Familientherapie
Wiederanbahnung eines abgebrochenen Umgangskontakts; Pflicht zum Besuch einer Therapie zur Ermöglichung eines Umgangskontakts.
1. Zur Wiederanbahnung eines abgebrochenen Umgangskontakts.
2. Die Wohlverhaltenspflicht aus §1684 Abs. 2 S. 1 BGB beinhaltet auch die Verpflichtung der Eltern, zur Ermöglichung eines regelmäßigen Umgangskontakts eine Therapie zu machen.
OLG Stuttgart, Beschluss vom 26.07.2000 - 17 UF 99/00
ausführlich in: "Das Jugendamt", 1/2001, S. 45-46
und in "Zeitschrift für das gesamte Familienrecht", H14, 2001, S. 932-933
Abenteuer Kommunikation - Familientherapie
Familientherapeutische Arbeit im engeren Sinne wurde erst seit den 50er Jahren betrieben. Als Geburtsstunde der Familientherapie gilt die Veröffentlichung des Aufsatzes "Family Diagnosis: An Approach to the Pres-School Child"“, den der New Yorker Kinderpsychiater und Psychoanalytiker NATHAN W. ACKERMANN im Jahr 1950 publizierte. Er vertrat den Standpunkt, daß das Erfassen familiärer Prozesse für ein Verständnis emotional gestörter Kinder unabdingbar sei. Folglich suchte er nach Wegen, die Familien in den therapeutischen Prozeß einzubeziehen. Im Vordergrund seines Therapieansatzes stand der Einfluß der Vergangenheit auf das komplexe Gewebe der gegenwärtigen Beziehungen der Familienmitglieder.
Unabhängig davon hatte sich MURRAY BOWEN, ebenfalls Psychiater und Psychoanalytiker, in den Jahren 1949 bis 1954 an einer fünfjährigen Studie der Menninger Clinic in Topeka/Kansas beteiligt. Hier wurden einzelne Familienmitglieder in die Therapie sog. schizophrener Patienten miteinbezogen. Dabei fiel insbesondere die häufig symbiotisch anmutende Mutter-Kind-Beziehung auf. BOWEN setzte diese Studie zwischen 1954 und 1959 am Medical Institute for Mental Health in Bethesda/Maryland fort. Unter der Schirmherrschaft des National Institute of Mental Health nahm er erstmals ganze Familien schizophrener Patienten in einer psychiatrischen Station auf. Aufgrund der Erfahrungen in Topeka stand die Mutter-Kind-Beziehung zunächst im Vordergrund der Beobachtungen. Bald wurde jedoch deutlich, daß die ganze Familie ihren Anteil an der Aufrechterhaltung der schizophrenen Symptomatik hatte. Oft drängte sich der Eindruck auf, daß die Patienten mit ihrem abweichenden Verhalten brüchige Partnerbeziehungen stabilisierten, indem sie die Konflikte der Eltern auf sich verlagerten. Normale Individualisierungsprozesse waren unter diesen Bedingungen nahezu unmöglich. Ziel der therapeutischen Arbeit BOWENS war es daher, die Entwicklung der Individualität zu fördern und die starren Interaktions- und Koalitionsmuster der Familien zu durchbrechen.
Neben ACKERMAN und BOWEN gelten IVAN BOSZORMENYI-NAGY, JAMES FRAMO und THEODORE LIDZ als weitere Pioniere psychoanalytisch orientierter Familientherapie. Trotz vieler Unterschiede im Detail bestand jedoch die grundlegende Gemeinsamkeit all dieser Ansätze letztlich darin, daß - ganz in der Tradition der Psychoanalyse - vor allem auf die problematischen Inhalte familiärer Interaktionsprozesse fokussiert wurde.
Ein weiterer Ausgangspunkt der Familientherapie war die Arbeit von CARL WHITAKER. Er begann Mitte der 50er Jahre in Atlanta, Schizophrene innerhalb ihrer Familien zu behandeln. Dabei arbeitete er als erster mit KoTherapeuten Im Zentrum seines Ansatzes standen die Betonung emotiona1er Erfahrungen und ein weitgehend intuitives Einbringen der eigenen Person in die Behandlung. Humanistische Konzepte wie Wachstum, Spontanität, Ganzheit usw. spielten in seinem Selbstverständnis eine tragende Rolle.
