Susanne Heynen
06.02.2008
Jugendschutz: Kinder werden häufig zum Umgang mit ihrem gewalttätigen Vater verpflichtet
Kinder gewalttätiger Väter bleiben nach der Scheidung der Eltern meist bei der Mutter. Dennoch nötigen Justiz und Jugendbehörden die Kinder häufig, sich mit dem Vater zu treffen. Dieser Umgang kann zu Belastungen und evtl. Traumatisierungen führen, diagnostiziert Dr. Susanne Heynen, Leiterin des Jugendamts Karlsruhe. Selbst ein Treffen in Anwesenheit eines Betreuers ist "wenig erfolgversprechend."
Die Diplom-Psychologin beschreibt die Problematik: "Im Zusammenhang mit Umgangs- und Sorgerechtsregelungen werden die Familien mit einem System konfrontiert, welches sich zwar am Kindeswohl orientiert, dieses aber primär als Aufrechterhaltung der Bindung zu den biologischen Eltern definiert.
Dies gilt relativ unabhängig von elterlicher Verantwortung, kindgerechter Umgangsgestaltung und Motivation. Dabei wird nicht die Qualität der Bindung, sondern nur die biologisch gegebene Bindung betrachtet, was dazu führen kann, dass Kinder nicht vor belastenden Bindungserfahrungen geschützt werden.
Unter Umständen werden Frauen dazu gezwungen, auch Säuglinge einem ihnen gegenüber gewalttätigen Vater zu überlassen."
Literaturhinweis:
Susanne Heynen: Langzeitfolgen häuslicher Gewalt - Risiken des Umgangs zwischen gewalttätigem Vater und Kind.
in: Kindesmisshandlung
und Vernachlässigung 2/2007, S. 65-85
www.pabst-publishers.de/aktuelles/138.htm
Kommentar Väternotruf:
Warum sich Frau Susanne Heynen nicht auch zu der Problematik gewalttätiger Mütter äußert weiß wohl ganz allein nur sie. Vielleicht gibt es in Karlsruhe keine gewalttätigen Mütter, das würde uns sehr freuen, wenn gleich es sehr unwahrscheinlich ist.