Gerhard Amendt
Väter- und Geschlechterforscher
Gerhard Amendt
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Gerhard Amendt (* 8. Juni 1939 in Frankfurt am Main) ist ein deutscher Soziologe und war bis zu seinem Ausscheiden 2003 Professor am Institut für Geschlechter- und Generationenforschung der Universität Bremen.
Leben und Wirken
Amendt erwarb die Hochschulreife auf dem Zweiten Bildungsweg am Hessenkolleg in Frankfurt am Main. Er studierte Soziologie in Frankfurt am Main (u.a. bei Adorno) und in London. Während seiner Studienzeit engagierte er sich im Sozialistischen Deutschen Studentenbund.
Einer von Amendts Arbeitsschwerpunkten ist die Väterforschung, als Teil der Geschlechter- und Generationenforschung. In seiner Studie Scheidungsväter hat er erstmals empirische Untersuchungen zur Lage von Scheidungsvätern unternommen. Untersucht wurden Felder wie Trennungsgeschichte, Unterhaltszahlungen, Umgangshäufigkeiten, Gewalthandlungen, Gesundheit, soziale Lage, Arbeitslosigkeit, Mitgliedschaft in Väterorganisationen. Die Studie wurde von einem anonymen Mäzen finanziert. Amendt kommt zu dem Ergebnis, dass „die Studie durch Konfrontation mit der empirisch dokumentierten Wirklichkeit die Greuelmärchen über Scheidungsväter [widerlegt].“
Daneben hat Amendt Bücher und Aufsätze zum Kindeswohl, vor allem zur homosexuellen Elternschaft, Pädophilie und anderen Themen u.a. in angesehenen sozialwissenschaftlichen Zeitschriften publiziert.
Gerhard Amendt ist der Zwillingsbruder von Günter Amendt und jüdischen Glaubens.[1]
Veröffentlichungen
* 2004 Scheidungsväter. Wie Männer die Trennung von ihren Kindern erleben, Ikaru-Verlag, ISBN 3-88722570-8; 2006, Campus Verlag, ISBN 3-593-38216-4
* 1999 Vatersehnsucht
* 1995 Du oder Sie
* 1994 Wie Mütter ihre Söhne sehen
* 1992 Das Leben unerwünschter Kinder
* 1988 Der Neue Klapperstorch
* 1985 Die Macht der Frauenärzte
* 1985 Die bestrafte Abtreibung
Weblinks
* Webseite des Instituts
* Über die These von der Verdammnis durch die Frauen von Gerhard Amendt
* Gerhard Amendt im Stern-Interview
* Videostream zur Sendung Maischberger mit Gerhard Amendt
* Frauenbewegung und Nationalsozialismus von Gerhard Amendt (PDF-Datei; 1,16 MB)
Nachweise [Bearbeiten]
1. ↑ Radio Vatikan: Keine Veranstaltung abgesagt 27. März 2008
http://de.wikipedia.org/wiki/Gerhard_Amendt
28.12.2009
Gerhard Amendt
Scheidungsväter
Schriftenreihe des Instituts für Geschlechter- und Generationenforschung
Bd.6. 2004.
Ikaru-Verlag
Eine Studie, die im Buch "Scheidungsväter" veröffentlicht worden ist, beschreibt entlang von Scheidungsverläufen facettenreich die komplexe Welt der Scheidungsväter.
www.medizinnews.de/3887225708.htm
2. Januar 2008
Von Gerhard Amendt
Familienpolitik
Münchner Kindstötung zeugt von falscher Politik
Am Heiligabend töte ein 43-jähriger Münchner seinen achtjährigen Sohn. Danach erstickte er sich selbst. In seinem Abschiedsbrief erhebt er schwere Vorwürfe gegen die Politik. Der Fall ist ein Symptom für einen oft verschwiegenen Misstand: Hilfe suchende Scheidungsväter finden in unserer Gesellschaft keine Unterstützung.
Ein Mann und Vater in den Vierzigern bringt sich um. Zuvor beendet er das Leben seines nicht einmal 10 Jahre alten Sohnes. Ein grimmes und vermeidbares Beispiel in einer Zeit, in der die Politik sich der Tötung von Kindern entgegenstellen will. Der Vater hat seinem Sohn das Leben genommen, weil ein gemeinsames ihm unmöglich erschien.
