Plötzlicher Kindstod
Plötzlicher Kindstod
Wenn die Staatsanwaltschaft nicht mehr weiter weiß, ist der "Plötzliche Kindstod" allemal eine passende "Diagnose", grad so als ob der "Plötzliche Kindstod" eine Todesursache wäre.
Plötzlich war das Kind tot und keiner weiß warum - außer das Kind selbst als Zeuge in eigener Sache, aber das ist ja nun tot und wird für immer schweigen. Statt von einem "Plötzlichen Kindstod" zu sprechen, könnte man besser von einem "Unerklärbaren Kindstod sprechen", das wäre ehrlich, aber Ehrlichkeit ist anscheinend das letzte, was der ermittelnde Staatsanwalt hier gebrauchen kann, denn er würde dann eingestehen, dass er mit seinem Latein am Ende ist und jetzt die Akte schließen will.
Der plötzliche Säuglingstod, plötzliche Kindstod oder Krippentod (lateinisch: Mors subita infantium) ist das unerwartete und nicht erklärliche Versterben eines Säuglings oder Kleinkindes, das zumeist in der (vermuteten) Schlafenszeit des Säuglings auftritt. In den Industrienationen gilt er als häufigste Todesursache von Kleinkindern jenseits der Neugeborenenperiode.
Als Zeitraum, in dem der plötzliche Säuglingstod stattfinden kann, wird regelmäßig das erste Lebensjahr des Kindes angegeben; 2 bis 6 % der Todesfälle ereignen sich allerdings noch nach dem ersten Geburtstag des Kleinkinds.[1]
http://de.wikipedia.org/wiki/Pl%C3%B6tzlicher_S%C3%A4uglingstod
Wien-Favoriten - Mutter fährt mit totem Baby im Bus - APA
Wien, 27. Oktober 2009 Eine Buslenkerin findet die Leiche.
Immer wieder holt Jasmin R. (46) die Erinnerung ein. „Ich will nicht darüber sprechen, es ist wirklich nicht leicht für mich“, richtet sie ÖSTERREICH aus. Mehr sagt sie nicht und das ist nachvollziehbar: Am Sonntag musste die Busfahrerin einem toten Baby ins Gesicht blicken.
Verwirrte Mutter
Rückblende: Jasmin R. beginnt der Sonntagsdienst wie viele andere. Nach mehreren Fahrten lenkt sie um 9.26 Uhr den Bus 67A wie gewohnt von der Endhaltestelle Birostraße/Jochen-Rindt-Straße in Richtung Reumannplatz. Es ist noch früh, der Bus halb leer. Trotzdem steigen ein paar Fahrgäste zu – auch die 30-jährige Leyla M. mit einem Kinderwagen.
Erst nachher ist klar: In diesem Kinderwagen liegt ein totes Baby. Um 9.42 Uhr erreicht der Bus den Reumannplatz, die Fahrgäste steigen aus. Nur die vierfache Mutter Leyla M. bleibt sitzen.
Busfahrerin wird aufmerksam
Zuerst fällt das nicht weiter auf. Erst ein Kollege macht Jasmin R. darauf aufmerksam. Die Busfahrerin, die die erst seit zwei Monaten auf dieser Strecke fährt, geht zur Frau, bittet sie den Bus zu verlassen. Leyla M.wirkt aufgeregt, verwirrt, stammelt. Die Fahrerin ahnt: „Hier ist etwas nicht in Ordnung.“
Sie schaut in den Kinderwagen – und entdeckt die Leiche des Säuglings.
Dann geht alles ganz schnell. „Die LenkerinLenkerin hat sofort über den Wagenfunk die Zentrale und die Polizei verständigt“, sagt Christian Zimmermann von den Wiener Linien.
Kurze Zeit später eilen mehrere Funkstreifen herbei, der Reumannplatz wird drei Stunden lang abgesperrt. Kriminalbeamte und Polizeijuristen ermitteln, der Bestatter holt den Sarg mit dem Mädchen ab.
