Helfersyndrom
Helfersyndrom - von Schmidtbauer (1978) eingeführte Bezeichnung für die Tendenz vieler professioneller Helfer, die eigene Hilfsbedürftigkeit dadurch abzuwehren, daß im beruflichen Kontakt hochfrequent Beziehungen mit besonders hilfsbedürftigen, regressiven Beziehungspartnern gesucht wird. Dies dient nach Schmidtbauer dem Ziel, das Bild eines progressiven, nicht bedürftigen Selbst aufrecht zu erhalten und kann zusätzlich die Funktion erfüllen, enge, auf Gegenseitigkeit gegründete Beziehungen außerhalb des Arbeitsfeldes zu vermeiden.
Eine Folge des Helfersyndroms kann das Burnout-Syndrom sein.
zitiert nach:
"Bindungsmuster von Psychotherapeuten", Carlotta Nord, Diether Höger, Jochen Eckert
in: "Persönlichkeitsstörungen. Theorie und Therapie", PTT 2/2000, S. 85
Helfen hilft dem Helfer, Helfen macht Spaß
Üblicherweise nimmt Mensch davon Notiz, wenn sich Eltern über Jahre in den Haaren liegen oder sich nach einer Trennung ohne formale Scheidung trennen. Nach dem Kindeswohl fragt da keiner. Normalerweise interessiert es keinen Menschen, wie es anderen Menschen in chronischen Krisen geht. Jeder der sich schon mal am Öffnungstag in den Gängen eines Sozialamts aufgehalten hat, oder als Hauptschullehrer in Berlin-Neukölln unterrichtet, weiß, dass es für gewöhnlich niemanden interessiert, ob es anderen Leuten schlecht geht.
Helfen wird oft erst dann interessant, wenn man damit gutes Geld verdienen kann. Und daher schwirren auf den Gängen des Sozialamtes auch keine den Klienten zugewandten Sozialarbeiter umher, weil man damit bei der Kassenlage der Kommunen nun mal kein Geld verdienen kann. Wenn der gewöhnliche Sozialhilfeempfänger aber mal in der Psychiatrie oder im Maßregelvollzug gelandet ist, dann wird er wieder interessant. Kein Wunder, betragen doch die Tagessätze, die die Klinik von den Krankenkassen oder dem Staat bekommen, um die 100-200 Euro. Da muss helfen einfach Spaß machen.
Kostenloses Helfen, dagegen, ist etwas für nicht ausgelastete, anthroposophisch und nichtanthroposophisch orientierte, leicht frustrierte Ehefrauen mit gut verdienenden vollzeitarbeitenden Ehemänner, von denen besonders in den alten Bundesländern ganze Schwadronen ihrem selbstlosen Einsatz nachgehen. Gehen Sie mal in Westdeutschland zu einer abendlichen Zusammenkunft des Kinderschutzbundes, da werden Sie wohl gleich auf ein gutes Dutzend dieser emsigen Helferinnen stoßen, die hier ihre nichtausgelebte Wut gegen ihren eigenen Ehemann auf der Jagd nach Kinderschändern und Lustmördern kompensieren können. Dass diese sich vielleicht erst mal um ihre eigene von Lustlosigkeit, Langeweile und verdeckter Aggression geprägte Beziehung kümmern könnten, darauf kommen sie nicht. Lieber wird an anderen Leuten, die auf der sozialen Rangleiter unter einem stehen rumgefummelt.