Mehr Spielraum für Väter

Väterkampagne des Bundesfamilienministeriums


 

Postkarte des Bundesfamilienministeriums mit der Schuldgefühle weckenden? Inschrift "Wäre es nicht schön, wirklich dabei zu sein?"

Auch als Werbeplakat auf öffentlichen Werbetafeln. Um herauszubekommen, dass es dabei um eine Väterkampagne und nicht um eine Spielraumkampagne handelt, muss man schon sehr detektivistisch vorgehen, denn die entsprechende Schrift ist sehr klein gedruckt. Besser wäre es vielleicht in Fettschrift gedruckt gewesen: "Mehr Väterlichkeit für unsere Kinder." Und dann noch am besten eine bundesweit erreichbare Telefonnummer, an die sich Väter mit ihren Fragen und Problemen wenden können. Doch das wollte wohl im Familien- und Frauenministerium niemand, denn wer will schon ernsthaft, das Väter mehr Verantwortung übernehmen. 


 

www.mehr-spielraum-fuer-vaeter.de

Unter dieser vermeintlich "pfiffigen" Internetadresse stellt das Bundesfrauen- und familienministerium seine aktuelle und prinzipiell begrüssenswerte Väterkampagne vor. Ob es Zufall ist, dass die Hintergrundfarbe auf der Internetseite Lila ist? 

Den zur Kampagne gehörige Radiowerbespot, den ich heute morgen hörte, fand ich sehr anrührend. Ein Vater mit seinem kleinen Sohn in einem Dialog. Mir kam dabei der Gedanke und das Gefühl hoch, wie sehr ich selbst als Kind zu wenig von meinem Vater hatte. Man kann da nur diejenigen erwachsenen Männer und Frauen bedauern, die ihre Sehnsucht nach dem "guten" Vater schon so weit abgespalten haben, dass sie nur noch Männerfeindlichkeit, die häufig eine Feindschaft gegenüber dem eigenen Vater ist, nach aussen dringen lassen können.

Im übrigen wollen Väter nicht nur mehr Spielraum, so eine Art Tobewiese, der ihnen bekanntlich auch von Müttern mitunter gönnerhaft eingeräumt wird, sie wollen von der Bundesregierung auch ernst genommen werden, woran es leider noch mangelt.

Das hier in der Bundesrepublik noch viel zu tun ist, zeigt das nachfolgende skandalöse Urteil des Amtsgerichts Duisburg:

 

Es geht auch anders, doch so geht es auch

"Bei der Unterhaltspflicht gegenüber minderjährigen Kindern ist es zuzumuten, sich um jede Arbeit, auch zu ungünstigen Zeiten, nachts und in den frühen Morgenstunden zu bemühen. Hierzu gehören etwa Arbeiten im Reinigungsbereich, Aushilfstätigkeiten in Gaststätten, Großküchen oder Schnellrestaurants, Arbeiten im Freien (Gärtnerei) oder Landwirtschaft, Austragen von Zeitungen oder Anzeigenblättern."

Urteil des Amtsgerichts Duisburg vom 5.11.1997 - 41 F 155/97

veröffentlicht in "FamRZ", 1998, Heft 15, S. 981

 


 

 

 

 

 

 

Zwei Plakate, zwei Philosophien. Oben ein Werbeplakat des Bundesfamilienministeriums in einer stillen Seitenstraße in Berlin, gleich zwei Mal aufgehangen, Maße ca. 4 x 2 Meter.

Unten ein Werbeplakat an einer Esso-Tankstelle, Formatgröße ca. 1 x 2 Meter.

Linkes Plakat mit klitzekleiner, Schuldgefühle weckenden Inschrift "Wäre es nicht schön, wirklich dabei zu sein?" Der Leser ist eventuell irritiert. Wenn das nicht mal das Familienministerium weiß, ob es schön wäre dabei zu sein, warum soll er das den gut bezahlten Leuten dort erklären?  Nun ja, aber vielleicht ruft er doch mal dort an, denkt unser am Plakat vorbeifahrender Vater. Er hält an, um sich die Telefonnummer des Familienministeriums vom Plakat abzuschreiben, doch da ist gar keine zu finden. Aber immerhin eine Internetadresse und nun wird unserem Vater klar, die Leute im Ministerium wissen schon, dass Väter pfiffige Menschen sind, wenn man bei Ihnen sogar zur Kontaktaufnahme einen Internetanschluss voraussetzt.

Rechtes Plakat positive Botschaft "Papi, guck mal" - schliesslich soll Papi ja in der Tankstelle auch was kaufen und nicht frustriert wie beim Familienministerium der Taktstelle den Rücken kehren.

www.mehr-spielraum-fuer-vaeter.de


 

 

Väter ohne Spielraum.

