hingegen tun das nicht. Sie sind nicht unmittelbar
miteinander verbunden sondern auf dem Umweg über eine Ideologie, einen Führer,
ein Idol oder über Symbole, an die jeder einzelne symbiotisch gekettet ist, ohne
die er ein Nichts ist.“
– Sigrid Chamberlain: (1997)[62]
Im
Nationalsozialismus sei Kameradschaft ein „hochbesetztes, heiliges Wort“
gewesen. Es habe der Sippenhaftung ebenso Vorschub geleistet wie es einen
Menschen der Bestrafung durch die Gruppe preisgab – beispielsweise einem
sogenannten Watschenkampf.[63] Kameradschaft habe in dieser Zeit nicht
gegenseitiger Hilfe und Unterstützung gedient, sondern sei dazu benutzt worden,
„vollständige Unterwerfung des einzelnen zu erzwingen“.[64] Freundschaft dagegen
sei verpönt gewesen und wurde absichtsvoll zerstört, weil sie hätte „zu einer
kleinsten subversiven Einheit werden“ können.
Ihren letzten Abschnitt im
ersten Kapitel widmet Chamberlain der Frage, welche Folgen es hat, wenn Kindern
der Spielraum fehlt. Zahlreiche Autoren haben auf dessen psychologische und
soziale Bedeutung in wörtlichem und übertragenen Sinn hingewiesen. Chamberlain
greift noch einmal das Ställchen auf, in dem Kinder nicht nur kurz, sondern nach
Haarer „halbe Tage und länger“ verbleiben sollten.[65] Für Säuglingsforscher sei
der Spielraum jener Ort, an dem das Kind „frei seiner Aufmerksamkeit und seinen
Interessen folgen“ könne und in seelischem Gleichgewicht „Initiativen ergreifen
und deren Wirkung beobachten“ dürfe. Wenn das Kind dabei nicht frei von äußeren
Zwängen und eigenen Triebbedürfnissen sei, könne das, so Martin Dornes,
„Resultat einer Entwicklung sein […], in welcher der Spielraum für die freie
Entfaltung des Selbst zu klein war“.[66] Er habe den Spielraum definiert als
einen privaten Raum, in dem das Kind „nicht von innen oder außen determiniert“
werde.[67] Da Haarer den Tagesablauf des Babys streng reglementiert wissen will
und das Kind auch räumlich in seiner Entfaltung behindert werden soll, bleibt
ihm kein Raum zur freien Entfaltung seiner Persönlichkeit. Haarer äußere sich
erfreut, wenn das „planlose Herumhantieren“, wie sie das kindliche Spiel nennt,
endlich einem Kopieren des Erwachsenen weiche.[68]
„Jedes Kind ist eine
Schlacht“
Haarer habe das Kind als einen Feind erlebt. Die am häufigsten
einem Baby oder Kleinkind zugeschriebenen Eigenschaften seien „unsauber bzw.
unrein, unstet, zerstörerisch und gierig“ gewesen, so Chamberlain.[69] Darüber
hinaus werde es von bösen Absichten getrieben. Alle Kinder seien letztlich
schwererziehbar und ohne Kampf gehe es nicht. In diesem Zusammenhang zitiert
Chamberlain erneut Adolf Hitler: „Wer leben will, der kämpfe also, und wer nicht
kämpfen will, verdient das Leben nicht.“[70]
Haarer schüre, so
Chamberlain, die Phantasien der Mütter über ihre Kinder, die für die
Mutter-Kind-Beziehung eine „ungemein gestaltende Kraft“ hätten.[71] Sie zitiert
Dornes: „Der Druck der Phantasien überformt die Wahrnehmung und macht die Mutter
unfähig, die Signale ihres Kindes differenziert zu lesen und zu
beantworten.“[72] Die mütterlichen Phantasien, die sich nonverbal vermittelten,
nehme das Baby wahr und prägten das Bild, das sich das Kind allmählich von sich
selbst macht. Sein Selbstbild nehme schließlich Einfluss auf seine
Persönlichkeitsentwicklung. Werde das Kind aber von der Mutter als
Projektionsfläche verwendet, laufe es Gefahr, sich mit der Projektion zu
identifizieren.
„Wir haben schon darauf hingewiesen, daß es sehr oft
schon frühzeitig zu förmlichen Kraftproben zwischen Mutter und Kind kommt. Sie
in der richtigen Weise zu bestehen, ist das Geheimnis aller Erziehung. […] Auch
das schreiende und widerstrebende Kind muß tun, was die Mutter für nötig hält
und wird, falls es sich weiterhin ungezogen aufführt, gewissermaßen
‚kaltgestellt‘ […]“
– Johanna Haarer: Die deutsche Mutter und ihr erstes
Kind[73]
Weil Haarer empfehle, das Kind ggf. auch in einen dunklen Raum
zu „verbringen“, damit es sich angeblich beruhigen könne, erinnert Chamberlain
in diesem Zusammenhang an die Bedeutung, die es für ein Kind gerade in Zeiten
des Krieges oder kurz danach hatte, in einen dunklen Raum eingesperrt und mit
seiner Angst allein gelassen zu werden. Das müsse Erinnerungen an die „Panik in
dunklen Bombenkellern, in dunklen Zugwaggons auf der Flucht oder beim
Sich-Verstecken in dunklen Wäldern, auf dunklen Dachböden und in dunklen Ecken
beim Einmarsch der ‚feindlichen‘ Truppen“ geweckt und „alte Kriegsängste
reaktiviert“ haben.[73]
Die geforderte Unterwerfungsleistung habe das
Kind auf Dauer nur erbringen können, wenn es Selbstbeherrschung lernte. Tapfer
habe es sein sollen und darauf hätten Mutter und Kind dann stolz sein
können.[74] Auch „runterschlucken“ sollte das Kind lernen, „nicht nur ungeliebte
Speisen und Schmerz, Angst oder Ärger“, sondern auch „Empörung über ungerechte
Behandlung“. Hitler habe gefordert, „Unrecht schweigend zu ertragen“, und das
bedeute auch, so Chamberlain, über Unrecht zu schweigen, das anderen zugefügt
wird.[75]
Gesund zu bleiben, sei eine Pflicht gewesen und Krankheit
Zeichen eines Versagens. Deshalb hätten Kinder Angst gehabt, zu zeigen, wenn sie
sich krank fühlten, mit der Folge einer zunehmenden Entfremdung vom eigenen
Körper. Haarer habe von der Mutter zwar gefordert, auf die Gesundheit des Kindes
zu achten, andererseits aber sei „nicht jedes Leben erhaltenswert“.[76]
Schließlich habe Haarer gegen die Großmütter polemisiert, die „nicht mehr in der
Lage sind, der neuen Zeit zu folgen“. Bei ihnen suchten Kinder in ihrer Not
Zuflucht, eigneten sich jedoch durch deren Intervention nur „schlechte
Gewohnheiten“ an.[77] Auch mit ihnen hätten Mütter Kämpfe zu bestehen. Sie
sollten die Beziehung zur Großmutter zerstören, damit das Kind allein auf die
Mutter fixiert bleibe. Das habe die „Gräben zwischen den Generationen
aufgerissen“.[78]
„In der Freiheit fühlen sich die Menschen leicht verlassen“
Johanna Haarer habe die Entwicklung eines Kindes zu einem eigenständigen
Individuum verhindern und zugleich Anpassung an die Volksgemeinschaft fördern
wollen. Deshalb befasst sich Chamberlain speziell mit den
entwicklungspsychologischen Aspekten von Autonomie und Individuation. Fälschlich
habe Haarer behauptet, der Säugling mache keinen Unterschied zwischen der Mutter
und anderen Pflegepersonen und könne sie in den ersten sechs Monaten seines
Lebens nicht einmal unterscheiden.[79] Tatsächlich entstehe Bindung sehr viel
früher. Von Geburt an erkenne das Baby Geruch und Stimme der Mutter, mit drei
Monaten ihr Gesicht.[80]
Jeder Erwachsene sei dem Kind recht, habe Haarer
behauptet und sich nicht selten auf ihre eigenen Kinder bezogen. Dabei verkenne
sie, dass Kinder, bei denen das der Fall sei, bereits Störungen entwickelt
hätten. Das Ehepaar Grossmann habe in seinen Forschungen festgestellt, dass „es
gerade die unsicher gebundenen Kinder sind, die nicht zeigen, daß sie die
abwesende Mutter vermissen“.[80] Sie hätten bereits gelernt, ihre wahren
Bedürfnisse und Wünsche vor der Mutter zu verbergen. Sicher gebundene Kinder
dagegen würden zu erkennen geben, wenn ihnen die Mutter fehle.
