Landgericht Altenburg
Landgericht Altenburg
Landgericht Altenburg
Im früheren Landgerichtsgebäude befindet sich heute das Sozialgericht Altenburg.
Das Landgericht Altenburg war seit 1879 ein in Altenburg beheimatetes
Landgericht, das dem Oberlandesgericht Jena unterstellt war. Es entstand mit
Einführung des Reichsgerichtsverfassungsgesetzes im Herzogtum Sachsen-Altenburg
im Jahr 1879 aus dem Appellationsgericht Altenburg. Da der räumliche
Zuständigkeitsbereich erhalten blieb, war das Landgericht Altenburg für das
gesamte Staatsgebiet des Herzogtums Sachsen-Altenburg zuständig.
Darunter waren folgende 6 bzw. 7 (ab 1906) Amtsgerichte angesiedelt:
Amtsgericht Altenburg in Altenburg
Amtsgericht Eisenberg in Eisenberg
Amtsgericht Kahla in Kahla
Amtsgericht Meuselwitz in Meuselwitz (1906 vom Amtsgericht Altenburg
abgespaltet)
Amtsgericht Roda in Roda
Amtsgericht Ronneburg in Ronneburg
Amtsgericht Schmölln in Schmölln
Das Landgericht diente zwischen 1881 und 1923 auch als Disziplinarkammer für
Verfahren gegen Staatsbeamte im Herzogtum bzw. ab 1918 im Freistaat
Sachsen-Altenburg. Nachdem im Jahr 1920 der Freistaat Sachsen-Altenburg im Land
Thüringen aufgegangen war, wurde der Gerichtssprengel der Behörde im Jahr 1923
auf den Stadt- und Landkreis Altenburg (Amtsgerichte Altenburg, Meuselwitz und
Schmölln), sowie den nun zum Landkreis Gera gehörigen Amtsgerichtsbezirk
Ronneburg beschränkt. 1949 erfolgte die Auflösung der Behörde und deren
Eingliederung in den Bezirk des Landgerichts Gera.
Im Gebäude des Altenburger Landgerichts residiert heute das Sozialgericht
Altenburg. Hier wurden 1937 die Prozesse gegen die Altenburger
Homosexuellen-Szene verhandelt und im anschließenden Gerichtsgefängnis saß
Rudolf Brazda seine Gefängnisstrafe ab.
https://de.wikipedia.org/wiki/Landgericht_Altenburg
Richter am Landgericht Altenburg:
Kurt Schumann (Jurist)
Kurt Schumann (* 29. April 1908 in Eisenach; † 14. Mai 1989 in Berlin) war ein
deutscher Jurist und Funktionär der DDR-Blockpartei National-Demokratischen
Partei Deutschlands (NDPD). Er war Präsident des Obersten Gerichts der DDR.
Der Sohn eines Postbeamten besuchte die Volksschule und die Oberrealschule in
Neustadt an der Orla und erwarb das Abitur. Von 1927 bis 1931 studierte er
Rechtswissenschaften an den Universitäten in Jena und Göttingen. Während seines
Studiums wurde er 1927 Mitglied der Burschenschaft Germania Jena. Von 1931 bis
1935 war er Mitarbeiter im thüringischen Justizdienst. 1935 trat er in den
Heeresjustizdienst und am 1. Mai 1937 in die NSDAP ein. Während des Zweiten
Weltkrieges wurde er 1942 zur Wehrmacht eingezogen und als Kriegsgerichtsrat
eingesetzt. Er geriet im Januar 1943 bei Stalingrad in sowjetische
Kriegsgefangenschaft, wurde Mitglied des NKFD und Mitbegründer des Bundes
Deutscher Offiziere. Er unterzeichnete den »Aufruf an die deutschen Generale und
Offiziere! An Volk und Wehrmacht!« vom 12. September 1943 und war Mitarbeiter
der Zeitung »Freies Deutschland«.
Schumann kehrte 1948 nach Deutschland in die SBZ zurück und wurde Mitbegründer
der NDPD in Altenburg. Von 1950 bis 1989 gehörte er dem Hauptausschuss der NDPD
an.
