Unwort des Jahres

Einelternfamilie


 

 

Einelternfamilie I 

 

Eltern heisst "die Älteren". Eltern ist von daher nur in der Mehrzahl zu gebrauchen. Es gibt einen Elternteil, entweder Vater oder Mutter, der Begriff zeigt dass beides nur komplementär gesehen werden kann.

Einelternfamilie ist genauso unmöglich wie Eingeschwisterkind, Einbruder, Einschwester, Ein-Menschenmenge, Ein-Ehepaar,   Ein-Laub, Ein-Regen.

Vielleicht gibt es eine Mutter-Familie und eine Vater-Familie. Es gibt auch einen Nordpol und einen Südpol, an der Batterie einen Plus- und einen Minuspol, aber es existiert keines dieser Pole für sich.

 

 

 


 

Einelternfamilie II

Die "Einelternfamilie" ist eine Worterfindung von "Erwachsenen", vornämlich Frauen, die es offenbar nicht verkraften können, in einer ihrer Meinung nach "unvollständigen" Familie, bzw. "Restfamilie" leben zu müssen. Da aber wohl ihre uneingestandene Sehnsucht in einer "richtigen Familie" zu leben - ein Familienideal, dass sie in ihrer Kindheit nicht erfahren haben oder meinen nicht erfahren zu haben -  befriedigt werden soll, wird die "Einelternfamilie" kreiert. Eine Familie, in der es per Definition keine Elternkonflikte gibt, das es ja nur einen Elternteil gibt, der zur Familie gezählt wird.

Das Wort Einelternfamilie ist schon eine grammatikalische Unmöglichkeit an sich, denn "Eltern" sind immer zwei. Wenn schon dann könnte man bei Bedarf vielleicht das Wort "Elter" kreieren, es könnte dann heißen: "der Elter kam heute zum Elternabend in die Schule", wenn der Vater kommt oder "die Elter kam heute zum Elternabend in die Schule", wenn die Mutter gekommen ist.

Dass selbst studierte Leute, sogar ProfessorInnen und hochbezahlte MitarbeiterInnen aus dem Bundesfamilienministerium sich einer derart absurden Sprache bedienen, macht die Sache nicht leichter, sondern zeigt wohl nur wie es um die auch sprachliche Kompetenz dieser Menschen bestellt ist.

Dass das Bundesfamilienministerium eine derartige Sprachverwirrung noch finanziell unterstützt ist eine logische Folge daraus.

 

9.12.01

 


 

"Allein erziehend - Tipps und Informationen"

 

eine Broschüre des Verband alleinerziehender Mütter und Väter Bundesverband e.V. (VAMV)

in 13. überarbeiteter Auflage 2001 erschienen

 

Wenn man mal die ideologischen Fixierungen auf sogenannte "Einelternfamilien" und "alleinerziehend" als seligmachende Lebensform absieht, kann die Broschüre auch von getrennterziehenden (und "entsorgten") Vätern und Mütter mit Informationsgewinn gelesen werden.

Hier mal ein ideologischer Bonbon aus dem Vorwort:

"Liebe Alleinerziehende, liebe Einelternfamilien,

wenn Sie dieses Buch in die Hand bekommen, leben Sie wahrscheinlich erst seit kurzem in einer Einelternfamilie ... Für mich ist diese Lebensform die schönste, die ich bisher erlebt habe. ...

Ihre Bundesvorsitzende Carola Schewe"

Schön wäre es, wenn der Geldgeber für diese Broschüre, das Bundesfamilienministerium (das ja bekanntlich auch aus Steuermitteln von getrennt lebenden Vätern finanziert wird), den VAMV auffordern würde bei der 14. Auflage die gröbsten ideologischen Peinlichkeiten wie obige aus dem Buch zu tilgen.

 

Die Broschüre ist zu erhalten bei den VAMV-Kontaktstellen oder über Internet:

 www.vamv-bundesverband.de

 


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