Richtersuizid
Trauer um Berlins engagierteste Jugendrichterin Kirsten Heisig (†48) Ihr härtestes Urteil fällte sie über sich selbst
Von MATTHIAS BECKER und PETER ROSSBERG
Das Hoffen war vergebens: Die seit vergangenem Montag vermisste Berliner Richterin Kirsten Heisig (48) ist tot. Eine Polizistin fand ihre Leiche im Tegeler Forst. Nur rund 200 Meter entfernt von ihrem Auto.
Die sonst so starke Frau, die durch ihren engagierten Kampf gegen die Jugendkriminalität bekannt geworden war, hatte sich an einem Baum erhängt. Die Obduktion schloss jegliches Fremdverschulden aus. Doch was trieb diese Frau zu diesem Schritt? Eines scheint klar, es gab zwei gänzlich unterschiedliche Seiten der Richterin.
Durch ihr Engagement gegen Gewalt wurde sie bundesweit bekannt. Sie war beliebter Gast in zahlreichen Talkshows, ihre klaren Positionen waren gefragt. Sie galt als fleißig, zielstrebig und mutig. Diverse Medien porträtierten die starke Frau in den letzten Jahren. Auch unter Kollegen war sie äußerst beliebt. Als lebenslustig, fußballbegeistert und couragiert beschreiben sie viele. Noch am Tag ihres Verschwindens habe sie letzte Korrekturen für ihr geplantes Buch übermittelt, so eine Sprecherin des Verlags Herder.
Bekannte gehen davon aus, dass persönliche Probleme das Motiv für die Verzweiflungstat waren. Vermutlich litt sie an schweren Depressionen, der oft verdrängten, gefährlichen Volkskrankheit. Nach BILD-Informationen soll sich Kirsten Heisig zuletzt in therapeutischer Behandlung befunden haben. Ermittler fanden in ihrem Auto ein Rezept für ein sehr starkes Psychopharmakon. Vor einiger Zeit hatte sie bereits einen Suizidversuch unternommen. Engen Arbeitskollegen erzählte sie davon.
Die Richterin lebte in Scheidung, die beiden Töchter (13, 15) wohnten unter der Woche beim Vater, am Wochenende bei der Mutter. So wie an dem Wochenende vor ihrem Verschwinden. Da besuchte sie mit ihren Kindern noch ein Schulfest.
Vermisst
Jugendrichterin Kirsten Heisig tot aufgefunden
Sonntag, 4. Juli 2010 16:03 - Von Michael Behrendt, Peter Oldenburger und Steffen Pletl
Die bundesweit bekannte Berliner Jugendrichterin Kirsten Heisig ist tot. Polizisten entdeckten ihre Leiche nach tagelanger Suche nahe dem Fundort ihres Autos. Die Untersuchung ergab: Die Juristin beging Selbstmord.
Die prominente Berliner Jugendrichterin Kirsten Heisig hat sich selbst getötet. Bei der Obduktion sei ein Fremdverschulden am Tod der 48-Jährigen ausgeschlossen worden, teilte Staatsanwaltssprecher Martin Steltner am Sonntag mit. Weitere Einzelheiten nannte er nicht.
Nach tagelanger Suche hat die Polizei die Leiche der seit Montag vermissten Juristin gefunden. Die Tote sei am Sonnabend 13.45 Uhr in der Nähe des Fundortes von Heisigs Auto in einem Waldstück der Nähe der Straße Elchdamm im Stadtteil Heiligensee entdeckt worden. Das bestätigte Polizeisprecher Frank Millert, ohne zunächst Angaben zur Identität der gefundenen Person zu machen. Allerdings würden die Kleidungsstücke darauf hindeuten, dass es sich bei der Toten um die vermisste Richterin handelt. Spuren einer Fremdeinwirkung, die zum Tode führten, seien dem Augenschein nach nicht erkennbar gewesen. Möglicherweise hat Kirsten Heisig sich erhängt. Darauf deuten Informationen der Berliner Morgenpost hin. Noch am Abend wurde die Leiche obduziert.
