Psychopharmaka
Oberlandesgericht Frankfurt/Main fördert Ritalinumsatz
In einem Beschluss vom 17.6.2002 - 2 UF 67/2002 stellt der 2. Familiensenat in Kassel fest, dass jede Entscheidung über die elterliche Sorge einen staatlichen Eingriff in das Elternrecht bedeutet; dieser stehe unter dem Vorbehalt, daß der mit Verfassungsrang ausgestattete Grundsatz der Verhältnismäßigkeit gewahrt bleibe.
Trotzdem entzog der Senat dem Vater das Sorgerecht und stattete die Mutter dafür mit der alleinigen elterlichen Sorge aus. Der Vater hatte sich dagegen ausgesprochen, dass das Kind P. mit dem Psychopharmaka Ritalin behandelt wird, so wie es die Mutter wünscht.
Nun hätte sich der Senat durchaus einmal damit beschäftigen können, ob das inzwischen in die Kritik geratene Ritalin überhaupt geeignet ist, einem Kind zu helfen oder ob nicht statt dessen den Eltern nicht die Teilnahme an einer Familientherapie auferlegt werden sollte.
Beschluss veröffentlicht in "FamRZ", 2002, Heft 24, S. 1727-1728
"Zur Diskussion gestellt. Pharmakotherapie mit Ritalin oder Medikinet bei sogenannten AD(H)S"
Frank Paulus / Richard Hammer
in: "Motorik", 2002, Heft 2, S. 78-81
Die Autoren beschäftigen sich in sachlich ausgewogener Weise mit den Themen ADS und Ritalin. Sie kommen zu dem Schluss, dass unabhängig zum Für und Wider eine medikamentösen Behandlung auf eine Psychotherapie im Allgemeinen nicht verzichtet werden sollte.
Motorik
Zeitschrift für Motopädagogik und Mototherapie
ISSN 0170-5792
Redaktion: 05261-970970
Medikamentation statt Heilung
"... Wir kämpfen mit der Tatsache, daß die Psychiater ihre Medikamentation haben, die sie in gewissen Ausmaße unklug einsetzen, vor allem weil sie Standesinteressen haben, jetzt, wo sie wieder als Ärzte anerkannt sind. Wer mit Medikamenten arbeitet, untersucht den Patienten für fünf Minuten, schreibt ihm ein Rezept und entläßt ihn, und der Psychiater kassiert hundert oder hundertfünfzig Dollar nur für das Rezept. Der Patient kommt nach drei Monaten wieder für eine Nachuntersuchung und eine neues Rezept - was wieder hundert oder hundertfünfzig Dollar kostet. Und so geht das weiter. Derart rutschen die Psychiater dieser Tage die ökonomische Leiter nach oben, und es ist ihr Standesinteresse, es so zu belassen. ein ganzer Berufsstand, der Berufsstand der Psychiater, hat darum nichts mehr mit Psychotherapie am Hut, sondern konzentriert sich darauf, alles von milder Neurose bis tiefer Psychose medizinisch zu behandeln. Für einen Psychiater bedeutet es einen finanziellen Verlust, wenn er Psychotherapie durchführt, es sei denn, er macht Psychotherapie mit sehr reichen Leuten, denen er eine sehr hohe Rechnung schicken kann."
Elliot Shapiro, Gestalttherapeut
in "Gestaltkritik - Die Zeitschrift für Gestalttherapie", 2/2002, www.gestaltkritik.de
Wenn man sich heute mal so umhört, wieviele Kinder in Deutschland mit Psychopharmaka "behandelt" werden, muss man sich fragen, was hier eigentlich los ist und ob die Erwachsenen, einschließlich der verschreibenden Ärzte überhaupt wissen, was sie den Kindern antun. Die Modedroge scheint Ritalin zu sein. angeblich hilft sie gegen das sogenannte Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrome ADS, bzw. gegen Hyperaktivität.
Abgesehen von den Fällen medikamentöser Kindesmisshandlung, wo Kinder Medikamente schlucken müssen, obwohl sie gar kein Leiden haben, gegen das das Medikament angeblich helfen soll, betreiben Eltern (meist die Mütter) eine gnadenlose Augenauswischerei, wenn sie so tun, als ob Aufmerksamkeitsstörungen und Hyperaktivität ihrer Kinder nicht mit den konkreten Bedingungen in Elternhaus, Schule und der Beziehung zwischen Mutter und Vater zu tun hätten.
Wer wirklich etwas für seine Kinder tun will, geht den Dingen auf den Grund. Dabei helfen aber keine Pillen, sondern sinnvoller Weise konfliktklärende professionelle Angebote wie Familienberatung, Familientherapie, Paar- oder Einzeltherapie.