Er arbeitete zunächst als Landgerichtsrat, später als Landgerichtsdirektor in
Altenburg. 1949 wurde er Vorsitzender der Großen Strafkammer am Landgericht
Erfurt und war dann von 1949 bis April 1960 Präsident des Obersten Gerichts der
DDR. 1955 war er Vorsitzender beim RIAS-Prozess. Von 1960 bis 1963 wirkte er als
Professor für Zivilrecht an der DASR in Potsdam und von 1963 bis 1973 als
Professor an der Humboldt-Universität zu Berlin. 1973 wurde er emeritiert.
Schumann gehörte dem NDPD-Bezirksvorstand Berlin an, war Mitglied des
Zentralvorstandes des Verbandes der Juristen der DDR und seit 1977 Vizepräsident
der Freundschaftsgesellschaft DDR – Indien.
https://de.wikipedia.org/wiki/Kurt_Schumann_(Jurist)
Rudolf Brazda
Rudolf Brazda (* 26. Juni 1913 in Brossen, Krs. Zeitz; † 3. August 2011 in
Bantzenheim, Oberelsass) – nach der Einbürgerung in Frankreich: Rudolphe
Brazda[1] – war ein Überlebender des KZ Buchenwald, der wegen seiner
Homosexualität inhaftiert worden war. Er erreichte öffentliche Aufmerksamkeit,
da er als der letzte Überlebende galt, der den Rosa Winkel tragen musste.
Brazda wurde als Sohn tschechischer Eltern geboren, die aus dem damaligen
Österreich-Ungarn eingewandert waren. Brazda wuchs in Brossen auf und
absolvierte eine Lehre als Dachdecker, nachdem er die gewünschte Lehrstelle als
Schaufensterdekorateur wegen seiner fehlenden deutschen Staatsbürgerschaft nicht
bekam. Als die Nationalsozialisten 1933 die Macht ergriffen, war er 20 Jahre alt
und hatte gerade erst seine Homosexualität entdeckt. Er ging auf
Tanzveranstaltungen in Leipzig und lernte in Meuselwitz einen Freund kennen.
Dieser lebte bei einer Zeugin Jehovas zur Untermiete, wo auch Brazda bald
einzog. Die streng religiöse Dame hatte nichts gegen diese Liaison und überließ
ihnen sogar ihr Schlafzimmer.
Brazda geriet zwischen März 1933 und September 1935 ins Visier der Nazi-Behörden
und wurde nach § 175 StGB in der Fassung vor 1935 angeklagt. Bei der
Staatsanwaltschaft erzählte er freimütig über das Zusammenleben mit seinem
Freund und auch, dass er sich nicht dafür schäme. Der Prozess vor dem
Landgericht Altenburg erregte Aufsehen und eine Meuselwitzer Zeitung titelte
nach seiner Erinnerung damals: „Sie lebten zusammen wie Mann und Frau.“ Viel
mehr als diese Tatsache soll das Gericht nicht in der Hand gehabt haben und
eigentlich wäre nach der damals gültigen Fassung des Paragraphen nur
nachgewiesene „widernatürliche Unzucht“ (Analverkehr, Schenkelverkehr) strafbar
gewesen. Trotzdem wurde Brazda zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt. Nach
seiner Haftentlassung hielt seine Mutter zu ihm, er wurde aber als
„vorbestrafter Ausländer“ in die Tschechoslowakei abgeschoben. Bis dahin war er
nie in diesem Land gewesen und sprach weder Tschechisch noch Slowakisch.[2]
Brazda zog daraufhin ins sudetendeutsche Karlsbad. Hier lernte er einen neuen
Lebensgefährten kennen, der Kontakte zur Theatertruppe „Fischli-Bühne“ hatte.
Brazda begleitete das Ensemble durchs Sudetenland. In dieser Zeit trat er in
Operetten auf und arbeitete als Schauspieler und Tänzer, wobei seine beste
Nummer eine Josephine-Baker-Imitation war.