Richterin Kirsten Heisig setzt sich für eine schnelle Ahndung von Jugendkriminalität ein – sie entwickelte das "Neuköllner Modell“
Foto: Martin Lengemann
Die Erfinderin des Neuköllner Modell ist tot - Berlin trauert um Kirsten Heisig Am Sonnabend waren noch im Reinickendorfer Ortsteil Heiligensee fünf Trupps mit Leichenspürhunden im Einsatz. Gegen 8.30 Uhr war die Suche wieder aufgenommen worden. Dabei wurde zunächst auf einem 15 Hektar großen Getreidefeld nach der Richterin gesucht. Am Freitagabend hatten speziell ausgebildete Spürhunde die Beamten zu dem Feld geführt, das sich mehr als einen Kilometer entfernt von der Stelle befindet, wo das Auto der 48-Jährigen abgeschlossen und geparkt entdeckt worden war. „In der Nacht war dort ein Hubschrauber der Bundespolizei mit Wärmekamera eingesetzt worden“, sagte ein Polizeisprecher. Der Einsatz war erst in der Nacht gegen 0.30 Uhr beendet.
Nachdem zunächst unterschiedlich spezialisierte Spürhunde keine Erkenntnisse brachten, stieg erneut ein Helikopter über dem Getreidefeld auf. Aus geringer Höhe wurden zahlreiche Fotos geschossen und anschließend ausgewertet. Anschließend wurde nach Polizeiangaben eine an der Ruppiner Chaussee stationierte Einsatzhundertschaft zur Suche in einen Teil des Feldes geschickt, der vom Hubschrauber nicht so gut einsehbar war. Die Beamten bildeten eine Kette und suchten mit Stöcken, bahnten sich dabei einen Weg durch die hoch gewacgsene Vegetation.
Später ging die Suche entlang der Heiligenseestraße weiter, wobei sich die Suchtrupps in Richtung Elchdamm bewegten. Zwischen dem Schauflerpfad und der Heiligenseestraße ließ die Einsatzleitung einen Teil des Elchdammes und ein größeres angrenzendes Waldstück vorübergehend absperren. Nach Angaben von Polizeisprecher Burkhard Opitz sollte die Suche der Beamten dort ungestört und ohne Anwesenheit von Passanten und Joggern vorangetrieben werden. Dazu mussten die Anwohnerstraßen frei gehalten werden. In den frühen Abendstunden sollten die Spürhunde, nach einer ausgedehnten Erholungspause, erneut die Arbeit aufnehmen. Stattdessen wurde – beinahe überraschend – der Leichnam entdeckt. Bis zuletzt war gehofft worden, die couragierte und sportliche Frau unversehrt zu finden.
Bereits am Montag war die plötzliche Abwesenheit von Frau Heisig in ihrer Dienststelle am Amtsgericht Tiergarten aufgefallen. Am gleichen Tag war sie nach Polizeiangaben abends noch bei Verwandten in Reinickendorf gewesen. Ihnen war den Ermittlern zufolge an Kirsten Heisigs Verhalten nichts Ungewöhnliches aufgefallen. Auch habe sie keinerlei Andeutungen über persönliche Probleme gemacht. Am Dienstag hatte dann ihr Ehemann, ebenfalls ein Jurist, Kirsten Heisig als vermisst gemeldet. Justizsenatorin tief erschüttert
Die Richterin war mit ihrem konsequenten Vorgehen gegen kriminelle Jugendliche bekannt geworden. Sie war für den Problembezirk Neukölln zuständig. „Wir in Neukölln haben eine kluge Ratgeberin und gute Freundin verloren“, sagte gestern der sichtlich geschockte Bezirksbürgermeister von Neukölln, Heinz Buschkowsky (SPD), der mit der Richterin gut befreundet war. „Das ist eine so tragische Geschichte, Frau Heisig war so ein lebenslustiger Mensch“, sagte Buschkowsky. Ihr Tod sei für ihn unfassbar. „Mir werden die Diskussionen mit ihr sehr fehlen“, sagte der Bezirkschef, der mit der 48-Jährigen mehrere Reisen nach London, Rotterdam und in andere Großstädte unternommen hatte, um sich dort über die Integration jugendlicher Migranten zu informieren.
Justizsenatorin Gisela von der Aue (SPD) sagte: „Ich bin tief erschüttert über ihren Tod. Mein Mitgefühlt gilt ihrer Familie, die jetzt mit dem schrecklichen Gefühl fertig werden muss.“ Die Senatorin hatte die Presse in die Justizverwaltung geladen, um die Spekulationen zu beenden und das Wirken der Jugendrichterin zu würdigen. „Kirsten Heisig war eine außerordentlich engagierte und mutige Richterin. Sie hat sich große Verdienste im Kampf gegen die Jugendkriminalität erworben, insbesondere im Bereich der Gewaltkriminalität.“
In ihrer unerschütterlichen und beharrlichen Art sei sie persönlich in Schulen, Jugendämter und zu Eltern gegangen, um dort ihre Anliegen zu vertreten. Sie habe es geschafft, Strafsachen auf einem kurzen Weg zu ahnden und die Verfahren damit zu beschleunigen. „Kirsten Heisig hat sich nie gescheut, unbequeme Wahrheiten auszusprechen. Unser Auftrag wird es sein, ihr Anliegen weiterzuführen. Wie werden sie sehr vermissen“, sagte die Senatorin.