„Interessant“ hätten die Grossmanns gefunden, dass im Gegensatz zu vielen
anderen westlichen Ländern besonders in Deutschland das Verhalten kleiner Kinder
positiv beeindrucken würde, das als gestört im Sinne einer unsicheren Bindung
bezeichnet werden müsse. Es werde fälschlich als Zeichen von besonderer
Selbständigkeit gedeutet.[81]
In besonderer Weise habe Haarer gegen den
Körperkontakt zwischen Mutter und Kind argumentiert, der „lästig, schädlich,
unzweckmäßig und folglich soweit irgend möglich zu vermeiden“ sei.[82]
„Unzählige Kinder dieser Generation“ hätten auf diese Weise einen „extremen
Mangel an Körperkontakt erlitten“ und entsprechende Ängste – ohne sich dessen
bewusst zu sein − weitergegeben. Die Weitergabe in die nachfolgende Generation
habe der eigenen Behandlung oder auch seinem Gegenteil entsprechen können, so
dass sich manche Eltern ihren Kindern geradezu aufgedrängt hätten.
In
Haarers Sinn erzogene Kinder wären oft und lange sich selbst überlassen gewesen.
Wenn mit ihnen – dem Rat Haarers folgend selten und nicht in Babysprache –
gesprochen wurde, dann sei es oft zu hart, zu laut oder im falschen Ton gewesen.
Dabei sei es wichtig, dem Baby sowohl Anregung als auch Reizschutz zu gewähren,
was jedoch nur möglich sei, wenn die Mutter die Signale des Babys aufzunehmen
bereit sei und sie auch richtig zu deuten verstehe. Haarers Ratschläge hätten
dagegen entweder zu einer Unter- oder einer Überstimulierung geführt.[83]
Säuglinge würden schon früh Erwachsene imitieren und auch Eltern imitierten
ihre Babys. Auf diese Weise entstehe eine gesprächsähnliche Interaktion, was
frühe „Vorläufer von Identifizierungsprozessen“ wären. Würden die Signale des
Säuglings und seine Suche nach Nähe aber konsequent übersehen, „erstirbt etwas
in ihm“ und nicht nur bestimmte Fähigkeiten, sondern „Lebendigkeit
überhaupt“.[84] Hospitalismusschäden könnten sich als Folge dessen herausbilden.
„Das Kind gerät so in einen Teufelskreis: Verweigerte Nähe führt zum
Klammern, das Klammern provoziert Zurückweisung und weitere Verweigerung, was
wiederum die ungestillte Sehnsucht des Kindes nach Nähe größer werden läßt. So
wird das Kind zunehmend anfällig für unheilvolle Symbiosen.“
– Sigrid
Chamberlain (1997)[85]
Chamberlain zitiert Dornes, der beschrieben habe,
wie die Suche nach symbiotischer Nähe an die Stelle der Entwicklung eines
gesunden Selbstvertrauens trete, das sich unter den von Haarer geforderten
Bedingungen nicht entwickeln könne. Dazu bedürfe es einer Mutter, die nicht nur
sich selbst, sondern auch ihrem Baby vertraue. Würden Momente „innigster
Bezogenheit“ als symbiotisch bezeichnet, handele es sich „möglicherweise um
einen irreführenden Sprachgebrauch“.[86] Ausgeprägte symbiotische Wünsche und
Phantasien wären das Ergebnis „einer gestörten, die Selbstregulierungsfähigkeit
des Kindes übermäßig einschränkenden Eltern-Kind-Bezieung“,[87] habe Dornes
mitgeteilt.
