Vaterschaft betriebswirtschaftlich


 

 

 

Vater werden ist nicht schwer, Vater sein dagegen sehr

wusste schon Wilhelm Busch zu sagen, der allerdings selber kinderlos war.

Männer (in seltenen Fällen auch Jungen) werden aus den unterschiedlichsten Gründen Vater.

Typ A1: Der Mann wird aus freien Stücken Vater. Die Familie bleibt zusammen.

Typ A2: Der Mann wird aus freien Stücken Vater. Die Familie trennt sich später, der Vater wird zum "Besuchsvater"

 

Typ B1: Der Mann wird Vater, um den Drängen der Partnerin  nachzugeben. Die Familie bleibt trotzdem zusammen.

Typ B2: Der Mann wird Vater, um den Drängen der Partnerin  nachzugeben. Die Familie trennt sich später, der Vater wird zum "Besuchsvater"

 

Typ C: Der Mann will Sex mit der Frau und nimmt dabei in Kauf, dass möglicherweise ein Kind gezeugt wird.

Typ D: Der Mann will nur einen One-Night-Stand mit der Frau und geht davon aus, dass die Behauptung der Frau, sie würde verhüten, stimmt. Die Frau hat es aber auf eine Schwangerschaft ankommen lassen.

Typ E: sonstige

 

Noch vor 100 Jahren waren es wohl neben der Freude am Sex ganz pragmatische Gründe, die zur Zeugung eines Kindes führten. Man brauchte billige Arbeitskräfte, z.B. auf dem Bauernhof, die Erbfolge musste gesichert werden und später die alten, nicht mehr arbeitsfähigen Eltern versorgt werden.

Und heute? Die Freude am Sex ist uns sicher erhalten geblieben, doch haben wir prinzipiell die Möglichkeit zu verhüten. Unsere individuelle Altersversorgung wird über die Sozialversicherung oder Sozialhilfe abgedeckt. Dafür zahlen wir Beiträge und Steuern. Bleibt eigentlich nur noch, dass wir Kinder als zu unserem Leben dazu gehörig fühlen, sie unserem Leben neben all der Anstrengung auch Freude und Sinnerfüllung geben.

Doch Vaterschaft ist gefährdet. Nicht selten trennen sich die Eltern und die Mutter, so sie denn alleinsorgeberechtigt ist, verzieht nach sonstwohin. Der Vater hat so nicht nur seine Frau verloren, sondern auch die Kinder, die er eventuell alle vier Wochen besuchen kann. Nicht selten muss er auch noch zermürbende Gerichtsprozeduren unternehmen, um seine Kinder sehen zu können. Geblieben ist ihm ungeschmälert allein die Pflicht zur Zahlung von Kindesunterhalt.

Und die sieht derzeit allein bis zur Volljährigkeit mindestens so aus:

6 Jahre a 12 Monate je 360 DM = 25.920 DM

6 Jahre a 12 Monate je 444 DM = 31.968 DM

6 Jahre a 12 Monate je 525 DM = 37.800 DM

 

Gesamt: 95.688 DM

 

Hat der Vater zwei Kinder beträgt die Summe 191.376 DM

 

Für den Vater vom Typ A 1 und B1 ist das emotional kein Problem.

Vater A2 und B2 muss neben der Summe auch noch die Umgangskosten bezahlen. Da er getrennt lebt, hat der Staat ihm alle steuerlichen Privilegien, so er sie vorher überhaupt hatte, gestrichen, das Kindergeld wird ihm nicht mehr angerechnet.

 

Vater Typ D ist am gekniffensten. Er wollte eigentlich nur mal Sex haben und zahlt dafür knapp 100.000 DM. Dafür hätte er vielleicht 1000 Mal zu einer Prostituierten gehen können. In 18 Jahren hätte er immerhin 55 mal eine Prostituierte besuchen können.  Also pro Woche ein Mal. Das ist mehr als in vielen Ehen überhaupt an ehelichen Geschlechtsverkehr abläuft.

 

Nun kann man mutmaßen, warum in Deutschland einerseits die Geburtenzahlen weiter fallen und andererseits sich das horizontale Gewerbe florierend entwickelt. Oder man behauptet ganz einfach, Deutschlands Frauen befänden sich im Gebärstreik - so kann man es ja auch sehen.

 

Philipp, 24.8.2001

 


 

 

DER SPIEGEL 17/2001

URL: http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,130797,00.html

 

Geschlechter

 

"Pausenlos donnern"

 

Der Kulturhistoriker Dietrich Schwanitz über Tragik und Triumphe im Männer-Dasein

 

 


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