Es geht um einen extremen Fall aus der Gruppe der Hälfte von Geschiedenen, die sich nicht darüber einigen können, wie oft das Kind seinen Vater sehen darf. Diesmal ist ein Kind dem Kampf um die Verfügung über das Kind zum tödlichen Opfern geworden. Anders als mordende Mütter trifft diesen Vater der Zorn der Gesellschaft. Während Mütter von der Polizei in den schützenden Mantel der psychischen Störung schnell und laienhaft gehüllt werden, lange bevor ein Gutachter sich überhaupt zu Wort gemeldet hat, trifft diesen Mann der gerechte Zorn stellvertretend auch für Kindestötende Mütter.
Es scheint, als dürfen Mütter verzweifeln und psychisch kollabieren, Väter hingegen nicht. Sie müssen überall ihren Mann stehen, obwohl beide den Tunnelblick kennen, dessen Licht am Ende kaum sichtbar ist und der von einem bestimmten Augenblick der Belastung an irre machend zurückweicht, damit unerreichbar erscheint, um im Dunkeln dann gänzlich verschwindet.
Der tötende Vater seines 8-jährigen Sohnes hat seinen Tunnelblick und sein Scheitern nicht nur auf seine begrenzte Belastbarkeit zurückgeführt, sondern an gesellschaftliche Verhältnisse zurückgebunden. Im Zusammenhang mit Scheidungen und verengten Väterlichkeitschancen tun das Männer immer öfters. Sie organisieren sich in Selbsthilfe, die von Familienministerinnen aggressiv ignoriert wird. So merken immer mehr Männer, dass der Forderung nach aktiver Väterlichkeit obskurer Weise eine hart gesottene Väterlichkeitsblockierung entgegenwirkt.
Ohnmachtserfahrung der Väter
Der Kindestötende Vater wollte seine Sicht dazu öffentlich machen. Während perverse Menschenfresser sich minutiös verbreiten können, wird einem tödlich verzweifelten Vater die Begründung seiner Ohnmachtserfahrung auf der eigenen Webseite untersagt. Das scheint erstaunlich, ist es aber nicht. Es geht um den Unterschied von voyeuristischer Zurschaustellung und den väterlichen Vorwurf der unterlassenen Hilfeleistung, der jenseits des Hinwegsehens liegt.
So kannte der tote Vater die gesellschaftliche Untätigkeit, die Männern entgegenschlägt, wenn Exfrauen ihnen den Kontakt zu ihren Kindern vorenthalten wollen. Für Hilfe suchende Scheidungsväter gibt es nun einmal keine Unterstützung. Und die Ämter für Familienhilfe sind obendrein nicht selten durch personalpolitische Entscheidungen männerfeindlich gestimmt. In der Sprache des 43-Jährigen fühlte er sich von „femifaschistischen Vollidioten“ umzingelt, die ihm nicht nur seine Väterlichkeit streitig machen, sondern, im Blick auf die Gesellschaft, jungen Männern den Wunsch nach Familie und Kindern austreiben wollen. Und liegt darin nicht eine mächtige Wahrheit begraben?
Väterlichkeitsfeindschaft der Politik
Ob der verzweifelt Sohnestöter es wusste oder nicht, diese Animosität wird sich kennen zu einer Veranstaltung der Väterlichkeitsfeindschaft in Frankfurt kennen verdichten. Mit Unterstützung des Bundesjustizministeriums und des Sozialministeriums in Hessen wird der abwegige Versuch abermals unternommen, die gemeinsame elterliche Sorge zu liquidieren. Der Tross der alt-feministischen Gegnerinnen und ihrer Paladine tritt multiministeriell unterstützt zum Schlag gegen das Recht der Kinder auf beide Eltern an. Weil vernünftige Argumente dafür nicht zu haben sind, wird der Vorwurf der väterlichen Gewalt ins Feld geführt.
Da Gewalt angeblich nur das sein kann, was Frauen dazu erklären, kommt das dem Versuch gleich, Kindern den Vater immer dann zu nehmen, wann Mütter ihnen die Väterlichkeit vorenthalten wollen. Und da Gewaltvorwürfe zum automatischen Sesam-öffne-dich für die Diskriminierung von Männern geworden ist, versucht die Tagung nichts anderes, als Kindern den Vater nach der Scheidung zu nehmen. Viele Frauenberatungsstellen sehen darin nebenbei eine sinnvolle Bestandgarantie für ihre Zukunft. Das Absurde an diesem Gewaltschutzargument ist, dass in den 30 Prozent der Scheidungsfälle, in denen es zu ein- oder mehrmaliger Gewalt kommt, 60 Prozent der Gewalthandlungen von Expartnerinnen begonnen werden.