Fahrgäste geschockt
Die Story berührt ganz Wien und ist das Gesprächsthema im 67A. Alice B ist im Bus danach gesessen: „Unser Wagen wurde umgeleitet. Es hört sich schlimm an.“ Fahrgast Martha Lehner zu ÖSTERREICH: „Schrecklich. Man darf aber aber nicht den Fehler machen und die Mutter vorverurteilen. “
Die 30-jährige Mutter des Säuglings wird noch vor Ort von Mitarbeitern der Krisenintervention betreut, kommt dann in Gerichtshaft. Nach der Obduktion steht fest: Kein Fremdverschulden, das Baby dürfte schon Stunden vorher gestorben sein –- woran, ist noch rätselhaft. „Die Mutter ist aus der Gerichtshaft entlassen worden und, sie wird vermutlich in eine psychiatrische Anstalt gebracht worden. Um die drei weiteren Kinder wird sich die Jugendwohlfahrt kümmern“, sagt ein Polizeisprecher am Montag.
http://www.oe24.at/oesterreich/chronik/wien/Mutter-faehrt-mit-totem-Baby-im-Bus-0563094.ece
Presseinformation Nr. 15/08 der Staatsanwaltschaft Oldenburg vom 14.05.2008
Anklage gegen Kindesvater aus Westerstede wegen Misshandlung von Schutzbefohlenen
Die Staatsanwaltschaft Oldenburg hat Anklage gegen einen jetzt 21-jährigen Vater beim Jugendschöffengericht in Westerstede erhoben.
Ihm wird zur Last gelegt, am 28. November 2007 seinen damals 10 Wochen alten Sohn Max so heftig geschüttelt zu haben, dass es zu lebensbedrohlichen Hirnverletzungen kam. Durch das Schütteltrauma traten bei dem Kind Anzeichen einer Erblindung und motorische Störungen des rechten Beines auf, wobei der Umfang von Spätfolgen betreffend Hör- und Sehfähigkeit sowie der Motorik noch nicht absehbar ist.
Das Kind befindet sich weiterhin in der Obhut der Großmutter. Das Ermittlungsverfahren gegen die Kindesmutter wurde mangels hinreichenden Tatverdachtes eingestellt.
Das Amtsgericht Westerstede hat noch nicht über die Eröffnung des Hauptverfahrens entschieden.
http://www.staatsanwaltschaften.niedersachsen.de/master/C47061132_N8808793_L20_D0_I3749624
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Erschienen in: Zeitzeichen 2/08
UND SOWAS VON MÜDE
Die Beschädigung der Eltern durch das Kind
Von Wolfgang Schmidbauer
Der 42jährige Florian ist ein erfolgreicher Jurist, Vater von zwei Töchtern im Kindergar-
ten- und Grundschulalter. Er arbeitet in der Rechtsabteilung einer grossen Privatbank.
Seine Frau Betsy ist ein Jahr jünger. Sie hat ebenfalls Jura studiert, aber wegen der
Kinder ihre Stelle gekündigt; sie macht jetzt eine Ausbildung als Heilpraktikerin. Sie
engagiert sich sehr für Homöopathie, seit sie durch eine solche Behandlung von einem
hartnäckigen Hautauschlag befreit wurde.
"Wir sind mit unserer Ehe am Ende", sagt Betsy. "Florian war ein aufgeweckter Kerl,
ein richtiges Energiebündel, als wir uns kennenlernten. Und jetzt kommt er nach Hause
und nölt, dass die Kinder so laut sind, er hat den ganzen Tag malocht, soviel Stress
im Büro, er braucht seine Ruhe. Anfangs habe ich mich gefreut, wenn er nach Hause
kam, ich dachte, er macht dann was mit den Kindern und ich kann mal in ein Buch
schauen oder auf einen Kurs gehen. Aber dazu ist er viel zu müde.
...
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Geschüttelt, nicht gerührt
Die Müdigkeit der Väter lässt zwar Frauen und Kinder unzufrieden zurück, schützt diese
jedoch auch vor Schlimmerem. Jährlich sterben in Deutschland sicher einige hundert
Babys an einem Schütteltrauma. Entdeckt werden nur die wenigsten Fälle. In einer
Grossstadt wie München sind es fünf bis acht pro Jahr. Früher wurden diese Kinder mit
der Diagnose "Plötzlicher Kindstod" als tragische Opfer jäh aufgetretener Infektionen
gesehen. Erst die Kernspintomographie ermöglicht eine Diagnose. Sie wird nur in Aus-
nahmefällen gestellt, denn der Gedanke will niemandem in den Kopf, dass diese er-
schütterten Eltern, die alles nur gut machen wollten, den Tod ihres Babys verursacht
haben sollen.
