Verstärkte Erwerbsobliegenheit

Kindesunterhalt


 

 

 

Verstärkte Erwerbsobliegenheit

So heißt das Zauberwort mit dem landauf landab in Deutschland, Trennungsväter von Behörden, Rechtsanwälten und Familienrichtern zur Arbeit und zum Geldverdienen angetrieben werden sollen. Von wegen Teilzeit arbeiten, erst Kohle ranschaffen für die Kinder, wenn es Not tut dann eben auch noch am Wochenende Zeitungsaustragen. 

 

Was, Sie fauler Hund, Sie wollen weiter in Hamburg wohnen bleiben, obwohl in Bayern im Wildbad Kreuth gerade ein Hausmeister für die Tagungsstätte der CSU gesucht wird? Na wir werden Sie schon Mores lehren, Sie bewegungsunfreudiger Mann. Unterhaltsklage wird sofort vom Beistand im Jugendamt eingereicht. Der Richter steht auf unserer Seite und dann werden Sie erst einmal zu fiktiven Unterhalt verdonnert. Wenn wir dann das Urteil haben, wird vollstreckt bis zum Sozialhilfeniveau, Sie fauler Sack.

Wir arbeiten hier jede Woche 40 Stunden im Jugendamt und Sie denken, Sie können sich aus der Leistungsgesellschaft ausklinken. Vielleicht noch eine Ayruveda Kur in Thailand machen wie unser Altbundeskanzler Kohl und die Monsterwelle überleben und dann den humanitären Spendensammler abgeben? solche Gefühlsduselei gibt`s bei uns nicht, hier bei uns im Jugendamt herrscht noch Zucht und Ordnung. 

 

Was Sie wollen Ihr Kind zur Hälfte der Zeit selber betreuen? Wo gibt`s denn so was? Das gab`s bei uns hier im Jugendamt Schwarzwald noch nie und so lange ich hier in der Abteilung Beistandschaften für Sie zuständig bin, wird`s das auch nie geben. Und überhaupt, wo soll denn so was hinführen, dann hat die Mutter die halbe Zeit gar nichts mehr zu tun und wird womöglich depressiv, weil ihr der Lebenssinn abhanden gekommen ist. Depressive Frauen gibt´s schon genug, fragen Sie mal meine Kollegin aus dem Sozialamt, mit der ich in der Mittagspause immer alle Fälle bespreche. Was Datenschutz? In unserem Amt gibt`s kein Datenschutz. Alle für einen einer für alle. Das machen wir schon immer so. Was, Sie wollen Dienstaufsichtsbeschwerde einreichen? Können Sie ruhig machen, können Sie gleich bei mir in den Papierkorb werfen, ist genau so wirksam, als wenn Sie es an meinen Chef schicken. Wir halten hier alle zusammen, Sie kleiner verstärkt unterhaltspflichtiger Fuzzi.

 

Und überhaupt. Wissen Sie wie viele Frauen bei uns im Landkreis schon seit Jahren in der Sozialhilfe sind und auch noch bis an ihr Lebensende dort bleiben werden? Es gibt einfach keine Jobs für diese armen Frauen, meistens sind es Mütter. Wir schicken Sie zwei mal im Jahr zur Weiterbildung, ist richtig teuer, und hinterher - gibt`s keine Jobs. Und wissen Sie auch warum? Weil lauter Männer die Jobs besetzen. Bei mir im Haus wohnt ein Mann, der besetzt gleich drei Jobs auf einmal. 40 Wochenstunden Arbeit als Gebäudereiniger, 5 Stunden Hausmeisterstelle und am Wochenende geht der auch noch 6 Stunden auf den Wochenmarkt Gemüse verkaufen. Ist auch so ein armes Würstchen - ein verstärkt unterhaltspflichtiger Vater. Setzt drei Kinder in die Welt, rackert wie blöde und kümmert sich nicht um seine Frau und die Kinder. Da blieb ihr ja nichts anderes übrig, als sich von ihm zu trennen. Glücklicherweise hat sie mir gleich alles erzählt, seitdem nennen wir uns immer beim Vornamen, sie heißt Ramona. Ich habe sie zu meiner Busenfreundin Ingrid, geschickt, Sie wissen ja, die vom Sozialamt, mit der ich in der Mittagspause immer alle Fälle bespreche. Wenn ich dabei auf solchen Unsinn wie den Datenschutz achten würde, hätte Ramona nie die Hilfe bekommen, die sie von uns beiden braucht.