Der Sohnesstötende Vater ist auch an dieser äußeren Realität gescheitert. Es geht schon lange nicht mehr ums Hinsehen, sondern ums unterlassene Handeln – der Politik.
Prof. Gerhard Amendt ist der Autor von "Scheidungsväter, Wie Männer die Trennung von ihren Kindern erleben", Campus 2006
http://www.welt.de/meinung/article1509968/Muenchner_Kindstoetung_zeugt_von_falscher_Politik.html
SCHEIDUNG / Treffen Trennungen nur Frauen und Kinder? Neue Studien korrigieren ein schiefes Bild
Auch die Väter leiden
Der Alltag verbindet die Generationen. Oft bedeutet die Scheidung den Verlust der Nähe zwischen Vätern und Kindern.
Fotos: Ute Grabowsky/ photothek.net
RHEINISCHER MERKUR: Immer mehr Ehen werden geschieden. Dabei wird oft nur diskutiert, wie es den Frauen damit ergeht. Sie befassen sich in Ihrer neuen, großen Studie, in der Sie 3600 Männer befragt haben, mit deren Scheidungserfahrung. Weshalb?
GERHARD AMENDT: Wir haben eine einseitige Sicht auf das Leid von Scheidungen. Wir sehen die Frauen und gelegentlich auch die Kinder. Diese Haltung hat sich durchgesetzt. Das hat zur Folge, dass man nicht danach gefragt hat, wie es den Männern geht. Dabei sind die Scheidungsfolgen für sie erheblich.
...
Gerhard Amendt: Scheidungsväter. Ikaru, Bremen 2004. 240 Seiten, 21,50 EUR, www.vaeterstudie.de
http://www.merkur.de/aktuell/la/stil_051001.html
Universität Bremen
Institut für Geschlechter- und Generationenforschung
Prof. Dr. Gerhard Amendt
Subskriptionsangebot: Scheidungsväter
„Über die Erfahrungen von Scheidungsvätern wissen wir nur wenig – und das wenige, das wir zu wissen glauben, ist nicht selten von Vorurteilen bestimmt.
Wir haben uns deshalb zum Ziel gesetzt, was auch in der Wissenschaft bislang verabsäumt wurde: uns unvoreingenommen anzuhören, was Männer über ihre Probleme als Scheidungsväter zu berichten haben. Was wir dabei erfuhren, hat uns erstaunt, erschreckt und nachdenklich gemacht. Es ist an der Zeit, ein differenzierteres Bild von Scheidungsvätern zu zeichnen, das mit gängigen Klischees aufräumt.“ (Aus dem Vorwort).
Allen, die sich für die Ergebnisse unserer Forschungsprojektes interessieren, bieten wir die Möglichkeit zum Subskriptionspreis von 19,00 € vorzubestellen.
Gerhardt Amendt: Scheidungsväter, IGG, 2003. Gebunden, ca. 240 Seiten.
Dieses Angebot ist bis zum 30. November 2003 befristet. Der Buchhandelspreis beträgt dann 21,50 €.
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Sie müssen bis spätestens 30. November 2003 Ihre Überweisung vornehmen.
Das Buch erscheint Anfang Dezember und wird Ihnen automatisch zugestellt.
Interessenten aus Österreich und der Schweiz melden sich bitte bei: igg@uni-bremen.de
Mit freundlichen Grüßen,
Institut für Geschlechter und Generationenforschung
Tel.: 069-945 087 52
E-Mail: igg@uni-bremen.de
„Väterlichkeit, Scheidung und Geschlechterkampf“
Über „Väterlichkeit, Scheidung und Geschlechterkampf“ scheibt Gerhard Amendt vom Bremer Institut für Geschlechter- und Generationenforschung in der Beilage der Wochenzeitschrift „Das Parlament“ vom 3. Mai 2004. Und dies ist einer der wirklich lesenswerten Beiträge, die wir euch zur näheren Betrachtung unbedingt empfehlen möchten:
http://www.bpb.de/publikationen/VJDYP1,0,0,V%E4terlichkeit_Scheidung_und_Geschlechterkampf.html#art0
(Die einzelnen Kapitel sind im Inhaltsverzeichnis anzuklicken!)