Es ist die dritte Ehe des 47jährigen Vaters, eines Managers, der im Herbst des Jahres
2007 in München-Stadelheim in Untersuchungshaft sitzt. Nach zwei fast erwachsenen
Kindern aus erster Ehe hat er sich noch einmal beweisen wollen, dass ein moderner
Vater genauso gut für seine Kinder sorgen kann wie die Mutter, eine Psychologin, die
ihm vor sieben Monaten Zwillinge geboren hat. Er hat den Beruf zurückgestellt, um sie
zu entlasten; beide haben sich die Aufgaben so geteilt, dass sie tagsüber für die bei-
den Mädchen zuständig ist, er nachts.
In einer dieser Nächte kann der Vater den Schlaf seiner Frau nicht mehr beschützen. Er
weckt sie um drei Uhr morgens: Eines der Babys liege so merkwürdig schlaff in seinem
Bettchen. Als der Kinderarzt kommt, ist das Kind bereits klinisch tot, kann aber reani-
miert werden, kommt in die Intensivstation einer Kinderklinik und stirbt dort nach we-
nigen Stunden. Die Obduktion ergibt eine Gehirnblutung mit entsprechendem Gehirn-
ödem. Die Ursache: Ein Schütteltrauma.
Bei Babys ist die Nackenmuskulatur noch so wenig entwickelt, dass sie den Kopf aus
eigener Kraft nicht halten können. Doch sind Blutgefässe und Nerven so elastisch,
dass in der Regel nicht viel passiert, wenn jemand einen Säugling ungeschickt trägt, so
dass sein Köpfchen wegsackt. Es gehören die Wucht und der Zorn eines psychisch ü-
berlasteten Erwachsenen dazu, um dem Baby das anzutun, was in den gerichtsmedizi-
nischen Berichten als Schütteltrauma beschrieben wird. Die Halswirbelsäule wird über-
dehnt, Blutgefässe reissen, Wirbel brechen. Rudolf Wagner, Leiter des Fachkommissari-
ats für die Misshandlung Schutzbefohlener in München, beschreibt solche Fälle: In ei-
nem Fall riss die Brückenvene vom Aufge zum Gehirn; das Baby wurde blind. Ein ande-
res Baby wurde blind und taub; es kann nicht mehr schlucken und muss künstlich er-
nährt werden.
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Paradoxerweise werden eher die leichten als die schweren Fälle entdeckt. Wenn das
Schütteltrauma auch das Atemzentrum lähmt, stirbt das Baby. Da keine Verletzungen
erkennbar sind, wird meist die Diagnose eines plötzlichen Kindstodes gestellt. Die El-
tern haben dann meist schon vergessen, was sie mit ihrem Baby gemacht haben. Sie in
ihren Kummer hinein wegen Körperverletzung mit Todesfolge zu verfolgen, wird sich
auch der Arzt überlegen, der den Totenschein mit der inneren Frage ausstellt, ob da
alles mit rechten Dingen zuging.
Denn die Eltern schütteln ihr Kind ja nicht, weil sie es schädigen, ja umbringen wollen.
Sie verhalten sich wie enttäuschte Liebende, die doch auch in gekränkter Wut sagen:
"Ich möchte dich jetzt schütteln, bis du wieder der bist, der du sein musst!" Wenn sie
körperlich dazu in der Lage sind, tun sie das vielleicht tatsächlich. Das gibt blaue Fle-
cke an den Oberarmen und erlaubt die Entschuldigung, den anderen immerhin nicht
geschlagen zu haben. Schütteln ist keine Strafe, sondern ein Versuch, zu verändern.
Vom geschüttelten Baum fallen die Früchte; der geschüttelte Martini mundet James
Bond besser als der gerührte.
Der psychologische Hintergrund ist eine Kombination aus Symbiose und Spaltung: Der
Partner ist anders, als ich ihn mir wünsche. Ich fühle mich existenziell abhängig davon,
dass er wieder so ist, wie ich ihn brauche. Daher gehe ich mit ihm um wie mit einem
defekten Gerät: ich schüttle ihn, in der Hoffnung, dass beispielsweise ein Wackelkon-
takt überbrückt wird und alles wieder so läuft, wie es laufen müsste.