Ein nach Haarer erzogenes Kind habe früh die Erfahrung machen
müssen, dass es Selbständigkeit und Verbundenheit nicht gleichzeitig haben
könne. So wachse das Kind beziehungslos auf und ziehe sich deshalb in die
Symbiose zurück. Es habe sich entscheiden müssen zwischen der Mutter und einem
eigenen Ich und da das Ich unter diesen Bedingungen nicht erstarken könne, gebe
das Kind auf. Eine andere Möglichkeit habe es nicht.[88]
„Zum Sterben sind
die jungen Leute doch da“
Eine Sozialisation im Sinne Haarers forderte,
das Streben nach Autonomie so früh als möglich zu zerstören, beginnend „mit der
Zurückweisung des ersten NEIN-Sagens des etwa Einjährigen, dem Erprügeln von
Gehorsam, den strengen Sauberkeitsforderungen oder dem körperlichen Zwang und
dem Diktat der Uhr bei der Gewöhnung an den Topf“.[89] Schon dem Baby habe, so
Haarer, gezeigt werden müssen, dass alles, was es an Impulsen, Bedürfnissen und
Fähigkeiten mitbrachte, falsch sei. Dies habe nicht nur ein tiefes Misstrauen in
die Welt, sondern auch in sich selbst zur Folge gehabt. Dabei unterscheidet
Chamberlain den Zwang, der im Zusammenhang mit der Defäkation ausgeübt wurde und
den sie analen Zwang nennt, von einem sog. oralen Zwang, der beim Füttern das
Kind festklemmt und es nötigt, den Mund zu öffnen, wenn die Mutter das will.[90]
Neugier, kritisches Denken und eigenständiges Sammeln von Erfahrungen waren
unerwünscht und entsprechend seien Haarers Erziehungsratschläge ausgefallen, die
Denk- und Sprechverbote propagierten. Vorhandene intellektuelle Kapazitäten
könnten auf diese Weise nicht ausgeschöpft werden, worauf das Ehepaar Grossman
hingewiesen habe. Der Psychoanalytiker André Green sei zu einem ähnlichen
Schluss gekommen – Begabungen könnten nicht genutzt werden, Lebenserfahrungen
nicht reifen.[91] Hitler forderte, die Lehrpläne der Schulen zugunsten
sportlicher Ertüchtigung zu kürzen: „Der völkische Staat hat … seine gesamte
Erziehungsarbeit in erster Linie nicht auf das Einpumpen bloßen Wissens
einzustellen, sondern auf das Heranzüchten kerngesunder Körper.“[92]
Mehrfach mache sich Haarer lustig über Kinder und das bedeute, sie zu
beschämen.[93] Sie nenne das Humor, doch sei ihr der Unterschied nicht geläufig.
Ziel der Angriffe auf das Selbstwertgefühl sei jedes Zeichen von Schwäche
gewesen. Hinzu kam, dass sich die Kinder im Falle von Bedrängnis nicht an ihre
Mütter wenden konnten. Das galt als petzen und war verpönt. Sie sollten sich
selbst wehren, doch das hätten sie nie gelernt, so Chamberlain. Allerdings habe
Hitler mehrfach gefordert, das „deutsche Kind“ solle lernen, zuzuschlagen.[94]
Dies habe im Verbund mit dem Verbot, zu petzen, dazu geführt, dass Kinder
mancher Drangsal durch Ältere schutzlos ausgesetzt waren.
Für das Volk
sei das „schnellere und entschiedenere Zuschlagen“ wichtig, so Hitler, und das
solle „schon früh geübt werden“, damit es in „entschlossenen Volkswillen“
einmünden könne. Wer zu schwach oder feige sei, müsse „verdientermaßen“ Schläge
einstecken.[95] In diesem Zusammenhang zitiert Chamberlain Hermann Rauschning
mit dem „vielleicht bekanntesten Zitat Hitlers zu seinen
Erziehungsvorstellungen“, das sich in dessen – allerdings in seinem
Wahrheitsgehalt angezweifelten – Buch Gespräche mit Hitler findet:
„Meine
Pädagogik ist hart. Das Schwache muß weggehämmert werden. In meinen Ordensburgen
wird eine Jugend heranwachsen, vor der sich die Welt erschrecken wird. Eine
gewalttägige, herrische, unerschrockene, grausame Jugend will ich. Jugend muß
das alles sein. Schmerzen muß sie ertragen. Es darf nichts Schwaches und
Zärtliches an ihr sein.“
– Adolf Hitler: Rauschning (1988)[96]
Mütter hätten daraus das Anliegen abgeleitet, ihre Kinder mögen lernen, sich
durchzusetzen, damit sie es leichter im Leben hätten, doch seien Kinder dadurch
eher zu der Erkenntnis gelangt, ihr Leben und ihre Unversehrtheit wären nicht
viel wert. Im Sinne einer nationalsozialistischen Erziehung, die dem
„Aufputschen“ und „Anheizen“ dienen sollte, wurden bereits Babys chronisch in
einem Spannungszustand gehalten, so dass sie einen Zustand relativer
Spannungsfreiheit kaum oder gar nicht kannten. Ihre Gefühle, Befindlichkeiten,
Bedürfnisse und Fähigkeiten hätten „eine vollständige Mißachtung“ erfahren,
wodurch die Kinder lernten, später auch selbst darauf keine Rücksicht zu
nehmen.[97]
Da das Kind bei Hunger zu unbotmäßiger Zeit mit noch mehr
Hunger und das vor Schmerz weinende Kind mit Schläge bestraft wurde, habe es
sich über die Zeit bemüht, die Wahrnehmung innerer Zustände möglichst
„vollständig abzutöten“.[97] Schon früh sei es Todesangst ausgesetzt worden und
da sich auch die Mutter durch das Kind bedroht gefühlt habe, sei es zu einer
schwierigen, durch Gefahr geprägten Mutter-Kind-Beziehung gekommen. Das Abtöten
einer liebenden Beziehung habe der Bereitschaft dienen sollen, „Liebe zur
Volksgemeinschaft, zu Führer, Fahne und Vaterland“ zu entwickeln und dafür „in
den Tod zu gehen“. Gefordert war „die totale innere und äußere Selbstaufgabe bis
hin zur Todesbereitschaft“.[98]
Zur zusammenfassenden Beschreibung der
Folgen dieser Erziehung beziehe sich Chamberlain in ihrem letzten, auf Haarers
Bücher bezogenen Abschnitt ihres Buches auf eigene Erfahrungen und Beobachtungen
und stütze sich „bewußt auf keinerlei Literatur“, zumal es „nur sehr wenige“
gebe.[99][100] Im Rahmen ihrer Recherche hatte sie zahlreiche Interviews mit
Angehörigen der betroffenen Generation geführt, auf die sie zurückgreifen
konnte.