Im Dezember 2003 erscheint Gerhard Amendt:
"Väter nach der Scheidung"
IGG - Universität Bremen, ISBN 3-88722-570-8.
Ein Zeichen aggressiver Desinteressierheit
Gerhard Amendt
in: "Der Standard", 11.08.2001
"Jungen heute" eine Sendung im Forum Kultur des Deutschlandradios (funks?) am 9. März 2001
Es diskutierten der Bremer Soziologe Professor Gerhard Amendt, Leiter des Instituts für Geschlechter- und Generationsforschung (IGG) der Universität Bremen; Dr. Anita Heiliger, Mädchen- und Frauenforscherin, Stephan Höyng, Männerforscher; Frau Dr. Coen, Abteilungsleiterin im Bundesfamilienministerium.
Während Gerhard Amendt recht ruhig und klar zum Thema sprach, merkte man Frau Heiliger ihre Aufgeregtheit und Betroffenheit sehr an. Eigene persönliche Betroffenheit kann eine gute Motivation zum Engagement für veränderte Verhältnisse sein. Wenn Betroffenheit jedoch nicht über Klischees und Schwarz-Weiss-Bilder hinauskommt, bleibt sie einfach reaktionär und entwicklungshemmend. Dies scheint bei Frau Heiliger zum Teil vorzuliegen. Sie operierte wie gewohnt mit Schlagworten und Glaubenssätzen "Gewalt ist männlich - wir alle wissen das".
Frau Coen wirkte sehr sachlich, nur auf die Frage warum auf den aktuellen Jungenplakaten des Bundesfamilienministeriums der stigmatisierende Satz "Wer geschlagen wird, schlägt zurück", gab sie nur eine ausweichende Antwort. Wahrscheinlich will Sie sich loyal zu ihrer Ministerin verhalten, die für die millionenschwere und teilweise missglückte Kampagne die politische Verantwortung trägt.
Stephan Höyng trug in ruhiger und anschaulicher Art Erfahrungen aus einem Berliner Jungenprojekt von Dissens e.V. vor und wies vor allem auf die Bedeutung hin, dass Jungen für eine gute Entwicklung ihre Väter oder andere ihnen zugewandte Männer brauchen.
"Vatersehnsucht Annäherung in elf Essays"
von Gerhard Amendt
Bremen 1999, 50 DM, ISBN 3887224523
Vorwort
I Der Weg in die Gesellschaft führt über den Vater
Väterlichkeitssuche - Das Unbehagen an selbstbestimmter Väterlichkeit
II. Alleinerziehende Mütter und kinderlose Väter
Der erste Anlaß zum Alleinerziehen – Der zweite Anlaß zum Alleinerziehen – Der dritte Anlaß zum Alleinerziehen ist ein Lebensentwurf – Der vierte Anlaß ist eine Reaktionsbildung auf eine enttäuschende Partnerschaft –
Exkurs: Elterliche Androgynität – Zorn auf die Väter - Die wegweisende Stimme des fehlenden Vaters – Die Mutter schützen und den Vater verachten –
Mein Sohn, der geheime Vertraute meiner Frau – "Mein Vater, den ich hasse!"
– "Waren Sie der geheime Vertraute ihrer Mutter?" – Ein trügerisches Gefühl der Beherrschung – Wer ist meine Mutter und wer sind meine Brüder? Wer mich sieht, der sieht den Vater! – Der Preis der Grandiosität: Die Angst selber zerstört zu werden – Zur Topographie unzufriedener Mütter
III. Angst vor der Väterlichkeit
Die Bedeutung der Desidentifikation – Die Ablehnung des Vaters zeugt von ungestillter Vatersehnsucht – Endlose Mutterbindung – Einfühlungsvermögen – Die Schandtat des Vaters - ein Fehler der Mutter!
IV.Männer, beugt euch nicht!
Wir wollen Helden keine Sklaven!
Traditionelle Männlichkeit oder: ein Idealtyp moderner Männlichkeit?