Mit großer Bestürzung reagierte CDU-Chef Frank Henkel: „Ich bin zutiefst erschüttert und frage mich, welche menschliche Tragödie dahinter steckt. Mein ganzes Beileid gilt jetzt der Familie.“
Ramona Pop und Volker Ratzmann, Fraktionsvorsitzende der Grünen, würdigten Heisigs Verdienste: „Kirsten Heisig war eine streitbare und engagierte Richterin. Mit großem Einsatz hat sie sich dem Problem der Jugendkriminalität gewidmet. Mit ihrem Namen ist die Entwicklung des sogenannten Neuköllner Modells verbunden. Das ist das beschleunigte Gerichtsverfahren gegen junge Straftäter, das in ganz Berlin umgesetzt wird und bundesweit Beachtung findet.“
Suche nach Neuköllner Jugendrichterin weiter erfolglos
Suchtrupp in einem Waldstück am Heiligensee. - Foto: dpa
Update Die Neuköllner Jugendrichterin Kirsten Heisig bleibt verschwunden. In der Nacht zum Samstag wurde sogar noch ein Hubschrauber eingesetzt - ohne Erfolg. Die Hinweise auf einen Suizid verdichten sich.
In der Nacht zum Samstag wurde die Suche nach der verschwundenen Neuköllner Richterin Kirsten Heisig vorerst ohne Ergebnis abgebrochen. Am Freitagnachmittag hatte die Polizei ein großes Areal im Tegeler Forst am Nordrand Berlins durchkämmt. Ohne Erfolg, sagte eine Polizeisprecherin. Nach einer Pause für die Spürhunde wurde gegen 19 Uhr die Arbeit wieder aufgenommen. Die Einsatzkräfte bewegten sich mit ihren Hunden durch den Wald in Richtung Hennigsdorf im Nachbarland Brandenburg. Zeitgleich wurde einem Polizeisprecher zufolge die Suche am Freitag auf die Umgebung der Bahnstrecke S25 zwischen Tegel und Hennigsdorf ausgeweitet. Etwa 60 Polizisten waren im Einsatz. Als auch diese Suche erfolglos blieb, überflog die Polizei in der Nacht das Gebiet mit einem Hubschrauber. Tagsüber war die Suche aus der Luft mit einer Wärmebildkamera wegen der hohen Temperaturen nicht möglich gewesen. Doch auch mit dem Hubschrauber fanden die Beamten nichts.
Am Donnerstag waren noch sogenannte Leichenspürhunde zum Einsatz gekommen, die zusammen mit Dutzenden Polizisten das Areal durchkämmten. Am Freitag hingegen setzte die Polizei Men-Trailing-Hunde ein. Die neuen Hunde sind speziell auf den Geruch der Vermissten abgerichtet. Sie sollen die Richtung zeigen, „in die die Person gelaufen sein könnte“, hieß es. Die Polizei erhofft sich anhand des Verlaufs der Spur ein genaues Bewegungsbild anfertigen zu können.
Dass die Vermisste die bekannte Neuköllner Jugendrichterin Kirsten Heisig ist, will das Landeskriminalamt offiziell noch immer nicht bestätigen. In Justizkreisen gab es allerdings keinen Zweifel daran, dass es sich um Heisig handelt. Die Richterin soll zuletzt am Montagabend im selben Bezirk Reinickendorf gesehen worden sein. Dort hatte sie Bekannte besucht.
Gefragte Gesprächspartnerin. Kirsten Heisig wurde 1961 in Krefeld geboren und studierte Jura an der Freien Universität. 1990 trat sie in den Justizdienst ein, arbeitete zunächst... - Foto: dpa
Hinweise auf einen Suizid verdichten sich
Am Mittwoch gegen 14 Uhr war das Auto der Richterin in der Heiligenseestraße gefunden worden. Der Mazda war Ermittlern zufolge ordnungsgemäß abgestellt und offenbar nicht durchwühlt worden. Anhaltspunkte für eine Entführung oder ein Gewaltverbrechen gibt es weiterhin nicht, sagten Beamte. Das Handy der Richterin ist ausgeschaltet. Hinweise auf einen möglichen Suizid verdichten sich. Ein ehemaliger Weggefährte der Richterin bestätigte dem Tagesspiegel, dass die Frau in psychologischer Behandlung gewesen sei. Möglicherweise habe sie sich beruflich zu sehr unter Druck gesehen.