Viele dieser ehemaligen Kinder hätten es auch als Erwachsene
schwer zu leben, manche berichteten von „völlig zerstörten“ Geschwistern. Fast
alle würden das Gefühl haben, nicht bindungsfähig zu sein, oft auch den eigenen
Kindern gegenüber. Es werde von häufigem Wechsel von Wohnort und Beziehungen
berichtet und der Schwierigkeit, irgendwo heimisch zu werden. Manche hätten ein-
oder gar mehrmals ihr ganzes Hab und Gut verkauft, um an anderem Ort neu
anzufangen. Daneben seien Chamberlain Menschen begegnet, die das „scheinbare
Gegenteil“ berichteten – lang anhaltende Beziehungen, oft unter Aufgabe eigener
Interessen und „zu langes Festhalten an eigentlich unerträglich gewordenen
Situationen“. Beides habe „wohl die gleiche Wurzel: Angst vor dem
Verlassenwerden“.[99]
Recht oft habe Chamberlain von der Unfähigkeit
gehört, sich wohnlich und behaglich einzurichten. Wegen der immer wieder
berichteten Schwierigkeit, sich zu erinnern oder den eigenen Erinnerungen zu
trauen, hätten viele den Wunsch entwickelt, Menschen zu finden, die die Lücken
füllen könnten. Körperliche Nähe sei für viele schwer zu ertragen. Weil es ein
besonderes Problem darstelle, die eigene Mutter zu berühren, sei es „schwer oder
gar nicht möglich, die Mutter zu pflegen“, wenn sie alt werde.[101] Manche
würden ihren eigenen Körper nicht spüren, selbst, „wenn sie eigentlich Schmerzen
haben müßten“. Es könne geschehen, dass sie nicht registrieren, wenn sie krank
und gar schwer krank werden. Beschwerden würden „permanent“ übergangen. Viele
würden ihre Gefühle verbergen, weil sie es andernfalls als Niederlage empfinden
und den „Triumph in den Augen des anderen“ fürchteten. Ein weinendes Kind zu
trösten gelinge ihnen oft nicht. Sollte das Erleben heftiger Gefühle
unvermeidbar werden, würden sie oft „nichts anderes als eine leere Starre“
spüren. In objektiv gefährlichen Situationen reagierten diese Menschen nicht
selten vernünftig, klug und überlegt, andererseits berichten manche von
Panikattacken beispielsweise beim Autofahren.
„Schlaflosigkeit, Alpträume
oder nächtliches Aufwachen mit Gefühlen von Panik ohne ersichtlichen Grund“
würden als häufige Symptome berichtet, an die man sich zu gewöhnen habe. Manche
würden so schlafen, „als müßten sie ständig aufpassen und auf der Hut sein“.
Sich fallen lassen könnten sie nicht. Nein zu sagen falle schwer, manche würden
das Wort Ich vermeiden. Es gebe Menschen, die als Kind Krieg und Flucht erlebten
und doch daran keine Erinnerungen hätten. „Relativ viele sind arbeits- und
berufsunfähig oder ‚bewußt‘ aus Ausbildung und Beruf ausgeschieden“, so
Chamberlain. Viele hätten mehrere Versuche mit Psychotherapien hinter sich, „um
das verschüttete Leben zu befreien“.[102]
Nach Chamberlain hätten viele
der zwischen 1931 und 1951 Geborenen eine „Primärstörung erlitten“, die sich
nach ihrer Erfahrung nicht auswachse. Glücklicherweise aber hätten manche
Menschen auch andere Erfahrungen gemacht, die helfen würden, diese Schäden
„einzukapseln“.[2]
Über den nationalsozialistischen Typus
Gegen Ende
ihres Buches verlässt Chamberlain die konkrete Auseinandersetzung mit Haarers
Erziehungsratgeber und ergänzt drei Kapitel allgemeinerer Art. Die
nationalsozialistische Erziehung sei geeignet, einen spezifischen Menschentyp
hervorzubringen, den Chamberlain in seinen Merkmalen beschreibt.
Weil das
in dieser Erziehung sozialisierte Kind sich auch später als Erwachsener bemühe,
seiner Bindungslosigkeit zu entkommen, seien diese Menschen prädestiniert dafür,
„Zuflucht in unheilvollen Symbiosen zu suchen“.[103] Das mache diesen Typus
anfällig „für das Verschwimmen mit der formierten Masse“, denn darin werde ein
Erleben möglich, scheinbar mit anderen verbunden zu sein.
Der
nationalsozialistische Typus neige zur „Uniformierung des Aussehens“. Weil er in
Kindertagen die Grenzen des eigenen Körpers nicht erfahren und den Körper nicht
lustvoll besetzen konnte – im Erleben sei er „quasi ohne Haut […] geblieben“ –,
habe er die Haut nicht als ein Kontaktorgan erfahren können. Deshalb seien die
eigenen Körpergrenzen unsicher, und das mache ihn „anfällig für den Wunsch nach
der Uniform, der Panzerung von außen“.[103] Das gebe ihm Halt. Haltgebend wären
auch uniforme, „zackige Bewegungen“, die Gleichförmigkeit schafften und die
Illusion von Gemeinschaft nährten. Im Wunsch nach Uniformierung sei „ein aus dem
vorgegebenen Rahmen fallen […] schlechterdings nicht vorstellbar“.[104]
Das Fühlen wurde systematisch aberzogen und führte über die Zeit zu einem
Absterben des Gefühlslebens, „zum inneren Totsein“. Das gehöre „unverzichtbar
zum nationalsozialistischen Typus“, um Mitgefühl oder gar das verpönte Mitleid
zu vermeiden. Eigene Gefühle zu haben, behindere die Verfügbarkeit.[104] Innere
Leere jedoch sollte nicht entstehen, weil sie die Gefahr eines Zusammenbruchs
herauf beschwöre, und deshalb seien „Pseudogefühle in der Form von
Sentimentalitäten, Pathos und Erregungszuständen erzeugt worden“. Gemeinsames
Schwelgen in Sentimentalitäten lasse „die Masse sich ungeheuer einig fühlen“, es
mache sie gleichzeitig aber „extrem manipulierbar“.[105]
Der
nationalsozialistische Typus sei weniger gehorsam als vielmehr konditioniert.
Dazu gehöre auch die Treue, ggf. bis in den Tod. Und trotz des trügerischen
Gefühls der Gemeinsamkeit bleibe er letztlich in seiner Sehnsucht ungestillt und
einsam und als Einzelner wie in der Gruppe durch Andersartigkeit bedroht.[106]
Konnten überzeugte Nazis liebevolle Eltern sein?
Bevor sich Chamberlain
der Person Hitlers zuwendet, fügt sie unter dieser Frage den „Versuch einer
Auseinandersetzung“ ein,[107] den sie für nötig hält, weil sie bei ihrer
Recherche auch anderes als Klagen über die Eltern erfuhr:
„Immer wieder
wird, vor allem von Frauen, heftig und aggressiv bestritten, daß es so eine
Erziehung, wie die hier beschriebene, durch Mütter überhaupt gegeben habe.
Gelegentlich wird gesagt, dass es sich um Einzelfälle handelte, daß Haarer eine
kranke Frau gewesen sei, den Einfluß ihrer Bücher dürfe man nicht überschätzen.“
– Sigrid Chamberlain: Adolf Hitler, die deutsche Mutter und ihr erstes Kind
(S. 185)
Zunächst befasst sie sich mit der Hypothese, es habe
Spaltungsphänomene gegeben, in deren Rahmen „Nazi-Väter während ihrer
‚Arbeitszeit‘ […] die grausamsten Dinge taten und […] zu Hause liebevolle […]
Familienväter waren“. Sie stellt Tätergeschichten, wie beispielsweise das Ende
von Joseph Goebbels, Opfergeschichten gegenüber und zitiert einen Abschiedsbrief
von Rose Schlösinger. Göbbels habe am Schluss nur an sich gedacht, Schlösinger
habe noch in der Stunde des nahen Todes versucht, ihrer Tochter etwas Gutes mit
auf den Weg zu geben. Sie erinnert sie an Jochen Klepper, der seine Kinder mit
in den Tod nahm, doch – ganz anders als Goebbels – in Demut und tiefer
Verbundenheit mit ihnen.