V. Ohne Vater: motherfucker und mother-fucking
Frauenentwertung und Vergewaltigungsagitation in der Rap Kultur – Die Verleugnung des Vaters gebiert den Staat als Vaterersatz –
Empathiefähigkeit und Vaterlosigkeit
VI. Ritual und Übergriff
VII. Die Penisküsserinnen
VIII. Schweigende Väter:
Mütterliche Verführung
Fall 1: "Ich hab Dich ja! Ich brauche keinen anderen!" – Fall 2: Der Fall
Pete - "Ich fühlte mich, als sei alles mein Fehler!" – Fall 3: Die Tür war
nie abgeschlossen – Fall 4: Die offene Tür – Fall 5: Der tägliche Einlauf –
Fall 6: Richard - Im Bett der Tante
IX Pädophilie:
Männlichkeit ohne Väterlichkeit
Grenzenlosigkeit zwischen den Generationen – Ohnmächtige Männer - allmächtige Kinder – Kinder als Ersatzobjekte – Die Pädophilisierung der Erwachsenenwelt – Mit bösen Taten die Dämonen der Kindheit vertreiben
X. Vatersehnsucht:
Vater macht und Mutters Macht
Wie Eltern sich arrangieren
XI. Neue Väterlichkeit
Ein Leben ohne Verzicht – Die Macht des Mannes - die Ohnmacht des Vaters.
Das Beispiel zur Neuen Männlichkeit – Neue Elterlichkeit
Anmerkungen
Bibliografie
Das Gerüttel vom Schlitten, das macht mich ganz müde. ...
Ich leg mich zurück und schließe die Augen und vertraue auf Dich, mein Sohn!
Henrik Ibsen: Peer Gynt
Vorwort
Als ich damit begann, mich mit den wenig gesprächigen Beziehungen zwischen Müttern und Söhnen zu beschäftigen, erschien deren alltägliches Verhältnis noch in die Selbstverständlichkeit einer natürlichen Ordnung getaucht. Selbst das Schweigen über die still daneben stehenden Väter war davon nicht ausgenommen, obwohl oder vielleicht gerade weil sie zeitgleich als Väter ihrer Töchter bereits heftig kritisiert, wenn nicht sogar von manchen leichtfertig als universelle Täter an Töchtern und Frauen phantasiert wurden. Aber Männer und Väter schweigen noch immer so vor sich hin, wie sie es bereits als junge Söhne zur Geschichte mit ihrer eigenen Mutter und dem ebenfalls daneben stehenden schweigenden Vater taten. Viel Forschung gab es damals wie heute nicht und was vorlag, sah die Beziehung eher gänzlich ohne Probleme, wenn nicht gar von einem Schleier der Friedfertigkeit und der geruhsamen Ausgeglichenheit bedeckt. Natürlich interessierte mich zu allererst, wie Söhne rückblickend ihre Beziehung zur Mutter mit der Reife erwachsener Männer sehen. Denn nur wer diesen Blick wagt, dem gerät die Beziehung zu seinem Vater ebenfalls in den Blick. Wer die Mutter nicht sieht, sieht nämlich auch den Vater nicht! Interessiert hat mich die sehr einfache, ja, geradezu naheliegende aber gänzlich ungewöhnliche und selten gestellte Frage: Was trägt eigentlich die Beziehung von Mutter und Sohn dazu bei, daß spätestens im Alter von 20 Jahren aus dem kleinen Jungen ein erwachsener Mann geworden ist, der eine unverwechselbare Persönlichkeit und zugleich doch alle Zeichen zeitgenössischer Männlichkeit und Väterlichkeit in sich trägt? Eine Männlichkeit und Väterlichkeit, über die in den letzten drei Jahrzehnten eher Unerfreuliches denn Rühmliches zu hören war. Wie trägt also das dreieckige Beziehungsgeflecht zwischen Söhnen, Müttern und Vätern dazu bei, daß Männer so werden wie sie später sind. Oder sind Männer ganz einfach nur deshalb so wie sie sind, so lautet eine weit verbreitete These, weil spätestens mit der Pubertät die männliche Kultur wie ein verheerendes Unwetter über die Jungen hereinbricht und sie dazu zwingt, sich der maroden Männlichkeit und der nichtssagenden Väterlichkeit ihrer Väter anzupassen? Ja, und daß sie damit - wie von einem unwiderstehlichen Sog - der heilen Welt