Nun haben ich und meine Kollegin erst mal für Jahre Arbeit. Bei mir leider nur, bis die drei Kinder volljährig sind. Meine Kollegin Ingrid hat`s da besser, sie betreut Ramona bis sie stirbt. Denn für weibliche Sozialhilfeempfängerinnen gibt´s ja keine freien Stellen, die sind immer von den Männern besetzt. Und wenn doch mal eine frei ist, nach so vielen Jahren Erwerbslosigkeit kann man das Ramona gar nicht mehr zumuten, sich dem rauhen Erwerbsalltag zu stellen. Nachher stirbt die uns noch weg und dann haben die Kinder keine Mutter mehr, dann müssen die Kinder ins Kinderheim, das macht meine Kollegin Ursula vom sozialpädagogischen Dienst, die sitzt hinten im Flur, wir rauchen immer zusammen und tauschen uns dabei aus. Eigentlich gilt ja Datenschutz zwischen ihrer und meiner Abteilung, aber das interessiert doch eh keinen. Wir haben in all den Jahren mindestens schon 20.000 Zigaretten gemeinsam geraucht, da ist Datenschutz nun wirklich kein Thema mehr. 

Ursula besorgt dann drei Heimplätze, kostet unseren Landkreis 15.000 Euro im Jahr. Für unsere Kinder ist uns hier im Schwarzwald eben nichts zu schade. 

Was meinen Sie, die Kinder könnten ja auch zum Vater? so was gibt´s bei uns nicht, hat`s noch nie gegeben. Und überhaupt, wie soll das denn mit dem Kindesunterhalt klappen, der Mann ist verstärkt unterhaltspflichtig und hat drei Jobs, wie soll er da die drei Kinder versorgen? Nee, nee, der soll man brav seinen Unterhalt zahlen. 723 Euro für drei Kinder, die müssen erst mal erwirtschaftet werden. Die ziehen wir dann von den 15.000 Euro Heimkosten ab, schließlich sollen auch wir im Jugendamt zur Kostenentlastung für den Landkreis beitragen.

 

 

Kommentar Väternotruf:

Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind mit Sicherheit nicht unbeabsichtigt.

10.01.05

 

 

 


 

 

Oberlandesgericht Celle führt Rechtssprechung wieder auf den Boden des Grundgesetzes zurück

Im Beschluß vom 17.5.2001 - 12 WF 103/01 hat der 12. Familiensenat klargestellt, dass entgegen der Rechtssprechung anderer OLGs , z.B. Hamm und Hamburg, ein barunterhaltspflichtiger Elternteil nicht verpflichtet ist, zur Sicherung des Kindesunterhaltes neben seiner vollschichtigen Erwerbstätigkeit auch noch eine Nebentätigkeit auszuüben (veröffentlicht in "FamRZ Heft 10, 2002, S. 694. 

Interessant an dem hier vorliegenden Fall, dass die Beklagte eine barunterhaltspflichtige Mutter war. Wenn es wie in den meisten Fällen ein Mann gewesen wäre, hätte wohl auch das OLG Celle sich dem bisherigen Mainstream unendlicher richterlicher Weisheit zu barunterhaltspflichtigen Männern angeschlossen, der da lautet, "Raboti, raboti, nix Pause machen". 

 

 

 

 


zurück