Heisig setzte sich für Schnellverfahren gegen kriminelle Jugendliche ein
Als Jugendrichterin hatte Heisig vor allem mit bereits mehrfach kriminell aufgefallenen Jugendlichen, meist zwischen 14 und 18 Jahren, aus den Problemkiezen in Neukölln zu tun. Die Juristin ist durch das von ihr konzipierte Neuköllner Modell bekannt geworden. Ziel des Modells ist eine schnell auf die Tat folgende Gerichtsverhandlung – maximal nach vier Wochen. Folgen etwaige Strafen erst Monate oder Jahre nach einem Vergehen, gilt die pädagogische Wirkung des Urteils als schwach. Für Schnellverfahren kommen nur Fälle in Betracht, bei denen als Strafe maximal ein Arrest von vier Wochen zu erwarten ist. Häufiger werden jugendliche Täter nach dieser Verfahrensweise mit Arbeitsstunden oder dem sogenannten Täter-Opfer-Ausgleich belegt. Außerdem sollen nur Taten nach dem Neuköllner Modell behandelt werden, bei denen die Beweislage eindeutig und übersichtlich ist. Umfangreiche Zeugenbefragungen, wie nach Schwerverbrechen üblich, scheiden aus. Nach großer Resonanz wird das Neuköllner Modell seit Juni in ganz Berlin angewandt.
02.07.2010
http://www.tagesspiegel.de/berlin/polizei-justiz/suche-nach-neukoellner-jugendrichterin-weiter-erfolglos/1872862.html;jsessionid=049949AEF9C0B43B56B70E978FCD99A6
Nürnberg
Richter erhängt sich im Justizgebäude
Im Treppenhaus des Nürnberger Justizgebäudes hat sich ein 47-jähriger Richter erhängt. Alles deute auf einen Suizid hin, sagte Justizsprecherin Ilonka Mehl. Schon seit längerem hätte es Zweifel an an der Dienstfähigkeit des Richters gegeben, sagte die Richterin.
Ein 47-jähriger Richter hat sich in der Nacht zum Montag im Treppenhaus des Nürnberger Justizgebäudes erhängt. Wegen psychischer Probleme habe ihm die Entlassung aus dem Dienst gedroht, sagte Justizsprecherin Ilonka Mehl. Der alleinstehende Kollege habe eine Notiz hinterlassen. „Alles deutet darauf hin, dass es Suizid war.“
Der Richter war Beisitzer in einer Zivilkammer des Landgerichts und bearbeitete vor allem Verkehrsprozesse. Aber es habe seit längerer Zeit Zweifel an seiner Dienstfähigkeit gegeben, sagte die Richterin. Eine stationäre Behandlung seiner psychischen Probleme blieb demnach erfolglos. Trotz Entlastung habe er sein Arbeitsreferat nicht mehr bewältigen können. Deshalb sei eine amtsärztliche Untersuchung seiner Dienstfähigkeit eingeleitet worden, die zu seiner vorzeitigen Pensionierung hätte führen können, sagte die Sprecherin. Am Sonntagabend kam der Mann ins Gericht. Der Wachdienst fand ihn später bei einem Kontrollgang.
gxb/apn
01.03.2010
Dienstag, 1. April 2008
(Chemnitzer Morgenpost)
Gerichtsdirektor erschoss sich mit seinem Revolver
Freibergs Amtsgerichtsdirektor Hans-Joachim Herrmann nahm sich das Leben. Foto: Müller
FREIBERG - Hat ihn eine schwere Krankheit in den Tod getrieben? Der Direktor des Amtsgerichts Freiberg, Hans-Joachim Herrmann (63), hat sich am Wochenende erschossen.
Wie die Staatsanwaltschaft Chemnitz gestern mitteilte, hat Herrmann sich Sonnabendnachmittag mit seinem eigenen Revolver das Leben genommen. Der Richter wurde im Garten seines Hauses in Frankenstein bei Freiberg gefunden. Er hinterlässt eine Lebensgefährtin. „Wir haben die Nachricht mit großer Betroffenheit aufgenommen“, so sein Stellvertreter, Richter Wolfgang Blümbott (48).
Herrmann war schon seit Anfang 2007 krank: Im Januar hatte er einen schweren Skiunfall gehabt, von dem er sich wochenlang erholen musste. Im Mai dann der neue Schicksalsschlag: eine tückische Krankheit, die nach und nach zum körperlichen Verfall des lebenslustigen und geselligen Mannes führte. Er war seitdem krankgeschrieben, verlor viel Gewicht. Zugleich wurde er immer verschlossener. Kollegen und Freunden verriet er nichts über sein rätselhaftes Leiden.