der Mutter entrissen würden. Mit der schrecklichen Folge, daß all die segensreichen Erfahrungen der ersten Lebensjahre unwiederbringlich verloren gehen und die gute Aussaat im widrigen Wetter verrottet. Allein der Versuch, für die heftig kritisierte Männlichkeit Erklärungen nicht in den himmlischen Gefilden der Natur, sondern auf dem irdischen Boden alltäglicher Arrangements zwischen Männern und Frauen, Vätern und Müttern zu suchen, hat Kritikerinnen zu der Vermutung verführt, ich wollte den geschädigten Ruf der Männlichkeit "zu Lasten der Mütter" wieder herstellen. Da das Geschlechterarrangement von Macht und Ohnmacht, mehr noch, von stillschweigenden Übereinkünften handelt, führt ein Streit für den guten und gegen den schlechten Ruf nur in die Leere. Wer die Alltäglichkeit des Geschlechterarrangements in seinen Tiefen und gegenseitigen Abhängigkeiten verstehen, wer sie für Veränderungen überhaupt offen halten will, der muß sich der Suche der Wahrheit, nicht der Rücksicht und schon gar nicht der Selbsttäuschung verpflichten. Und solange die unmittelbare Erziehungsmacht wie in diesem Jahrhundert fast vollständig noch immer in den Händen der Mütter liegt, tragen sie unmittelbar die Verantwortung dafür, wie sie diese ausüben. Die frühe Erziehung in der Familie ist das Herrschaftsterrain der Frauen, egal ob sie viel Gutes, weniger Gutes oder viel Schlechtes daraus machen. Das Elternarrangement läßt sich nur verstehen, wenn auch die Welt der Frau als Mutter untersucht wird. Das sich einzugestehen, ist für beide Geschlechter zur Jahrtausendwende der allgemeinen Zeitrechnung durchaus eine zumutbare Perspektive, der sich der Einzelne, die Politik und selbstverständlich ebenso die Forschung nicht mit politischen oder psychischen Einwänden widersetzen sollte. Das heißt, daß Männlichkeit und Väterlichkeit in einer Art und Weise besichtigt werden müssen, die verstehen will, wie beides entstanden ist und wie es sich im Alltag von Familien und Gesellschaft über Generationen hinweg kulturell fortpflanzt oder vor sich hin vegetiert. Allein diese Besichtigung macht Änderungen in der Väterlichkeit und damit überhaupt erst im Arrangement von Elterlichkeit möglich. Dieser Zugang verzichtet auf offene oder unterschwellige Unwerterklärungen, die neben dem kurzfristigen und flüchtigen Gefühl der moralischen Überlegenheit nichts bewirken. Es gibt ein stetig wachsendes Interesse daran, nicht nur über die Arbeitsweisen männlicher Macht in der außerhäuslichen, sondern ebenso über die Mechanismen weiblicher Macht in der häuslichen Sphäre mehr zu verstehen. Daß dabei die Grenzen ins Terrain des anderen Geschlechts jeweils überschritten werden, ist selbstverständlich. Gerade daraus bezieht der Begriff des Geschlechterarrangements und der Elterlichkeit als einer besonders wichtigen Erscheinungsweise dieses Arrangements seine überragende Bedeutung. Der Wunsch nach Veränderung rückt immer mehr ins Zentrum und das ewige Gezeter, ob nun Männer oder Frauen das bessere Geschlecht seien und ob das von Natur aus so gegeben sei, wird in den Hintergrund treten. Ausgeprägterscheint mir dieses Interesse schon unter den jungen Männern und Frauen, deren Generation den verdammenden Feminismus und das sprachlose männliche Wegducken nur als Rückblick auf einen Kosmos von schwer nachvollziehbaren Feindseligkeiten kennengelernt hat. Das sind wegweisende Anzeichen dafür, das die alle Veränderungen lähmende Spaltung der Geschlechter in gute Frauen und gute Mütter und böse Männer und schlechte Väter und umgekehrt sich allmählich entschärft.