Als Nazi-Deutschland im Oktober 1938 das Sudetenland annektierte, blieb Brazda
dort. Nachdem recht bald die Juden der Theatertruppe verhaftet worden waren,
wurde etwas später auch er festgenommen und ohne Prozess im Gefängnis von Eger
festgehalten. Er ging dann auf „Transport“ und traf im August 1942[3] im KZ
Buchenwald ein. Dort musste er den Rosa Winkel tragen, der noch zusätzlich mit
einem „T“ (für Tscheche) versehen war. Zuerst musste er wie die meisten schwulen
Häftlinge im Steinbruch arbeiten, was eine besonders harte Arbeit bedeutete, bei
der viele den Tod fanden. Schon bald wurde er aber zu einer leichteren Arbeit in
einem Verbandsraum herangezogen und anschließend als Dachdecker in ein
Baukommando überstellt, wo die Arbeitsbedingungen wesentlich leichter waren.
Dort nahm sich ein kommunistischer Kapo seiner an, was Brazda das Leben rettete.
Als im Frühjahr 1945 das KZ Buchenwald „evakuiert“ werden sollte und die
Häftlinge auf lange und für viele todbringende Märsche geschickt wurden, konnte
er sich mit Hilfe eines Kapos in einem Schweinestall verstecken, bis die 3.
US-Armee das Lager am 11. April 1945 befreite.
Nach dem Krieg ging Brazda gemeinsam mit einem anderen Häftling in dessen Heimat
ins Elsass. Anfang der 1950er lernte er seinen Lebensgefährten Edouard Mayer
kennen. Als dieser nach einem Arbeitsunfall auf einen Rollstuhl angewiesen war,
pflegte ihn Rudolf bis zu dessen Tod 2003.[4] Brazda lebte zuletzt dort in einem
kleinen Haus, das er zusammen mit seinem Freund gebaut hatte.[2]
Bei der Einweihung des Denkmals für die im Nationalsozialismus verfolgten
Homosexuellen am 27. Mai 2008 war man davon ausgegangen, dass es keinen
überlebenden Zeitzeugen mehr gäbe, der aufgrund seiner Homosexualität im
Konzentrationslager gewesen war. Aufgrund der Berichterstattung meldete sich die
Nichte von Rudolf Brazda beim Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD)
und erzählte von ihrem Onkel. Der inzwischen 95-jährige Brazda wurde daraufhin
vom LSVD nach Berlin eingeladen, am 27. Juni 2008 vom regierenden Bürgermeister
Klaus Wowereit im Rathaus empfangen und war am Abend bei einer Podiumsdiskussion
zum Thema „Geschichte der nationalsozialistischen Homosexuellenverfolgung“
anwesend. Am nächsten Tag nahm er zusammen mit Wowereit und
Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse an der Gedenkfeier für die
homosexuellen NS-Opfer des LSVD und der Stiftung „Denkmal für die ermordeten
Juden Europas“ am Mahnmal teil. Am Nachmittag nahm er dann erstmals in seinem
Leben an einer CSD-Parade teil und fuhr auf dem Wagen des LSVD mit[5] nach
Frankreich.[6] Auf der Mitgliederversammlung des LSVD Berlin-Brandenburg am 1.
November 2008 wurde er zum Ehrenmitglied ernannt. 2009 war er Ehrengast beim
Europride in Zürich[4] und nahm auch wieder am 27. Juni an der
Gedenkveranstaltung vor dem Mahnmal in Berlin teil.[7]
Im Mai 2010 erschien eine von Jean-Luc Schwab geschriebene französische
Biografie und im April 2011 eine deutsche von Alexander Zinn geschriebene
umfassende Biographie Brazdas im Campus-Verlag.[8] Am 28. April 2011 wurde er
als Ritter der Ehrenlegion ausgezeichnet.[9]
Brazda starb am 3. August 2011 in einer Pflegeanstalt im oberelsässischen
Bantzenheim. Nach der Kremation wurde seine Asche neben der seines
Lebenspartners bestattet.[10]
https://de.wikipedia.org/wiki/Rudolf_Brazda