"Väter ohne Spielraum. Die Kampagne von Familienministerin Bergmann ist gut gemeint, aber wirkungslos. Eine neue Männerpolitik steht noch aus."

Thomas Gesterkamp in "Die Tageszeitung", 10.04.2001

 

 


 

Mehr Spielraum für Väter

Bundesministerin Bergmann stellt bundesweite Kampagne zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf vor

 

Wie kann ich Beruf und Familie miteinander in Einklang bringen, ist eine der Fragen, die immer stärker nicht nur Mütter, sondern auch Väter beschäftigt. Männer und Frauen wollen heute beide einen Beruf ausüben und gleichzeitig Zeit für eine Familie haben. Die Vereinbarkeit von Familien- und Erwerbsarbeit ist eine der großen gesellschaftlichen Aufgaben der Zukunft. Unter dem Motto "Mehr Spielraum für Väter" startet die Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Dr. Christine Bergmann, heute eine bundesweite Kampagne zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Dazu erklärt die Bundesministerin: "Es gibt eine neue Generation von aktiven Vätern, die sich stärker in der Erziehung ihrer Kinder engagieren möchte. Diese jungen Männer wollen sich nicht nur auf die Arbeit und die finanzielle Versorgung ihrer Familie reduzieren lassen. Sie wollen aus der Nebenrolle in ihren Familien heraus und wünschen sich mehr Zeit für ihre Kinder. Junge Väter wollen heute eine viel intensivere Beziehung zu ihren Kindern aufbauen als noch einige Vätergenerationen zuvor."

Die Bundesregierung hat mit dem neuen Gesetz zur Elternzeit die Rahmenbedingungen für Väter und Mütter deutlich verbessert. Demnach können Väter und Mütter ihre Kinder in den ersten drei Jahren gemeinsam erziehen und betreuen. In dieser Zeit haben sie einen Anspruch auf Teilzeitarbeit von bis zu 30 Wochenstunden in Betrieben mit mehr als 15 Beschäftigten. Die neue Regelung gibt Eltern mehr Möglichkeiten bei der Gestaltung der Aufgabenverteilung in der Familie und schafft flexiblere Übergänge zwischen Familie und Beruf. Nach der alten Regelung haben nur knapp zwei Prozent der Väter den Erziehungsurlaub in Anspruch genommen. Es gibt aber nach wissenschaftlichen Untersuchungen bei rund 20 Prozent der Väter die ernsthafte Bereitschaft dazu.

"Wer eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf erreichen will, muss in der Arbeitswelt ansetzen. Deshalb starten wir unsere Kampagne gemeinsam mit Unternehmen. Nach wie vor brauchen Väter Mut, wenn sie sich wirklich partnerschaftlich in der Kindererziehung und Hausarbeit engagieren wollen. Sie können bei ihrem Arbeitgeber oder ihren Bekannten auf Unverständnis und Vorbehalte stoßen. Mit unserer Kampagne unterstützen wir Männer, die sich mehr Zeit für ihre Familie nehmen wollen und informieren über die gesetzlichen Regelungen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Wir werben gemeinsam mit Unternehmen für ein neues Leitbild von Männern und Vätern in unserer Gesellschaft," so die Bundesministerin weiter. Die Kampagne umfasst Plakate, Anzeigen sowie einen Fernseh- und Hörfunkspot. Außerdem wird im Rahmen der Kampagne ein "Staffellauf" durch Unternehmen in ganz Deutschland organisiert, die sich für mehr Familienfreundlichkeit einsetzen. Alle mitwirkenden Betriebe veranstalten einen Aktionstag, den so genannten "Vatertag", an dem über Möglichkeiten zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf informiert wird.

Bundesministerin Bergmann betonte, dass von mehr Familienfreundlichkeit nicht nur die Familien selbst, sondern auch die Unternehmen profitieren würden: "Soziale Intelligenz und emotionale Kompetenz, Verantwortungsbewusstsein und Teamfähigkeit sind Eigenschaften, die in der Informations- und Wissensgesellschaft des 21. Jahrhunderts immer wichtiger werden. Diese Eigenschaften können sich Mitarbeiter viel besser in der Familie aneignen als in teuren Managerseminaren. Das erkennen auch vermehrt Personalleiter von Unternehmen. Deshalb gibt es in der Wirtschaft einen Prozess des Umdenkens, wenn es um väter- und familienfreundliche Arbeitszeiten geht. Maßgeschneiderte Lösungen, um Familie und Beruf zu vereinbaren, erhöhen außerdem bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die Motivation, die Leistungsbereitschaft und das Arbeitsklima. Sie sind damit die beste Voraussetzung für unternehmerischen Erfolg."

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Pressestelle BMFSFJ

Pressemitteilung Nr. 264

Veröffentlicht am 6. März 2001

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Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

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