Es zeichnet sich eine neue Gelassenheit ab, die Männer auf ihre Mutter und deren Weiblichkeit voller Interesse blicken läßt. Egal auf welche Überraschungen sie dabei stoßen. Und Mütter werden sich ebenso fragen, was in ihrer Beziehung zu den Söhnen es hat gewesen sein können, was die Söhne so hat werden lassen, wie sie es sich nicht gewünscht hatten. Nämlich eine höchst zwiespältige Männlichkeit, in welcher der Haß auf die Frauen und die Abwertung des Weiblichen immer noch eine überbordende bewußte wie unbewußte Bedeutung einnehmen. Und zugleich geraten durch die anstehenden Rückblicke der Söhne und der Töchter die Väter ins Visier. Denn ohne den Vater geht es nun einmal nicht. Dabei ist es einerlei, ob er klug und weise die Realität vertritt, ob er sich seinen Pflichten entzieht, sie begeistert wahrnimmt oder ob die Kinder ihn nicht einmal kennen. Der Vater gehört zur Kindheit dazu. Sowohl im Zorn der Mutter auf ihn, wie in ihrer Verachtung für seine Unaufmerksamkeit oder in der Enttäuschung der Kinder über das väterliche Schweigen wird er vorausgesetzt. Er ist zumindest symbolisch gegenwärtig. Denn totschweigen kann man nur einen Lebenden und zornig sein nur auf einen, der enttäuscht. So wird die neue Gelassenheit daraus entstehen, daß die Beziehung der Mutter zum Sohn oder zur Tochter ebenso als eine Beziehung des Sohnes oder der Tochter zum Vater gesehen wird. Ebenso wird man sich daran gewöhnen, Vater und Mutter nicht nur als zwei Personen, sondern als Elemente eines gemeinsamen Dritten, nämlich von Elternschaft zu sehen. Man wird wahrnehmen, was der Vater getan, was er gemildert oder was er unterlassen hat. Denn immer gibt es Vater und Mutter. Es gibt sie als konkrete Personen, und es gibt sie als Vorstellung und als Phantasie in den Kindern. Für viele Kinder ist der Vater aber oft nur noch eine nebulös zwiespältige Figur, die sich öffentlich abwerten und in der Familie an den Rand drängen läßt oder die sich sprachlos selbst zerfleischt. Der Vater droht als inneres Bild zu verblassen. Und das ist die eigentliche Gefahr für die Kinder wie die Gesellschaft als Ganzes. Aber wie immer Männer ihre Väterlichkeit gestalten werden, der Vater wird immer Anlaß für heftige Reibungen sein.
Aus dem Schwinden der Vatererfahrung entsteht die Vatersehnsucht. Die Vatersehnsucht ist ein sehr intensives Gefühl, das allerdings zumeist verleugnet wird. Ob Männer sich als Väter selbst zerfleischen oder ob sie geschmäht werden, ist für Kinder, ja, sogar für Erwachsenen einerlei. Was sie nicht hatten, was sie vermißten oder worin sie sich ärgerlich fügten, es schuf jene unendliche Vatersehnsucht, die sich kaum zu äußern wagt. Die Angst vor der abermaligen Enttäuschung ist einfach zu groß, sowohl für Kinder als auch Erwachsene. Nur wer die Vatersehnsucht kennt, weiß daß es keine idealen Väter gibt. Vater und Mutter sind die Eltern. Sie sind es gemeinsam. Ob sie ihre Elternschaft praktizieren, ist damit noch nicht gesagt. Wenn sie es gemeinsam nicht sein wollen (oder es nicht sein können), so ist"Einelternschaft" doch nie ein Ausweg. Zumal es gar keine Einelternschaftgibt, allenfalls einzelne Elternteile. "Einelternschaft" ist allenfalls eine Wunschvorstellung von Erwachsenen, die sich über kindliche Elternwünsche hinwegsetzt und aus äußerer Not, aus Schicksalsschlägen, aus Leichtsinn, Haß auf Männer, deren Verachtung oder ideologischen Wahngebilden und vielen anderen Gründen auf den Vater verzichten will. Und dieser Verzicht hat vielfach etwas Heroisches, das von sich meint, auf den Vater verzichten zu können, indem man sich und Teile seines Lebens im Namen und zum Wohl der Kinder opfert. Die Kinder erhalten die Rechnung dafür später. Alle erwachsenen Anstrengungen, wie ehrlich, aufopfernd oder sanft manipulierend zum Wohle des Kindes sie sein mögen, werden nichts daran ändern, daß den Kindern der andere Elternteil fehlt. Und je mehr die Erwachsenen das verleugnen, um