Väter und Nationalsozialismus


 

 

Der Führer

Dabei "betonte der Führer (Adolf Hitler) mit aller Entschiedenheit, daß nicht die Sorge für das Wohl des Kindes in erster Linie ausschlaggebend sei, sondern das ethische Recht der Mutter auf das Kind"

zitiert nach Schubert, Das Familien- und Erbrecht unter dem Nationalsozialismus, 1993, 703,704

 

 


 

 

"Die vaterlosen 68er und ihr Erbe"

Otto Felix Hanebutt

ISBN 3-89670-306-4

€ 24,90

Carl Auer-Systeme Verlag

 

 

 

Der Bruch der 68er mit der Vatergeneration, die den 2. Weltkrieg und die NS-Zeit mitgetragen hatte, führte zu einer Vaterlosigkeit in der ganzen Republik. Das Fehlen der Vorbilder ging einher mit Verlust und Zerstörung kollektiver und nationaler Mythen und ihren Entsprechungen in Familien- und Überlebensmythen.

Der Autor konstatiert als Folge dieser kollektiven Traumatisierung Störungen in der Identitätsentwicklung der einzelnen Familienmitglieder: Denn Vorbilder werden gebraucht. Die Suche nach ihnen - so Hanebutt - lässt eine zunehmende Hinwendung nach rechtskonservativen Werten vermuten. Er sieht darin einen Ausdruck des Protestes gegen den •Verrat– der Väter an den nationalen Werten und Mythen. Sein spannender Untersuchungsansatz bietet erstaunliche und hilfreiche Erklärungsmuster für dieses brisante gesellschaftspolitische Thema.

 


 

 

Friedrich Heinze (1934 oder 1935?) mit seiner Tochter Katrin, geboren am 16.7.1932:

 

Geburtstagsbrief von Friedrich Heinze, politischer Häftling der Nationalsozialisten, aus dem Zuchthaus Bautzen am 13.7.1935 an seine Tochter Katrin:

Liebe kleine Katrin,

Vorerst meinen herzlichsten Glückwunsch zum Geburtstag alles Gute, alles Schöne, viel Schokolade und viel Bonbons

wünscht Dir der Papa. Das (auf dem Bild) soll eine Amsel sein. die ist nämlich aus unserem Hof. die kommt uns öfter besuchen. sie hat gar keine angst und kommt immer ganz dicht an uns ran. Dann legt sie den Kopf schief und äugt uns von unten an. Vielleicht nimmt sie uns aber auch gar nicht für gefährlich, weil sie weiß daß von den Männern, die da jeden Tag ohne ein Wort im Viereck herumlaufen, keiner einen Schritt aus der Reihe tut. Ich habe sie jedenfalls beauftragt nach Jena zu fliegen und der Katrin einen schönen Gruß zu bringen. Wenn ihr aber eine Amsel seht, ist sie´s sicherlich. Auf deine Briefe, die mich nicht erreichten, muß ich Dir leider mitteilen, daß ich noch nicht heimkommen kann. An der Tür von meinem Zimmer, da ist keine Klinke dran, kann man nicht aufmachen. Aber ich freue mich sehr, daß ihr nun nach Jena gefahren seid, so sehr als ob ich selbst eine Reise machen könnte. Noch schöner, absolut vollkommen wärs natürlich gewesen wenn ich mit Euch hätte fahren können -

aber das absolut Vollkommene ist eben so selten. Meine letzte Reise liegt nun schon über 3 Monate zurück und die war auch nur teilweise schön. Unser Privatwagen (Gefängniswagen) war so eng u. heiß, trotzdem es draussen schneite. Aber doch haben wir stundenlang an der kleinen vergitterten Luftklappe gestanden und mit ausgehungerten Augen durch einen Spalt die Landschaft betrachtet. Beim letzten Regen dacht ich daran - man müßte Euch kleine Gießkannen kaufen. Und nun hat das die Oma zur selben Zeit schon getan als ich daran dachte. ... Die Tante Leni wird sicher eine große Torte wieder backen. Wie gerne würde ich mein Stück selber davon essen, weil´s aber nicht sein kann, soll´s der Peter haben. Er hat mich so gedauert, das ihn das Pony getreten hat. Ernstlich hat´s ihm doch nichts geschadet? Bleibt alle recht gesund und munter und seid vielmals gegrüßt von Eurem

Fritz und Papa. 

 


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