Der einflußreichste Ansatz innerhalb der familientherapeutischen Bewegung ist aber zweifellos die bereits skizzierte Arbeit der Palo-Alto-Gruppe um BATESON,JACKSON, HALEY, WEAKLAND WATZLAWIK und SATIR. Sie wurde am umfassendsten von therapeutischen Praktikern rezipiert. Die besondere Bedeutung der Schule von Palo Alto liegt dabei - so KRIZ - darin,
daß hier über eine empirisch-phänomenologische Beschreibung hinaus der Schritt zum Entwurf einer Theorie gemacht wurde. Damit war eine wesentliche theoretische Gegenkonzeption zur somatisch/medizinischen bzw. psychoanalytischen Erklärung formuliert: Schizophrenie als Kommunikationsstörung, nämlich als "die einzig mögliche Reaktion auf einen absurden und unhaltbaren zwischenmenschlichen Kontext" die der weiteren Entwicklung familientherapeutischer Ansätze sicher starken Auftrieb gab.
aus:
"Abenteuer Kommunikation
Bateson, Perls, Satir, Erickson und die Anfänge des Neurolinguistischen Programmierens"
Wolfgang Walker
Klett-Cotta,2000
ISBN 3-608-91976-7
"Wo keine Hoffnung ist, muss man sie erfinden
Aufsuchende Familientherapie"
Marie-Luise Conen (Hrsg.)
256 Seiten, 24,90 €
ISBN 3-89670-299-8
Carl-Auer-Systeme Verlag
"Familientherapie bei Scheidung"
Bärbel Bauers
in: "Praxis der Kinderpsychologie und Kinderpsychiatrie", 41 (1992) S. 253-258
Deskriptoren: Familie, Scheidung, Familientherapie
Ein guter Aufsatz zur Familiendynamik und begleitender Familientherapie bei Trennung und Scheidung. Kaum zu verstehen, dass trotz der Publikation solcher Aufsätze auch heute noch bei einigen Professionellen noch erhebliche Defizite im Verständnis und im Umgang mit Familienkonflikten herrscht.
Familientherapie im Überblick
Arist von Schlippe, Junfermann-Verlag, ISBN 3-87387-233-1
"... Kommunikation ist kreisförmig, d.h. daß jedes Verhalten sowohl Ursache als auch Wirkung ist (zirkuläre Kausalität). Jeder Teilnehmer an einem Kommunikationszyklus legt diesem aber unwillkürlich eine Struktur zugrunde, also eine <Interpunktion von Ereignisabfolgen>. Diese Interpunktionen können nun aber durchaus differieren, da sie interessen-, kultur- bzw. wahrnehmungsspezifisch sind. Solche Differenzen sind bei vielen Beziehungskonflikten zu finden: die Frau, die klagt, daß ihr Mann so viel aus dem Haus gehe, worauf er antwortet, das geschehe nur, <weil> sie so viel klage.
..."
"Zeitschrift für systemische Therapie"
Herausgeber und Redaktionsanschrift:
Klaus G. Deissler, Dr. Phil., Dipl.-Psych., am Winberg 12, 35037 Marburg
Tel 06421-64011
mail: zst@mics.de
Jürgen Linke
* 04.12.1951 Stolberg/Harz (DDR)
+ 31.12.2004 Berlin
Nachrufe auf Jürgen Linke (4.12.1951 - 31.12.2004)
Ulrike-Luise Eckhardt, Dörte Foertsch, Hans Gerd Schulte
Berliner Institut für Familientherapie, Systemische Therapie, Supervision, Beratung und Fortbildung e. V. Berlin
im Januar 2005
Mit Trauer und in Dankbarkeit gedenken wir unseres Kollegen, Freundes und Lehrers Jürgen Linke. Er hat seine schwere Krankheit mit Optimismus getragen und ist viel zu früh aus einem Leben voller Schaffenskraft herausgerissen worden.
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http://www.systemagazin.de/beitraege/nachrufe/linke_juergen.php