Es gibt viele beschauliche Sprüche über das Leben mit Kindern; einer davon lautet:
"Kinder sind Gäste, die nach dem Weg fragen!" Vermutlich haben es sich die schüt-
telnden Eltern gerade so vorgestellt, und sie wollen aus ihrem Schreibaby herausschüt-
teln, was es braucht und wohin es denn um alles in der Welt will. Sie würden ihm so
gerne das Richtige geben, sie haben alles da, Fläschchen, Brust und Schnuller, Spiel-
zeug und die Bereitschaft, es nach Jean Liedloff herumzutragen und kontinuierlich zu
herzen.
Aber es schreit trotzdem, und so kommt der Gedanke in den Elternkopf, dass da etwas
falsch verdrahtet ist und durch energisches Schütteln wieder an den richtigen Platz
kommen wird. Gut geschüttelt und schon wird aus dem Schreibaby ein funktionieren-
des Kind, das den Eltern Freude macht, das ihr Selbstgefühl stärkt und sie nicht an die
Nachbarn denken lässt, die schon längst überzeugt sein müssen, dass sie schlechte
Eltern sind, die ihr Baby schreien lassen.
Babyschreien direkt ins Elternohr übersteigt die akustische Schmerzgrenze. Wer sich
nicht zurückzieht, wird taub, als ob er ohne Hörschutz in einem lärmintensiven Betrieb
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gearbeitet hätte. Babyschreien hat genau die Frequzenz,, die uns nach den Forschun-
gen der Wahrnehmungspsychologen am meisten an die Nieren geht. Kleine Kinder sind
gefährlich, gerade ihre ungezielten Bewegungen kommen überraschend und sind blitz-
schnell. Meine Jüngste hat einmal durch einen ebenso absichtslosen wie blitzschnellen
Karatestoss mit dem Fingernagel meine rechtes Auge verletzt.
Es ist kein kleines Wunder der Verleugnung, dass die meisten Eltern ihre Babys als
"süss" in Erinnerung behalten und viele Mütter es bedauern, dass Kinder so schnell
gross werden. Ich plädiere für ein realistisches Baby-Bild, denn erst dann dürfen wir
uns auf angenehme Überraschungen gefasst machen.
Liebe Eltern, erwarten sie ein cholerisches, äusserst reizbares Geschöpf, das sie ohne
jeden erkennbaren Anlass in Grund und Boden schreit. Rechnen sie mit ihrem Baby wie
mit einem brutalen Chef, dem ihr Wohlergehen vollständig gleichgültig ist und der von
ihnen Überstunden fordert, ob sie nun erschöpft sind oder nicht. Gewöhnen sie sich an
ein äusserst liebesbedürftiges Gegenüber, von dem sie wenig mehr Zuwendung erwar-
ten dürfen als die schwäbische Ehefrau von ihrem Mann ("wenn ich nix sage,
passt's!").
...
"Der plötzliche Kindstod - eine psychosomatische Erkrankung mit tödlichem Ausgang"
J. Erik Mertz, Klinischer Psychologe
in: "Hebamme", 2/2002, S. 71-76
".Der PKT (Plötzlicher Kindstod) wäre ... das weitgehend vorhersagbare Endprodukt eines sich länger hinziehenden pathologisch-destruktiven Interaktionsprozesses, der von zahlreichen massiven Warnzeichen begleitet wird. Kritische Vitalzeichen kündigen den bevorstehenden Tod an.
Zwischen zwei Borderline-Individuen (Mutter und Kind), d.h. innerhalb eines geschlossenen pathologischen Feldes, finden also heftige Kontroll-Gegenkontroll-Kämpfe statt. Die Mutter dürfte neben den protokollierten groben Kontrollmanövern auch subtile Mikromanöver einsetzen, die durch eine im objektiven Sinne einigermaßen realitätsgerechte >fassadäre< Kindsversorgung maskiert werden. Minimal verzögerte und vorwegnehmende, insgesamt bedürfnis-konträre Reaktionen (>gegen den Strich<), die - über den umfassenden Empathiedefekt hinausgehend - für eine gezielte und flächendeckende Widerlegung aller kindlichen Kontrollambitionen sorgen.
Es handelt sich somit um einen psychisch bzw. interaktiv bedingten und psychosomatisch vermittelten Tod."
"Der frühe Abschied - eine Deutung des Plötzlichen Kindstodes"
Arno Gruen, 1993, dtv