Chamberlain stellt nicht in Abrede, dass es
„Nazi-Väter und -Mütter“ gegeben habe, die ihre Kinder nicht geprügelt und sie
ordentlich versorgt hätten, doch halte sie die von „manchen Wissenschaftlern“
als „liebevoll“ beschriebenen Eltern inzwischen für Ausnahmen. Das sei eine
Legende, die der Verschleierung diene, zitiert sie den Psychotherapeuten Jürgen
Müller-Hohagen.[108] Judith Kestenberg habe im Vorwort zur deutschen Ausgabe des
Buches Kinder der Opfer. Kinder der Täter mitgeteilt, dass viele Kinder „Angst
vor ihren Vätern hatten, und sich von ihren Müttern im Stich gelassen
fühlten“.[109] Lutz Rosenkötter berichte im selben Buch, überzeugte
Nationalsozialisten, die sich einer „Weltanschauung der Härte und Grausamkeit“
verpflichtet hätten und zugleich treusorgende Familienväter gewesen seien, möge
es gegeben haben, charakteristisch aber sei dieser Typus nicht. Stattdessen
würden sich „häufig die Forschungsergebnisse von Adorno und Mitarbeitern über
die autoritäre Persönlichkeit“ aus dem Jahr 1950 bestätigen.
Die Folgen
der Erziehung durch diese Eltern seien „tiefgreifend und nicht nur bei
einzelnen, sondern auch in der Gesellschaft als ganzer noch zu spüren“, so
Chamberlain.[110] Doch lieber als die Verantwortung für ihr eigenes Handeln zu
übernehmen, würden sich die „dafür noch in Frage kommenden Jahrgänge […] als
Opfer Hitlers sehen“. Darauf zu verzichten würde bedeuten, neu darüber
nachzudenken, was geschah und welche Verantwortung jeder Einzelne daran trage,
doch „genau das ist es, was viele Menschen in unserem Land nach wie vor nicht
tun möchten“. Letztlich lässt Chamberlain ihre Leserschaft mit ihrer eingangs
gestellten Frage allein, ohne sie abschließend zu beantworten.
Anmerkungen zu
Adolf Hitler
Weil mangelnde Bindungsfähigkeit im Zentrum der Betrachtung
einer nationalsozialistischen Erziehung stand, widmet sich Chamberlain in ihrem
letzten Kapitel der Frage nach der Bindungsfähigkeit Adolf Hitlers. Sie erwähnt
einige Autoren, die sich mit seiner Biografie und der Frage befassten, wie es
möglich war, dass er ein solches Maß an destruktiven Kräften entwickelte. Die
vorliegenden Hitlerdeutungen wolle sie jedoch nicht kommentieren, sondern sich
einem bisher wenig beachteten Aspekt widmen, den sie in der Frage nach der
Bindungsfähigkeit seiner Mutter ausmacht.
Klara Hitler habe einen 24
Jahre älteren Mann aus der Verwandtschaft geheiratet, der das Kind „viel und
schwer geschlagen hat, ohne daß die Mutter in der Lage gewesen wäre, es
ausreichend zu schützen“.[111] Die Mutter habe innerhalb weniger Wochen ihre
ersten drei Kinder – darunter ein Neugeborenes – verloren, die an Diphtherie
starben. Ohne genügend Zeit, diese Verluste zu verarbeiten, sei sie bald wieder
schwanger geworden. Deshalb sei Hitler von Anbeginn mit einer Mutter
konfrontiert gewesen, deren „Fähigkeit, sich an ein weiteres Kind zu binden,
nicht wiederhergestellt war“.[112] Sie habe ihr Kind „sorgfältig gepflegt“, habe
sich ihm aber innerlich nicht wirklich zuwenden können. Deshalb sei es zu einer
„Identifikation mit der Leere der Mutter“ gekommen, die sich im Verbund mit
anderen Faktoren verhängnisvoll auswirkte. Chamberlain zitiert Albert Speer, der
über sein letztes Zusammentreffen mit Hitler schrieb, er habe „geradezu
wesenlos“ gewirkt, doch sei er vielleicht „darin immer der gleiche
geblieben“.[113]
Etwas ausführlicher widmet sich Chamberlain in diesem
Zusammenhang dem Konzept der „toten Mutter“ von André Green.[114] Diese Metapher
meint nicht deren tatsächlichen Tod, sondern eine innerlich nicht anwesende,
depressive Mutter, die sich auf sich selbst zurückgezogen hat mit der Folge,
dass Kinder dieser Mütter selbst bei guter Pflege mit dem Gefühl tiefer
Einsamkeit aufwachsen, sich in ihrer Not an die Mutter klammern und die
Loslösung von ihr in der Regel nicht gelingt.
Die Bindungsunfähigkeit der
Mutter habe es dem Sohn weder ermöglicht, sich von ihr zu lösen noch seiner
eigenen Bindungsunfähigkeit zu entkommen.
Siehe auch: Psychopathographie
Adolf Hitlers
Nachwort
Gregor Dill, der selbst über die
nationalsozialistische Säuglingspflege veröffentlicht hat,[115] befasst sich in
seinem Nachwort mit der Geschichte der Haarer-Bücher im Dritten Reich und nach
Kriegsende.[116]
Johanna Haarer sei auf diesem Gebiet „maßgebende[…]
Autorität“ gewesen, ihr Verleger „in erster Linie politischer Kämpfer und nicht
Kaufmann“.[117] Weil Mütterschulung „beliebt“ war, seien in Großstädten
Mütterschulen eingerichtet worden und „Wanderlehrerinnen“ hätten die
„einheitlich geplanten Lehrgänge bis in die entlegensten Gebiete des Landes“
getragen. Allein bis April 1943 seien die Kurse „von drei Millionen jungen
Frauen besucht“ worden. Ohne den Verleger Lehmann hätten Haarers Ratschläge
nicht diesen Bekanntheitsgrad erreichen können. Er habe seine Autoren von
„materiellen Sorgen befreit“, sofern sie bereit waren, ihm in ihren Schriften
„Loyalität gegenüber seinen ideologischen Standpunkten“ zu erweisen. Er habe
sich gerühmt, „daß jedes in seinem Haus verlegte Werk das Ergebnis seiner
eigenen, persönlichen Anregung gewesen sei“.
