Oberlandesgericht Colmar


 

 

Oberlandesgericht Colmar

 

 

Umfasst das Reichsland Elsaß-Lothringen 1871 - 1919

 

 


 

 

 

Oberlandesgericht Colmar

Das Oberlandesgericht Colmar (OLG Colmar) war als Oberlandesgericht 1871 bis 1918 das höchste Gericht im Reichsland Elsaß-Lothringen mit Sitz in Colmar.

Geschichte

Im Kaiserreich

Nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 wurde das Gebiet mit dem Frieden von Frankfurt wieder dem deutschen Hoheitsbereich, dem neu gegründeten deutschen Kaiserreich, angegliedert. Der völkerrechtliche Gebietsübergang erfolgte bereits am 2. März 1871, dem Tag des Inkrafttretens des Versailler Vorfriedens; zu einem integralen Bestandteil des Reichsgebietes im staatsrechtlichen Sinne wurde Elsaß-Lothringen erst am 28. Juni 1871 mit dem Inkrafttreten des Reichsgesetzes vom 9. Juni 1871 über die Vereinigung von Elsass und Bezirk Lothringen mit dem Deutschen Reich.[1]

Als oberstes Gericht des neuen Reichslandes Elsaß-Lothringen wurde 1871 das kaiserliche Oberappellationsgericht Colmar eingerichtet.

Die Gerichtssprache war aufgrund des Gesetzes vom 14. Juni 1871 deutsch. Da das Reichsland zwar weitaus überwiegend deutschsprachig war, es aber eine starke französischsprachige Minderheit gab, wurde mit Verordnung vom 17. Dezember 1874 für eine Reihe von französischsprachigen Gemeinden die Gerichtssprache abweichend mit französisch festgelegt.[2]

Mit dem Deutschen Gerichtsverfassungsgesetz von 1877 wurde erstmals eine reichsweit einheitliche Gerichtsorganisation geschaffen. Das Oberappellationsgericht Colmar wurde in das Oberlandesgericht Colmar umgewandelt.

Aufgrund der Verfassung von 1911 wurde der Präsident des Oberlandesgerichtes Colmar ab 1911 qua Verfassung Mitglied der ersten Kammer des Landtags des Reichslandes Elsaß-Lothringen.

Mit der Niederlage Deutschlands im Ersten Weltkrieg wurde Elsaß-Lothringen wieder durch Frankreich annektiert. Das Oberlandesgericht wurde aufgelöst und der Cour d’appel de Colmar folgte ihm nach. Dessen Kompetenzen beschränkten sich räumlich jedoch auf das Département Bas-Rhin und das Département Haut-Rhin also das Elsass. Die Aufgaben für den ehemaligen Lothringen wurden vom Cour d’appel de Metz übernommen. Für die unterschiedlichen Aufgaben eines deutschen OLG und eines französischen Cour d’appel siehe Gerichtsorganisation in Frankreich.

Zu dem OLG-Bezirk gehörten die Landgerichtsbezirke des

Landgericht Colmar

Landgericht Metz

Landgericht Mülhausen

Landgericht Saargemünd

Landgericht Straßburg und

Landgericht Zabern.

1909 bestanden am OLG Colmar drei Senate. Neben dem Präsidenten des Gerichtes und den drei Senatspräsidenten wirkten 21 Richter, drei Staatsanwälte und 28 Gerichtsbeamte am Gericht. 13 Rechtsanwälte hatten die Zulassung zum OLG Colmar. Das Gericht war kontinuierlich gewachsen. 1872 waren es erst 19 Gerichtsbeamte gewesen, 1892 schon 22. Der OLG-Bezirk umfasste 79 Amtsgerichte.[3]

Deutsche Besetzung während des Zweiten Weltkrieges

Nach dem anfänglichen Sieg Deutschlands gegen Frankreich im Zweiten Weltkrieg 1939 wurde Frankreich von deutschen Truppen besetzt. 1940 wurde das Oberlandesgericht Colmar wieder errichtet. Es war erneut für Lothringen und die Teile des Gaus Baden-Elsass zuständig, die zum Elsass gehörten. Mit der Rückeroberung der betreffenden Gebiete 1944 wurde die französische Jurisdiktion wieder hergestellt.

Gebäude

Gerichtsgebäude

Das repräsentative Gerichtsgebäude in Colmar mit Adresse 9 avenue Raymond-Poincaré wurde 1902 bis 1906 nach Plänen der Architekten Richard Kuder und Joseph Müller erbaut und steht heute als Monument historique[4] unter Denkmalschutz. Bemerkenswert ist die monumentale Treppe in der Eingangshalle.[5]

Persönlichkeiten

Hugo Molitor, 1911

Präsidenten

Leuthaus (1872-1879)

Friedrich Wilhelm Bleibtreu (1880-1888)

Otto von Vacano (1889-1898)

Dr. Rassiga (1899-1911)

Dr. Hugo Molitor (1913-1918)

Senatspräsidenten

Julius Petersen, ab 1879 Senatspräsident

Weblinks

Commons: Cour d'appel de Colmar Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Verwaltungsgeschichte.de

Einzelnachweise

Daniel-Erasmus Khan: Die deutschen Staatsgrenzen, Mohr Siebeck, 2004, Teil II Kap. II Abschn. d, S. 66 ff.

Freiherr Maximilian du Prel: Die Deutsche Verwaltung für Elsaß-Lothringen 1870-1879, Denkschrift, 1. Lieferung, Seite 114

Statistisches Jahrbuch für Elsaß-Lothringen 1909, herausgegeben vom Statistischen Bureau für Elsaß-Lothringen, Straßburg 1909, Seite 254 ff.

Beleg auf einer Seite des französischen Kulturministeriums (frz.), abgerufen am 18. Januar 2013

Für Bilder und Pläne siehe architekturmuseum.ub.tu-berlin.de

http://de.wikipedia.org/wiki/Oberlandesgericht_Colmar

 

 

 


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