so mehr unterdrücken sie den Wunsch der Kinder nach ihrem Vater. Wie Frauen den fehlenden Vater präsentieren, entscheidet letztlich darüber, wie Kinder sein Fehlen merken und ob ihnen erlaubt wird, ihn überhaupt zu vermissen. Das werde ich eingehend untersuchen. Ich werde zeigen, in welche inneren und äußeren Konflikte Kinder gestürzt werden, wenn ihr Wunsch nach dem Vater in unendlichen Spielweisen an der äußeren Welt der Verleugnungen zerschellt. Eben wenn sie sich nicht einmal ein Bild von ihm machen, ja, noch nicht einmal ein schlechtes von ihm haben dürfen. Aber alle Kinder haben ein Recht auf ihre Eltern und ihre Phantasien über diese. Sie sind nicht als idealisierte, realitätsferne Bilder zu verwerfen, sondern als ambivalente Vorstellungen, eben als innerpsychische Wirklichkeit der Kinder ernst zu nehmen. Es geht darum, daß beide Elternteile eine widersprüchliche und spannungsreiche Einheit in der Vorstellungswelt der Kinder bilden dürfen. Deshalb hat gerade die zunehmende Abwertung und Verleugnung der Väterlichkeit ein paradoxes Phänomen entstehen lassen. Paradox deshalb, weil es hervorbringt, was im Namen eines mißverstandenen Kindeswohls unterdrückt werden sollte: die Bindung an den Vater. Je mehr die Väterlichkeit verschrieen oder als unabdingbares Element von Kindheit in Abrede gestellt wird, um so heftiger wird die Sehnsucht nach ihm entfacht. Daraus ist jenes leidenschaftliche Begehren im Untergrund entsprungen: die Vatersehnsucht. Paradoxerweise entzündete sie sich sowohl an der Feindseligkeit wie der sachlichen Kritik, die an der Väterlichkeit geübt wurde.
Aber wo, so läßt sich fragen, zeigt sich denn das leidenschaftliche Gefühl der Vatersehnsucht? Wie kann ein leidenschaftliches Sehnen nach dem Vater verbreitet sein, wenn niemand die Sehnsucht spürt und statt dessen nur Entwertungen zu vernehmen sind? Auf diese Frage will ich versuchen, in elf Essays aus höchst unterschiedlichen Blickwinkeln Antworten zu geben. So sei als erste Orientierung angemerkt, daß gerade Gefühle von besonderer Leidenschaft den Weg ins bewußte Fühlen mitunter besonders schwer finden. Das wird immer dann der Fall sein, wenn der Leidenschaft zugleich sich große Gefühle der Angst zugesellen und wenn - wie bei der Vatersehnsucht - die Leidenschaft fürchtet, ihr Ziel nicht zu finden und das Hoffen vergeblich gewesen sein könnte. Vatersehnsucht zu verleugnen, wirkt dann wie ein Schutz gegen die gefürchtete Enttäuschung. Aber es ist bei weitem nicht die individuelle Angst allein, die sich dem bewußten Erleben der Vatersehnsucht hemmend entgegenstellt. Was individuell als Angst vor der bewußten Sehnsucht sich zu erkennen gibt, wird ebenso durch die Kultur wie die politisch und wissenschaftlich geübte Vaterverachtung hervorgebracht. Die Vaterfeindlichkeit der Kultur wirkt wie eine Gefühlszensur. Man könnte sagen, daß das Gebot, Du sollst Vater und Mutter ehren in der Moderne den Vater ausschließt. Von selbst wird die Vatersehnsucht den Weg ins bewußte Erleben nicht finden. Dazu bedarf es eines anderen Verständnisses von Elternschaft und neugieriger Kinder in jedem Alter, die ihrer Sehnsucht folgen möchten. Um die Sehnsucht nach dem Vater zu verstehen, war ich auf die Mitarbeit von Müttern und Söhnen angewiesen. Fast fünfhundert Männer und mehr als eintausend Frauen haben dankenswerterweise den sehr umfangreichen Fragebogen ausgefüllt, der die empirische Grundlage für einige meiner wesentlichsten Überlegungen bildet. Die Fragen waren beschwerlich, weil sie Antworten erbaten, die für viele in intime Bereiche führten, in denen sie sich bislang nicht bewegt hatten.
Mein Dank gilt den Frauen und Männern, die den Fragebogen ausfüllten, aber auch den anderen, die den Fragebogen zwar angefordert haben, dann aber aus sehr persönlichen Gründen darauf verzichteten, ihn zurück zuschicken. (...)
ausführlicher unter:
http://uni-bremen.de/~sozarbwi/deutsch/institut/igg.html#Textauszüge