Als Haarers Buch erschien,
habe es „keinerlei Mangel an Literatur über Säuglingspflege“ gegeben. Ein
Vergleich ihres Buches mit vorausgehenden Schriften der 1920er und frühen 1930er
Jahre zeige, dass mit Haarers Buch jedoch neue Wege beschritten wurden, sowohl
„in ihrem politischen Bekenntnis“ als auch „in ihrem wissenschaftlichen Gehalt“.
Insofern war „in der Fachwelt“ bekannt, dass die neuen Empfehlungen einer
gedeihlichen Entwicklung des Säuglings zuwider liefen.
Nach dem Verbot
seien die Rechte an Haarers Erstlingswerk 1949 nach Nürnberg an den Lätare
Verlag verkauft worden, wo es unter leicht verändertem Titel wieder erschien.
Daran habe „niemand Anstoß“ genommen. 1951 seien die Rechte nach München
zurückgekommen – in den Gerber Verlag. Auch ihr zweites Buch sei wieder
erschienen, nur auf eine Neuauflage ihres Vorlesebuches sei verzichtet worden.
Rezensionen
Der Psychologe Jürgen Müller-Hohagen, der sich seit 1983 mit
der NS-Zeit und ihren Auswirkungen befasst,[118] veröffentlichte im Jahr 1999 in
der Zeitschrift Psyche eine ausführliche Besprechung des Buches von
Chamberlain.[119] Haarers Bücher seien nicht nur Erziehungsratgeber, sondern
bildeten auch „einen präzise kalkulierten Baustein der nationalsozialistischen
Erziehungspolitik“.
Chamberlains Analyse empfiehlt Müller-Hohagen
„dringend zur Rezeption“.[119] Durch ihre „kompetente[…] Auswahl von Zitaten“
vermittle sie „einen umfassenden Einblick“ in Haarers Veröffentlichungen. Sich
der „spezifischen Atmosphäre“ des Originals auszusetzen, könne vermitteln,
welche Mühe es bereite, sich „der Überzeugungskraft dieser ‚medizinischen
Autorität‘ zu entziehen“. Selbst in der von Haarer propagierten Pädagogik
erzogen, habe Chamberlain, um dieses Buch schreiben zu können, einige, wie er es
nennt, „Distanzierungsarbeit“ leisten müssen, mit der sie Abstand von den
eigenen Erfahrungen gewinnen und sich wissenschaftlicher Betrachtung widmen
konnte. Für ihre Expertise habe sie sich der Erkenntnisse der psychoanalytischen
Säuglingsforschung und Bindungstheorie bedient, wie sie beispielsweise von
Daniel Stern oder Martin Dornes vorgelegt wurden.
Weil Chamberlain neben
der Verarbeitung wissenschaftlicher Erkenntnis auch zahlreiche Interviews mit
Betroffenen führte, würden sich die „massiven Prägungen“ und die „tatsächlichen
Dimensionen jener Pädagogik“ nicht nur intellektuell erschließen. Die Kapitel
ihres Buches tragen Überschriften, die nicht nur auf den nachfolgenden Inhalt,
sondern auch darauf verweisen, „wie sehr trotz mancher Überschneidungen die
nationalsozialistische von sonstiger autoritärer Erziehung verschieden war“. Es
ist eine „Erziehung durch Bindungslosigkeit zu Bindungsunfähigkeit“ gewesen und
dieser Aspekt sei bisher „weitgehend unbeachtet geblieben“, zitiert
Müller-Hohagen Chamberlain.[119] Vieles davon wirke bis heute weiter und das
mache „Chamberlains Analysen in dankenswerter Klarheit sichtbar“.
Katharina Schäfer schrieb 2006 eine Rezension in der Zeitschrift für Soziologie
der Erziehung und Sozialisation.[120] Sie stellt Chamberlains Buch jenem der
Theologin Christa Mulack gegenüber, das 2005 unter dem Titel Klara Hitler –
Muttersein im Patriarchat erschien.[121] Das eine verschleiere den Blick, das
andere schärfe ihn. Während Chamberlain Partei für die Kinder ergreife, stelle
sich Mulack an die Seite der Mütter – „gleichsam himmlische Wesen, immer gut,
meistens verkannt“. So habe sie Klara Hitler auch „als liebevolle, zugewandte
Mutter“ beschreiben müssen. Chamberlain dagegen sensibilisiere für die
schädlichen Folgen einer Erziehung im Sinne Haarers. Sie helfe, sich und andere
besser zu verstehen und moderne Ratgeber auf ihren ideologischen Gehalt prüfen
zu können. In ihrem Schlusskapitel habe Chamberlain überzeugend
herausgearbeitet, „wie Hitlers innere Leere im frustrierenden Kontakt mit einer
schwer traumatisierten Mutter entstand, die vor seiner Geburt bereits drei
Kinder verloren hatte“. Seine Beziehungsstörung habe sich in der
nationalsozialistischen Gesellschaft potenziert, so Schäfer.
Der Theologe
Thomas Bohrmann vertritt in seiner Rezension aus dem Jahr 2010 die Auffassung,
das Buch handele „nicht nur von der NS Zeit, sondern auch von dem Beginn des
Feminismus in den 80er Jahren“. Er hält es für eine „Pflichtlektüre für alle,
die sich in der Väterpolitik des Tages behaupten wollen“.[122]
Literatur
Ute Benz: Brutstätten der Nation. „Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind“
oder der anhaltende Erfolg eines Erziehungsbuches. In: Barbara Distel, Wolfgang
Benz (Hrsg.): Medizin im NS-Staat. Täter, Opfer, Handlanger. Nr. 4. Verlag der
Dachauer Hefte, 1988, ISSN 0257-9472, S. 144–163 (zvab.com [abgerufen am 5.
August 2019] Im Auftrag des Comité International de Dachau).
Gudrun
Brockhaus: Muttermacht und Lebensangst. Zur politischen Psychologie der
Erziehungsratgeber Johanna Haarers. In: José Brunner (Hrsg.): Mütterliche Macht
und väterliche Autorität. Elternbilder im deutschen Diskurs (= Tel Aviver
Jahrbuch für deutsche Geschichte. Band 36). Wallstein, Göttingen 2008, ISBN
978-3-8353-0244-0, S. 63–77.
Sigrid Chamberlain: Adolf Hitler, die deutsche
Mutter und ihr erstes Kind. Über zwei NS-Erziehungsbücher (= Edition
psychosozial). 6. Auflage. Psychosozial-Verlag, Gießen 2016, ISBN
978-3-930096-58-9.
Gregor Dill: Nationalsozialistische Säuglingspflege. Eine
frühe Erziehung zum Massenmenschen. Enke, Stuttgart 1999, ISBN 3-432-30711-X.
