Ungewollte Vaterschaft
ZDF, Dienstag, 30.03.2010
Magazin/Dokumentation 22:15 - 22:45 Uhr
Väter wider Willen ... und trotzdem Ja zum Baby
Deutschland 2010
Geborgenheit, Orientierung, Stärke - das will jeder gute Vater seinem Kind mit auf den Weg ins Leben geben. Eine erfüllte Ehe mit der Kindesmutter ist dafür heutzutage schon längst keine Voraussetzung mehr, ganz im Gegenteil: Besuchszeitenregelung und Sorgerechtdiskussionen, so sieht der Alltag vieler Väter aus. Besonders hart trifft es dabei jene Männer, die wie aus heiterem Himmel mit einer Schwangerschaft konfrontiert werden.
Als Kind war Steve vom eigenen Vater misshandelt worden und als Erwachsener stets darauf bedacht, nie ein Kind zu zeugen. Zu groß war die Angst, den eigenen Ansprüchen nicht gerecht zu werden. Seine Ex-Freundin kannte seinen Standpunkt und versicherte ihm zu verhüten. Zwei Monate später erfuhr er, dass er Vater werden würde. Für ihn brach eine Welt zusammen, Suizidgedanken quälten ihn monatelang. Doch sein Verantwortungsgefühl überwog, der gebürtige Berliner kündigte seinen neuen, vielversprechenden Job in Großbritannien und zog in die Stadt der Kindesmutter, nach Köln. Diese merkte schnell, dass er keine Beziehung mit ihr, sondern nur seinen Vaterpflichten nachkommen wollte, und sie brach daraufhin den Kontakt ab. Das Kind gehöre nur ihr ganz allein, von Steve wolle sie nichts, kein Geld, keine Unterstützung.
Auch Phillip spielt lediglich die Rolle des Erzeugers. Vier Jahre lang hatte er die Frau schon nicht mehr gesehen, dann entdeckte er sie zufällig wieder im Internet. In der ersten gemeinsamen Nacht wurde die Tochter gezeugt. Philipp macht gerade eine Ausbildung, sein Geld reicht kaum, um den Unterhaltspflichten nachkommen zu können. Aber viel schwerer wiegt für ihn, dass die Kindesmutter ihm sein Kind vorenthalten möchte. Für Philipp kommt das einem persönlichen Versagen gleich.
Zwei Wochenenden im Monat darf Marc dagegen Zeit mit seinen beiden Kindern verbringen. Er hängt an seinen Kindern, auch wenn die Umstände ihrer Geburt tiefe Narben hinterlassen haben. Er hatte von diesen seltenen Fällen gehört, wo eine Frau trotz Pille schwanger werden kann. So konnte er beim ersten Kind den Schock überwinden, die Liebe zu seiner Freundin überwog, und schließlich wollte er als angehender Lehrer ja Kinder haben, es war nur schlicht zu früh. Von da an benutzte er nur noch Kondome, wäre dabei aber nie auf die Idee gekommen, dass er diese auch selbst entsorgen müsste. Das zweite Kind kam auf die Welt.
Eine ungewollte Vaterschaft ist ein tiefer Einschnitt im Leben eines Mannes; er muss sich nicht nur der Verantwortung stellen, sondern sich auch auseinandersetzen mit dem Vertrauensbruch, dem Gefühl, hereingelegt worden zu sein.
Öffentlich darüber zu sprechen, erscheint als Makel, als Kapitulation vor dem eigenen Lebensentwurf. Besonders schwer wiegt dabei der fehlende Kontakt zum eigenen Kind. Er löst in den Männern Konflikte aus, für die sie nur mühsam eine Lösung finden.
'37°' begleitet Steve, Phillip und Marc in ihrem Alltag. Sie erzählen vom ersten Schock, aber auch von der gleichzeitig aufkommenden Freude über ihre Vaterschaft. Und darüber, wie sie sich in ihre neue Rolle als Vater eingefunden haben und wie sie versuchen, ihre Zukunft ohne Gewissensbisse, Zweifel und Ängste zu gestalten.
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