Herrmann war seit 1993 Direktor des Freiberger Amtsgerichts. Er stammte aus München, kam nach der Wende als Staatsanwalt nach Chemnitz. 1993 ging er nach Freiberg. Dort übernahm er neben seinem Posten als Amtsgerichtsdirektor auch den Vorsitz des Jugendschöffengerichts. Er verurteilte viele junge Straftäter, vor allem auch aus der rechten Szene, die wegen massiver Körperverletzungen und ähnlichen Delikten auf der Anklagebank saßen. Der begeisterte Skifahrer und Segler engagierte sich auch als Mitglied des Freiberger Lions-Clubs (war 1999/2000 dessen Vorsitzender) für soziale Zwecke. (dkl)
http://www.sz-online.de/nachrichten/artikel.asp?id=1787559
Hans Berger (Neurologe)
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Hans Berger (* 21. Mai 1873 in Neuses bei Coburg; † 1. Juni 1941 in Jena) war ein deutscher Neurologe und Psychiater; er war der Entwickler der Elektroenzephalographie (EEG).
Inhaltsverzeichnis
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* 1 Leben
* 2 Bergers Weg zum Elektroenzephalogramm
* 3 Würdigung von Bergers Verdienst
* 4 Siehe auch
* 5 Schriften
* 6 Literatur
* 7 Weblinks
* 8 Einzelnachweise
Leben [Bearbeiten]
Wohnhaus Steinweg 32, in Coburg
Hans Berger wurde als Sohn des Arztes Paul Friedrich Berger, Direktor des Coburger Landkrankenhauses, geboren. Sein Großvater war der Dichter und Orientalist Friedrich Rückert. Berger besuchte das Gymnasium Casimirianum in Coburg, wo er 1892 das Abitur in allen Teilen mit sehr gut bestand. Danach studierte er seinen Neigungen entsprechend zunächst Mathematik und Astronomie in Berlin, wechselte dann zum Medizinstudium über, das ihn von Berlin über Jena, wo er Mitglied er Burschenschaft Arminia auf dem Burgkeller wurde, Würzburg, und Kiel schließlich wieder nach Jena führte (1893–1897), wo er auch promovierte.
In Jena begann Hans Berger 1897 seine ärztliche Tätigkeit als Assistent an der Psychiatrischen Klinik unter der Leitung von Otto Binswanger. Sein zuständiger Oberarzt zu jener Zeit war Theodor Ziehen. 1901 habilitierte er sich mit einer Arbeit Zur Lehre von der Blutzirkulation in der Schädelhöhle des Menschen, namentlich unter dem Einfluß von Medikamenten. Diese Klinik verließ Berger nicht mehr, er rückte 1912 zum Oberarzt und 1919, als Nachfolger Binswangers, zum Direktor der Psychiatrischen Klinik und ordentlichen Professor auf.
1927/28 bekleidete er das Amt des Rektors der Jenaer Universität. Seine Rektoratsrede Über die Lokalisation im Großhirn stellt eine Art wissenschaftliches Glaubensbekenntnis dar.
Hans Berger, der förderndes Mitglied der SS war,[1] wurde im Jahre 1938 emeritiert. Damit endete auch seine Tätigkeit als ärztlicher Beisitzer am Erbgesundheitsobergericht Jena, wodurch er an den Zwangssterilisationen im nationalsozialistischen Deutschland mitwirkte.[2] Nach Ausbruch des 2. Weltkrieges wurde ihm 1939 nochmals die Klinikleitung kommissarisch übertragen. Als ihn 1941 der NS-Rassenhygieniker Karl Astel bat, erneut am EGOG tätig zu werden, antwortete Berger am 4. März 1941: "Ich bin sehr gerne bereit, wieder als Beisitzer beim Erbgesundheitsobergericht in Jena mitzuwirken und danke Ihnen dafür." Zum Einsatz kam es nicht mehr.
Am 1. Juni 1941 nahm sich Hans Berger im Südflügel II der Medizinischen Klinik in Jena zwischen 4:20 und 7 Uhr in einem Anfall von Schwermut durch Erhängen das Leben. Er wohnte zuletzt im Sanatorium für Nervenkranke in Bad Blankenburg, dessen Leiter er war. In Jena wurde er begraben.[3]
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http://de.wikipedia.org/wiki/Hans_Berger_%28Neurologe%29