Miriam Gebhardt: Die Angst vor dem kindlichen Tyrannen. Eine Geschichte der
Erziehung im 20. Jahrhundert. Dt. Verl.-Anst., München 2009, ISBN
978-3-421-04413-6.
Johanna Haarer: Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind.
Lehmanns, München / Berlin 1938 (266.–307. Tausend).
Johanna Haarer: Die
Mutter und ihr erstes Kind. Völlig neu bearbeitete und erweiterte Auflage,
1222.–1231. Tausend der Gesamtauflage. Gerber, München 1987, ISBN
978-3-87249-158-9 (Originaltitel: Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind.
Erstausgabe: Lehmanns, München 1934, ohne Hinweis auf Erstausgabe).
Johanna
Haarer: Unsere kleinen Kinder. 6. Auflage. Lehmanns, München / Berlin 1940.
Johanna Haarer: Mutter, erzähl von Adolf Hitler! Ein Buch zum Vorlesen,
Nacherzählen und Selbstlesen für kleinere und größere Kinder. Lehmanns, München
/ Berlin 1943 (79.–96. Tausend).
Johanna Haarer, Gertrud Haarer: Die deutsche
Mutter und ihr letztes Kind. Die Autobiografien der erfolgreichsten
NS-Erziehungsexpertin und ihrer jüngsten Tochter. Hrsg.: Rose Ahlheim. Offizin,
Hannover 2012, ISBN 978-3-930345-95-3.
Anna Kemper: Gertrud Haarer. „Ich
stand vor ihr wie vor einem Richter“. In: Zeitmagazin, Nr. 39/2019; zeit.de; S.
41. (PDF)
Marianne Rauwald (Hrsg.): Vererbte Wunden. Transgenerationale
Weitergabe traumatischer Erfahrungen. Beltz, Weinheim / Basel 2013, ISBN
978-3-621-27932-1.
Marianne Rauwald, Ilka Quindeau: Mechanismen der
transgenerationalen Weitergabe elterlicher Traumatisierungen. In: Marianne
Rauwald (Hrsg.): Vererbte Wunden. Transgenerationale Weitergabe traumatischer
Erfahrungen. Beltz, Weinheim, Basel 2013, ISBN 978-3-621-27932-1, S. 66–76.
Michaela Schmid: Erziehungsratgeber in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Eine vergleichende Analyse. Kontinuität und Diskontinuität im Mutterbild sowie
der (früh-)kindlichen Pflege und Erziehung in ausgewählten Erziehungsratgebern
der Weimarer Republik und der NS-Zeit. Weißensee-Verlag, Berlin 2008, ISBN
978-3-89998-123-0.
Weblinks
Forum Kinderanalyse: Nazi-Pädagogik
und die Folgen. Johanna Haarer’s langer Schatten auf YouTube, 15. September
2018, abgerufen am 30. Juli 2019 (Interview mit Rose Ahlheim, Herausgeberin der
Autobiografien von Johanna Haarer und ihrer jüngsten Tochter Gertrud. (44:49)).
Anmerkungen
Den Zitaten in diesem Artikel liegt die Erstausgabe aus dem
Jahr 1997 zugrunde. Sie verwendet noch die „alte“ Rechtschreibung (bis 1995).
Siehe auch: Helmut Lethen: Verhaltenslehren der Kälte. Lebensversuche zwischen
den Kriegen (= Edition Suhrkamp. Band 884). 2. Auflage. Suhrkamp, Frankfurt am
Main 1994, ISBN 3-518-11884-6.
Siehe auch Kameradschaft in der Zeit des
Nationalsozialismus
Einzelnachweise
Susanne Blumesberger: Haarer
Johanna, geb. Barsch. Ärztin und Autorin. Universität Wien, abgerufen am 26.
Juli 2019.
Barbara Tambour: Rezension zu Adolf Hitler, die deutsche Mutter
und ihr erstes Kind. In: Publik-Forum. Abgerufen am 4. August 2019 (Online beim
Psychosozial-Verlag).
Christine Schmidt: Johanna Haarer. FemBio, abgerufen am
31. Juli 2019.
Johanna Haarer, Gertrud Haarer: Die deutsche Mutter und ihr
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Jedes Kind kann schlafen lernen. Vom Baby bis zum Schulkind. Wie Sie
Schlafprobleme Ihres Kindes vermeiden und lösen können. 6. Auflage.
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Mutter und ihr erstes Kind. 1997, S. 63/64.
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die deutsche Mutter und ihr erstes Kind. 1997, S. 65/66.
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Sigrid Chamberlain: Adolf Hitler, die deutsche Mutter und ihr erstes Kind. 1997,
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Kind. 1997, S. 97.
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ihr erstes Kind. 1997, S. 99.
Martin Dornes: Der kompetente Säugling. 1993,
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ihr erstes Kind. 1997, S. 99.
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Mutter und ihr erstes Kind. 1997, S. 105.
Sigrid Chamberlain: Adolf Hitler,
die deutsche Mutter und ihr erstes Kind. 1997, S. 109/110.
Sigrid
Chamberlain: Adolf Hitler, die deutsche Mutter und ihr erstes Kind. 1997, S.
112. Hitler-Zitat aus: Adolf Hitler: Mein Kampf. 1938, S. 459
Sigrid
Chamberlain: Adolf Hitler, die deutsche Mutter und ihr erstes Kind. 1997, S.
114. Haarer-Zitat aus: Johanna Haarer: Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind.
1938, S. 28
Sigrid Chamberlain: Adolf Hitler, die deutsche Mutter und ihr
erstes Kind. 1997, S. 119/120.
Sigrid Chamberlain: Adolf Hitler, die deutsche
Mutter und ihr erstes Kind. 1997, S. 122.
Sigrid Chamberlain: Adolf Hitler,
die deutsche Mutter und ihr erstes Kind. 1997, S. 124.
Sigrid Chamberlain:
Adolf Hitler, die deutsche Mutter und ihr erstes Kind. 1997, S. 125.
Sigrid
Chamberlain: Adolf Hitler, die deutsche Mutter und ihr erstes Kind. 1997, S.
127.
Sigrid Chamberlain: Adolf Hitler, die deutsche Mutter und ihr erstes
Kind. 1997, S. 128.
Sigrid Chamberlain: Adolf Hitler, die deutsche Mutter und
ihr erstes Kind. 1997, S. 130.
Sigrid Chamberlain: Adolf Hitler, die deutsche
Mutter und ihr erstes Kind. 1997, S. 131.
Sigrid Chamberlain: Adolf Hitler,
die deutsche Mutter und ihr erstes Kind. 1997, S. 133.
Sigrid Chamberlain:
Adolf Hitler, die deutsche Mutter und ihr erstes Kind. 1997, S. 134.
Martin
Dornes: Der kompetente Säugling. 1993, S. 77. Zitiert nach Sigrid Chamberlain:
Adolf Hitler, die deutsche Mutter und ihr erstes Kind. 1997, S. 135.
Sigrid
Chamberlain: Adolf Hitler, die deutsche Mutter und ihr erstes Kind. 1997, S.
137.
Sigrid Chamberlain: Adolf Hitler, die deutsche Mutter und ihr erstes
Kind. 1997, S. 139.
Sigrid Chamberlain: Adolf Hitler, die deutsche Mutter und
ihr erstes Kind. 1997, S. 141.
Sigrid Chamberlain: Adolf Hitler, die deutsche
Mutter und ihr erstes Kind. 1997, S. 142/143.
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336.–340. Auflage. Zentralverlag der NSDAP, München 1938, S. 452 (zitiert nach
Sigrid Chamberlain: Adolf Hitler, die deutsche Mutter und ihr erstes Kind. 1997,
S. 143).
Sigrid Chamberlain: Adolf Hitler, die deutsche Mutter und ihr erstes
Kind. 1997, S. 151.
Sigrid Chamberlain: Adolf Hitler, die deutsche Mutter und
ihr erstes Kind. 1997, S. 153/154.
Sigrid Chamberlain: Adolf Hitler, die
deutsche Mutter und ihr erstes Kind. 1997, S. 155.
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Hitler: Gespräche mit Hitler. 2. Auflage. Europa-Verlag, Wien 1988, ISBN
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und ihr erstes Kind. 1997, S. 156).
Sigrid Chamberlain: Adolf Hitler, die
deutsche Mutter und ihr erstes Kind. 1997, S. 158.
Sigrid Chamberlain: Adolf
Hitler, die deutsche Mutter und ihr erstes Kind. 1997, S. 162.
Sigrid
Chamberlain: Adolf Hitler, die deutsche Mutter und ihr erstes Kind. 1997, S.
172.
Siehe auch
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Psychoanalyse. Nr. 2, 2004, S. 226–239.
Michael Ermann: Wir Kriegskinder.
Zusammenfassung. In: Forum der Psychoanalyse. 2004, abgerufen am 25. September
2019.
Michael Ermann: Wir Kriegskinder. (Memento vom 15. Juni 2006 im
Internet Archive; PDF; 165kB) Vortrag im Südwestrundfunk, November 2003;
abgerufen am 1. Januar 2017
Michael Ermann: Kriegskinder in Psychoanalysen.
Abschiedsvorlesung anlässlich der Entpflichtung als Professor an der
Ludwig-Maximilians-Universität. München 20. März 2009 (m-ermann.de [MS Word; 5,3
MB] Download-Link zum Word-Dokument).
Ulrike Demmer, Alfred Weinzierl: „Der
Körper vergisst nicht“. In: Der Spiegel. Nr. 9, 2009 (online –
Spiegel-Gespräch).
„Wenn jemand als Kleinstkind ständig im
Luftschutzkeller hocken musste, umgeben von herunterstürzenden Balken, wenn
jemand durch brennende Städte getragen wurde, dann erzeugt das
Erregungszustände, an die man sich zwar nicht mehr bewusst erinnert, der Körper
vergisst sie aber nicht.“
Sigrid Chamberlain: Adolf Hitler, die deutsche
Mutter und ihr erstes Kind. 1997, S. 173.
Sigrid Chamberlain: Adolf Hitler,
die deutsche Mutter und ihr erstes Kind. 1997, S. 174.
Sigrid Chamberlain:
Adolf Hitler, die deutsche Mutter und ihr erstes Kind. 1997, S. 175.
Sigrid
Chamberlain: Adolf Hitler, die deutsche Mutter und ihr erstes Kind. 1997, S.
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Sigrid Chamberlain: Adolf Hitler, die deutsche Mutter und ihr erstes
Kind. 1997, S. 180.
Sigrid Chamberlain: Adolf Hitler, die deutsche Mutter und
ihr erstes Kind. 1997, S. 182/183.
Sigrid Chamberlain: Adolf Hitler, die
deutsche Mutter und ihr erstes Kind. 1997, S. 185–192.
Jürgen Müller-Hohagen:
Geschichte in uns. Seelische Auswirkungen bei den Nachkommen von NS-Tätern und
Mitläufern. Eine Veröffentlichung aus dem Dachau-Institut Psychologie und
Pädagogik. 2. Auflage. Pro Business, Berlin 2002, ISBN 3-934529-84-4, S. 238 f.
(zitiert nach Sigrid Chamberlain: Adolf Hitler, die deutsche Mutter und ihr
erstes Kind. 1997, S. 189).
Martin S. Bergmann, Milton E. Jucovy, Judith S.
Kestenberg (Hrsg.): Kinder der Opfer, Kinder der Täter. Psychoanalyse und
Holocaust. Fischer-Taschenbuch-Verl., Frankfurt am Main 1998, ISBN
3-596-13937-6, S. 17 f. (englisch: Generations of the holocaust. Übersetzt von
Elisabeth Vorspohl, zitiert aus der Auflage 1994 nach Sigrid Chamberlain: Adolf
Hitler, die deutsche Mutter und ihr erstes Kind. 1997, S. 190).
Sigrid
Chamberlain: Adolf Hitler, die deutsche Mutter und ihr erstes Kind. 1997, S.
191/192.
Sigrid Chamberlain: Adolf Hitler, die deutsche Mutter und ihr erstes
Kind. 1997, S. 193.
Sigrid Chamberlain: Adolf Hitler, die deutsche Mutter und
ihr erstes Kind. 1997, S. 195.
Albert Speer: Erinnerungen. Ullstein,
Frankfurt/M., Berlin 1993, ISBN 3-550-07616-9, S. 474 (zitiert nach Sigrid
Chamberlain: Adolf Hitler, die deutsche Mutter und ihr erstes Kind. 1997, S.
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André Green: Die tote Mutter. Psychoanalytische Studien zu
Lebensnarzissmus und Todesnarzissmus. 2. Auflage. Psychosozial-Verlag, Gießen
2011, ISBN 978-3-8379-2121-2 (französisch: Narcissisme de vie, narcissisme de
mort. Übersetzt von Eike Wolff, Erika Kittler).
Gregor Dill:
Nationalsozialistische Säuglingspflege. Eine frühe Erziehung zum Massenmenschen.
Enke, Stuttgart 1999, ISBN 3-432-30711-X.
Sigrid Chamberlain: Adolf Hitler,
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Katharina Schäfer: Rezension zu Adolf Hitler, die deutsche Mutter und ihr erstes
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Thomas Bohrmann: Rezension zu Adolf Hitler, die deutsche
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https://de.wikipedia.org/wiki/Die_deutsche_Mutter_und_ihr_erstes_Kind
Stand 10.08.2022